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Spätfolgen bei Frühchen

Frühgeborene Zwillinge im Kinderbett

Viele frühgeborene Kinder benötigen Aufmerksamkeit und medizinische Unterstützung. © iStock/NolanWynne

Manche Babys erblicken schon vor der vollendeten 37. Schwangerschaftswoche die Welt, oft liebevoll „Frühchen“ genannt. Dank fortschrittlicher medizinischer Versorgung haben selbst sehr früh geborene Babys heute gute Überlebenschancen. Dennoch bestehen bei einer Frühgeburt immer gewisse gesundheitliche Risiken. Auf die Frage, welche Komplikationen bei Frühchen häufig auftreten und welche Spätfolgen möglich sind, findest Du hier eine ausführliche Antwort.

Was sind Komplikationen einer Frühgeburt?

Bei Frühchen sind wichtige Organfunktionen oft noch nicht vollständig entwickelt. Ungeborene im Mutterleib haben zwar schon frühzeitig alle Organe, die eine Ultraschalluntersuchung sichtbar macht, jedoch dauert es die gesamte Schwangerschaft, bis diese richtig ausgereift sind. Frühchen können daher gesundheitliche Probleme haben. Das Risiko für Komplikationen ist generell höher, je früher ein Baby auf die Welt kommt.

Atemnot

Erst um die 35. bis 37. Schwangerschaftswoche ist die Lungenreife abgeschlossen. Eine häufige Komplikation bei früher geborenen Kindern ist daher die selbstständige Atmung. Einige Frühchen sind anfangs auf eine Atemunterstützung angewiesen, die wiederum weitere gesundheitliche Risiken birgt. Um dem Atemnotsyndrom und dessen negativen Folgen vorzubeugen, bekommt die Mutter bei einer drohenden Frühgeburt oft eine Lungenreifungsspritze. 

Hirnblutungen

Das Risiko für Hirnblutungen ist bei Frühchen vor der 32. SSW erhöht. Die Blutgefäße sind bei den zarten, unterentwickelten Kindern noch sehr empfindlich und können daher leicht reißen. Das betrifft vor allem eine Ansammlung feinster Gefäße in einigen Hirnarealen. Je nach Schweregrad können Hirnblutungen harmlos verlaufen, aber auch ernste Schäden verursachen. Aus diesem Grund überwacht das medizinische Personal die Frühgeborenen in einer Frühchenstation besonders intensiv, um bei ersten Anzeichen sofort reagieren zu können. 

Infektionen

Frühgeborene haben eine schwächere Immunabwehr, weshalb sie deutlich anfälliger für Infektionen sind. Bei Frühchen ist einerseits das aktive Immunsystem noch nicht komplett ausgereift. Andererseits bekommen Ungeborene den „Nestschutz“ – die mütterlichen Abwehrstoffe – erst in den letzten Schwangerschaftswochen über Plazenta und Nabelschnur. Kommt ein Kind vor Ende der 34. SSW zur Welt, hat es deshalb kaum oder gar keine passiven Immunabwehrstoffe der Mutter erhalten. Daher kann eine eigentlich harmlose Erkältung für Frühchen lebensbedrohlich werden.

glückskind-Tipp ★ Um Infektionen vorzubeugen, spielt die Hygiene auf einer Frühchenstation eine große Rolle. Eltern können ihr Frühchen bei der Entwicklung des Immunsystems durch Stillen und das sogenannte Känguruhen (Kangarooing) unterstützen.

Beim Känguruhen sitzt die Mutter oder der Vater bequem in einem Stuhl und wärmt das Frühchen zugedeckt bäuchlings auf dem eigenen Bauch oder der Brust. In dieser beinahe aufrechten Position und durch die vertraute Nähe atmen Frühchen deutlich tiefer und ruhiger, selbst bei künstlicher Atemunterstützung. Auch neuronale Verknüpfungen lassen sich durch den engen Hautkontakt zwischen Mutter oder Vater und Kind fördern. 

Weitere gesundheitliche Probleme bei Frühchen 

Die Nieren und der Magen-Darm-Trakt können unterentwickelt sein, weshalb bei Frühchen Darmprobleme nicht selten sind. Netzhauterkrankungen gehören zu den Hindernissen von Frühchen, die teilweise durch die notwendigerweise erhöhte Sauerstoffzufuhr bei der künstlichen Beatmung hervorgerufen werden. Aufgrund ihrer noch unreifen Leber entwickeln viele Frühchen Gelbsucht. Die Entwicklung des Gehirns kann durch die vorzeitige Geburt beeinträchtigt sein. Ein offener Ductus arteriosus (Loch im Herzen) ist bei Frühchen ebenfalls häufiger zu beobachten als bei zeitgerecht geborenen Kindern. 

Welche Spätfolgen können Frühchen haben?

Die gute Nachricht ist, dass die typischen Komplikationen einer Frühgeburt größtenteils gut behandelbar sind. Die meisten Frühchen entwickeln sich normal und wachsen zu gesunden Kindern heran. Dennoch lassen sich Spätfolgen trotz intensiver medizinischer Behandlung und der liebevollen Betreuung durch die Eltern nicht immer vermeiden. Bei manchen Frühchen machen sich die holprigen ersten Lebensmonate langfristig bemerkbar. In diesem Zusammenhang spricht man von Spätfolgen bei Frühchen oder auch Langzeitfolgen.

Konkret geht es hierbei um entwicklungsneurologische Defizite, die insbesondere vor der 34. Schwangerschaftswoche geborene Frühchen betreffen. Darunter fallen die Sprachentwicklung, die Grob- und Feinmotorik, die kognitiven Fähigkeiten, das Kontaktverhalten und die emotionale Entwicklung. Frühchen zeigen in diesen Bereichen häufiger Auffälligkeiten, die gezielte Therapien erfordern. Die Spätfolgen bei Frühchen treten vielfach erst im Alter von zwei Jahren zutage, weshalb eine frühe Prognose nur schwer möglich ist. 

Haben Frühchen später Probleme?

Frühgeborene Kinder haben aufgrund der vielfältigen gesundheitlichen Komplikationen oft keinen einfachen Start ins Leben. Die Langzeitfolgen bei Frühchen betreffen jedoch nicht nur das physische Wohlbefinden. Eine Frühgeburt kann sich auch auf die Persönlichkeit auswirken.

Die möglichen psychischen Folgen einer Frühgeburt sind durch verschiedene Studien belegt: 

  • Soziale Kompetenzen: Frühchen leben als Erwachsene häufiger zurückgezogener und es fällt ihnen mitunter schwerer, soziale Beziehungen einzugehen. 

  • Mobbing in der Kindheit: Frühgeborene werden öfter Opfer von Mobbing, da sie ängstlicher und unsicherer sind im Vergleich zu anderen Kindern. 

  • Kognitive Schwierigkeiten: Insbesondere Frühchen mit niedrigem Geburtsgewicht können später kognitive Defizite haben. Dadurch lernen sie langsamer und haben somit geringere Chancen auf einen höheren Schulabschluss und eine erfolgreiche berufliche Karriere. 

Welche Ursachen haben psychische Spätfolgen bei Frühchen?

Die rechtlichen Regelungen, ab wann frühgeborene Kinder in Deutschland behandelt werden dürfen – und ab wann sie behandelt werden müssen – setzen den Ärzteteams derzeit klare Vorgaben. Mit Vollendung der 24. Schwangerschaftswoche, also mit Beginn der 25. Schwangerschaftswoche, sind Ärzte dazu verpflichtet, alle ihnen zur Verfügung stehenden Mittel und Möglichkeiten auszuschöpfen, damit das Kind überlebt und sich gesund entwickelt. Da mit geringerer Reife jedoch das Risiko für schwere körperliche und geistige Behinderungen deutlich zunimmt, werden Kinder, die in der 22. und 23. Schwangerschaftswoche geboren werden, in eine rechtliche Grauzone hineingeboren. Sie dürfen intensiv-medizinisch behandelt werden, aber es gibt dafür keine rechtliche Pflicht. Die Leitlinie „Frühgeborene an der Grenze der Lebensfähigkeit“ gibt Ärzten in Deutschland Empfehlungen für die Behandlung von Extremfrühchen. Es liegt im Ermessen der Ärzte, der Klinik und der Eltern, ob sie extreme Frühgeborene vor der 24. Schwangerschaftswoche betreuen.

Wie können Eltern ihren Frühchen helfen?

Neben speziellen Therapien für Frühchen gibt es einige weitere Möglichkeiten, die für Familien mit Frühchen infrage kommen. Achtsamkeitsübungen können dazu beitragen, die kognitiven und emotionalen Fähigkeiten zu verbessern. Weiterhin ist das Verhalten der Eltern gegenüber ihrem frühgeborenen Kind bedeutend: Eltern können ihrem Kind beispielsweise dabei helfen, sich schwierigen Aufgaben zu stellen und dadurch sein Selbstbewusstsein zu stärken. Kinder sollten Rückendeckung erfahren, aber gleichzeitig ist es wichtig, dass Eltern ihrem Frühchen nicht alle Konflikte und Schwierigkeiten aus dem Weg räumen. 

Welche Behinderungen können Frühchen bekommen?

Behinderungen durch eine Frühgeburt sind glücklicherweise selten, können aber vor allem infolge einer Hirnblutung auftreten. Für extrem frühgeborene Babys sind die Prognosen etwas ernüchternder. Behinderungen wie ein verringerter Intelligenzquotient, Hörverlust oder Blindheit treten vermehrt auf. Eine mögliche Behinderung ihres Frühchens stellt für Eltern natürlich eine große Sorge dar. Eine „Behinderung“ im medizinischen Sinne muss jedoch nicht in jedem Fall bedeuten, dass dein Frühchen später im Leben eingeschränkt ist.

glückskind-Tipp ★ Die meisten Frühgeborenen haben gute Chancen auf ein erfülltes Leben. Eine gezielte Frühforderung mit pädagogischen und therapeutischen Maßnahmen kann unterstützend wirken. 

Dein glückskind-Team  

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