Typische Kinderkrankheiten

Nimm mit Deiner Kinderärztin oder Deinem Kinderarzt rechtzeitig Kontakt auf, wenn Du bei Deinem Kind eine ansteckende Kinderkrankheit vermutest. © SeventyFour, iStock
Als Erwachsene können wir uns vielleicht nicht im Detail daran erinnern, aber auch wir selbst waren im Kindesalter vermutlich mit Krankheiten wie Windpocken oder Röteln infiziert. Genauso kann es unseren eigenen Kindern ergehen, denn die typischen Kinderkrankheiten gibt es nach wie vor. Vor manchen Erregern können wir unsere Kinder durch eine Impfung im Vorfeld schützen, bei anderen wiederum sind ein Gang zum Arzt, Durchhaltevermögen und Geduld gefragt.
Die häufigsten ansteckenden Kinderkrankheiten
Ansteckende Kinderkrankheiten sind Infektionskrankheiten, die aufgrund fehlender Antikörper typischerweise bei Babys und Kindern auftreten. Sind die Erkrankungen erfolgreich überstanden, entwickelt das Immunsystem häufig, aber nicht zwangsläufig, eine Immunität gegen den jeweiligen Erreger. Sie treten extrem selten bei Erwachsenen in Erscheinung, worin sich letztlich die gängige Bezeichnung Kinderkrankheiten begründet.
Zu den sieben häufigsten Kinderkrankheiten gehören:
Keuchhusten
Keuchhusten
Keuchhusten wird per Tröpfcheninfektion durch Sprechen, Husten oder Niesen weitergegeben. Die Keuchhusten-Bakterien erzeugen Giftstoffe, die bei den Betroffenen die Schleimhäute der Luftwege beeinträchtigen.
Für ein bis zwei Wochen macht sich die Erkrankung lediglich als Erkältung samt Schnupfen, Husten und Kraftlosigkeit bemerkbar. Darauf folgt ein hartnäckiger trockener Husten, der sich meist sehr langwierig gestaltet. Typisch sind in dieser Phase krampfartige Beschwerden beim Husten und keuchendes Luftholen, insbesondere nachts. Bei starken Hustenanfällen kann es zum Ausstoßen von zähem Schleim kommen. Fieber tritt nur selten auf.
Die Erkrankung kann sich bis zu sechs Wochen lang hinziehen, und die vollständige Erholung ist manchmal erst nach zehn Wochen erreicht. Als Therapie kann ein Antibiotikum helfen, um die Dauer der Symptome abzukürzen, sofern es direkt zu Beginn verabreicht wird.
Bei Babys kann Keuchhusten zu lebensbedrohlichen Atemstillständen führen, umso wichtiger ist die frühzeitige Grundimmunisierung bei Säuglingen: Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt die erste Keuchhusten Impfung im Alter von zwei Monaten, die zweite mit vier Monaten und die letzte im Alter von elf Monaten, mindestens 6 Monate nach der zweiten Impfung. Im Vorschul- und Jugendalter empfiehlt die STIKO Auffrischimpfungen gegen Keuchhusten. Wer bereits Keuchhusten hatte, ist nur für einige Jahre immun.
Mumps
Mumps
Das Mumps-Virus verbreitet sich beim Husten, Sprechen oder Niesen über kleine Speicheltröpfchen. Zu den Symptomen zählen Kraftlosigkeit, Kopf- und Gliederschmerzen sowie gelegentlich Fieber. Die Ohrspeicheldrüsen entzünden sich und schwellen schmerzhaft an. Manchmal können sich weitere Speicheldrüsen unter der Zunge oder im Unterkiefer ebenfalls entzünden. Hat man die Erkrankung überstanden, ist man sein Leben lang immun.
Bei Kindern unter fünf Jahren gleichen die Anzeichen der Krankheit oftmals einer regulären Erkältung und werden daher häufig gar nicht als Mumps erkannt. Bei Jungen kann es wegen einer Mumpserkrankung in etwa zehn Prozent der Fälle zu einer Hodenentzündung kommen. Diese kann zu Unfruchtbarkeit führen.
Ab dem Alter von elf Monaten empfiehlt die Ständige Impfkommission (STIKO) im Abstand von zwei Monate zwei Impfungen gegen Mumps, in der Regel in Kombination mit den Impfungen gegen Masern, Röteln und eventuell auch Windpocken, und zwar im Alter von 11-14 Monaten und zwischen dem 15. und 23. Lebensmonat.
Masern
Masern
Masern-Viren können sich sogar aus einigen Metern Entfernung über kleinste Speicheltröpfchen von Mensch zu Mensch verbreiten und sind daher sehr ansteckend.
Hohes Fieber, ein entzündeter Nasen-Rachen-Raum mit Schnupfen sowie eine Bindehautentzündung zeigen sich meist als erste Beschwerden. Darauf folgt nach einigen Tagen ein Ausschlag, der typischerweise zunächst im Gesicht und hinter den Ohren auftritt und dann auf den ganzen Körper übergeht. Da eine Masern-Erkrankung das Immunsystem stark schwächt, können gefürchtete begleitende Komplikationen durch zusätzliche Erreger auftreten: zum Beispiel Lungenentzündung oder Gehirnentzündung. In sehr seltenen Fällen kann vier bis zehn Jahre nach einer Masernerkrankung eine tödlich verlaufende Form der Entzündung des Gehirns und des Nervensystems auftreten, die subakute sklerosierende Panenzephalitis, kurz SSPE.
Eine Therapie mit Antibiotika kann lediglich die bakteriell verursachten Komplikationen bekämpfen, das Masern-Virus an sich jedoch nicht. Besonders wichtig ist Bettruhe. Wer eine Infektion mit Masern durchgestanden hat, wird immun. Bei Erwachsenen verläuft die Krankheit schwerer und Schwangere sollten sich und ihr Ungeborenes unbedingt vor einer Infektion schützen.
Die STIKO empfiehlt für alle Kinder als bestmögliche Impfzeitpunkte zwei Impfungen gegen Masern: zwischen dem vollendeten 11 und dem 14 Lebensmonat, und spätestens vor dem zweiten Geburtstag. Auch eine Kombinationsimpfung ist möglich.
Das Masernschutzgesetz sieht eine Impfpflicht vor: Bevor Kinder ab einem Alter von einem Jahr eine Kita, Schule oder andere Gemeinschaftseinrichtung besuchen, müssen ihre Eltern nachweisen, dass sie entsprechend der STIKO-Empfehlung geimpft sind.
Röteln
Röteln
Das Röteln-Virus wird per Tröpfcheninfektion beim Niesen, Sprechen oder Husten in der Luft weitergetragen. Nur etwa die Hälfte der Fälle verlaufen mit sichtbaren und spürbaren Beschwerden: Zu den Symptomen zählen kleine hellrote Flecken am ganzen Körper und schmerzhaft geschwollene Lymphknoten hinter den Ohren und im Nacken. Betroffene können auch eine Bindehautentzündung bekommen oder erhöhte Temperatur aufweisen.
Zur Behandlung von Röteln wird Bettruhe empfohlen. Ist die Krankheit überwunden, bildet der Körper eine Abwehr und eine erneute Infektion ist nicht mehr möglich. Die STIKO empfiehlt für Kinder zwei Teilimpfungen gegen Röteln: im Alter von 11 bis 14 Monaten und frühestens vier Wochen nach der ersten Impfung oder spätestens mit 23 Monaten. Die Impfung ist auch als Kombinationsimpfung mit der Immunisierung gegen Masern und Mumps möglich.
Auch bei dieser Erkrankung können Schwangere das Virus auf das ungeborene Baby übertragen. Die sogenannte Rötel-Embryopathie gefährdet es lebensbedrohlich.
Windpocken
Windpocken
Windpocken werden durch die hochansteckenden Varizella-Zoster-Viren ausgelöst, die sich auch bei großem Abstand durch kleinste Speicheltröpfchen in der Luft verteilen können. Die Symptome sind Fieber und juckende Bläschen auf der Haut. Die Flüssigkeit in den Bläschen ist besonders ansteckend. Ist der Ausschlag abgeheilt, gilt die Erkrankung als überstanden und es besteht auch keine Ansteckungsgefahr mehr.
Nach der Genesung befinden sich die Viren dauerhaft in den Nervenzellen des Körpers und können im Erwachsenenalter in Form von Gürtelrose wieder aktiv werden. Die STIKO empfiehlt für Kinder eine zweimalige Impfung gegen Windpocken: Im Alter von 11 bis 14 Monaten, zum Beispiel zusammen mit der ersten Mumps-Maser-Röteln-Impfung oder frühestens vier Wochen danach. Vier bis sechs Wochen nach der ersten Teilimpfung sollte die zweite Impfung erfolgen. Komplikationen im Kindesalter sind bei Windpocken äußerst selten.
Scharlach
Scharlach
Scharlach ist eine bakterielle Streptokokken-Infektion. Sie wird durch kleinste Speicheltröpfchen übertragen. Diese Krankheit tritt zwar bei Kindern häufiger auf als bei Erwachsenen, kann aber jeden gleichermaßen treffen. Anfangs zeigen sich als Symptome Halsschmerzen, Schluckbeschwerden, Kopfweh und hohes Fieber.
Typisch sind zudem die intensive Rötung von Gaumen und Rachen, entzündete Mandeln sowie geschwollene Hals-Lymphknoten. Auf Achseln, Brustkorb und Leisten kann sich nach ein bis zwei Tagen zudem ein Ausschlag zeigen, der sich auf den ganzen Körper ausbreiten kann.
Scharlach kann mithilfe eines Antibiotikums behandelt werden, um den Krankheitsverlauf abzukürzen. Dies solltest Du mit Deinem Kinderarzt besprechen. Folgeerkrankungen wie rheumatisches Fieber treten sehr selten auf.
Obwohl der Körper eine Immunität gegen die von Scharlach-Bakterien produzierten Giftstoffe aufbaut, kann man im Leben mehrmals an Scharlach erkranken, da die auftretenden Giftstoffe variieren können. Eine Impfung ist nicht möglich.
Ringelröteln
Ringelröteln
Ringelröteln sind nicht mit Röteln gleichzusetzen, denn es ist jeweils ein eigenes Virus für jede dieser Erkrankungen verantwortlich. Übertragen wird das Virus durch winzige Speicheltröpfchen in der Luft.
Der namensgebende Ausschlag verdeutlicht das Krankheitsbild: Auf beiden Wangen formt sich eine schmetterlingsförmige großfleckige Rötung; es folgen Stellen an den Armen und manchmal auch an den Oberschenkeln. All diese Rötungen können sich ringelförmig ausformen. Hinzu kommen in seltenen Fällen Fieber und Kopfschmerzen.
Gegen die Kinderkrankheit Ringelröteln gibt es keinen Impfstoff, aber wer sie hatte, wird immun. Bei erkrankten Erwachsenen äußern sich die Beschwerden heftiger. Während einer Schwangerschaft kann das Ungeborene durch eine Infektion der Mutter lebensbedrohliche Schäden erleiden.
Während harmlose Erkältungen das Immunsystem des Kindes stärken, wenn sie überstanden sind, können viele Kinderkrankheiten in seltenen Fällen durchaus einen schweren Verlauf nehmen. Teils werden diese Krankheiten durch Viren verursacht, teils durch Bakterien. Die Infektion mit den Erregern kann, wie bei einer herkömmlichen Erkältung auch, im ganz normalen Lebensalltag der Kinder erfolgen. Gewissenhafte Hygiene und saubere Hände helfen bei der Vorbeugung, aber natürlich kannst Du Deine Kinder nicht vor allen Viren und Bakterien abschirmen.
Rechtzeitig Kinderkrankheiten erkennen
Als Elternteil hast Du zumeist ein gutes Gespür dafür, ob Dein Kind nur kränkelt, oder ob sein Verhalten und die Symptome auf eine ernstere Erkrankung hinweisen.
Falls Du bei Deinem Kind Anzeichen für eine der klassischen Kinderkrankheiten wie zum Beispiel einen Ausschlag erkennst, nimm mit der Kinderärztin oder dem Kinderarzt Kontakt auf. Informiere im Vorfeld die Arztpraxis über Deinen Verdacht. Anhand einer professionellen Diagnose kann der Kinderarzt die richtige Medizin verordnen und/oder unterstützende Hausmittel vorschlagen.
Zudem unterliegen einige der klassischen Kinderkrankheiten dem Infektionsschutzgesetz, wie Mumps, Masern, Keuchhusten, Röteln sowie Windpocken. Personen jeglichen Alters, die mit dem jeweiligen Erreger infiziert sind, oder bei denen ein solcher Verdacht besteht, untersagt dieses Gesetz vorübergehend den Besuch von Gemeinschaftseinrichtungen wie Schulen oder Kindergärten. Sag in der Schule oder Kita Bescheid, wenn sich der Verdacht bestätigt.
Symptome und Behandlung
Ob Bläschen auf der Haut, Husten oder geschwollene Mandeln: Jede Krankheit besitzt eine Reihe von typischen Anzeichen.
Kann sich das Umfeld anstecken?
Es ist nie komplett auszuschließen, dass Ihr Euch als Eltern oder Großeltern an der Kinderkrankheit Eures Kindes oder Enkels ansteckt. Immun gegen den Erreger bist Du in der Regel nur, sofern Du die Krankheit bereits hattest und nun Antikörper besitzt, oder wenn Du geimpft bist. Falls Du selbst keine solche Abwehr gegen den Erreger hast, ist auch für Dich Vorsicht geboten. Gleiches gilt für jüngere und ältere Geschwister.
Die Phase, in der man für andere ansteckend ist, variiert von Krankheit zu Krankheit. Teilweise kann man eine Krankheit bereits übertragen, bevor man überhaupt die typischen Symptome spürt. Außerdem gestaltet sich die Inkubationszeit, der Zeitraum von der Ansteckung bis zum Erscheinen der ersten Symptome, bei jedem Erreger unterschiedlich lange.
Im Sinne der Gesundheit Deines Kindes und Deiner Mitmenschen, ist es also wichtig, typische ansteckende Kinderkrankheiten früh zu erkennen und zum Arzt zu gehen, sowie die Richtlinien des Infektionsschutzgesetzes zu beachten.
Detaillierte Informationen zu Ansteckung, Verlauf, Symptomen und Behandlung der oben genannten Kinderkrankheiten erhältst Du bei der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung und Deinem örtlichen Gesundheitsamt.
Gegen welche Erreger existiert ein Impfstoff?
Den Trick der Natur, gegen einen bestimmten Erreger eine Immunität aufzubauen, hat die moderne Medizin mit der Entwicklung von Impfstoffen gekonnt kopiert. Doch nicht nur eine Einzelperson kann sich durch eine Impfung vor einer Krankheit schützen.
Impfungen können zum sogenannten Herdenschutz beitragen. Je mehr Menschen immun gegen eine Krankheit sind, desto weniger Infektionen kommen insgesamt vor. Dieser Effekt schützt besonders gefährdete Personen, die Impfstoffe nicht vertragen – etwa weil sie zu jung oder zu alt sind.
Gegen folgende der oben genannten Krankheiten kannst Du Dein Kind impfen lassen:
- Keuchhusten
- Masern
- Mumps
- Röteln
- Windpocken
Gegen welche Erkrankungen Du Dein Baby oder Kind insgesamt impfen lassen solltest, besprichst Du üblicherweise mit Deinem Kinderarzt im Rahmen der U3-Untersuchung. Die Standard-Impfungen richten sich dabei nach den Empfehlungen der ständigen Impfkommission STIKO.
Dein Kind ist krank: Medizinische & seelische Fürsorge
Ganz gleich, welche der klassischen Kinderkrankheiten Dein Kind hat: Wenn Dein Kind krank ist, braucht es neben der medizinischen Betreuung durch den Arzt auch Deine Fürsorge. Deine Aufmerksamkeit und Zuwendung bekommen einen noch höheren Wert als sonst. Damit Dein Kind das körperliche und emotionale Unbehagen leichter ertragen kann, hilft jede besondere Geste:
- Lust am Essen und Trinken aufrechterhalten: Hühnersuppe, selbst gemachtes Kartoffelpüree und Milchbreie sind vor allem bei Halsschmerzen geeignete Mahlzeiten. Worauf hat das Kind Appetit? Meist „weiß“ der Körper selbst, was er braucht und am besten verträgt. Wichtig ist, dass ein krankes Kind viel trinkt: vor allem Kräutertees oder Wasser.
- Lustiges Kinderbuch lesen oder Lieblingsserie schauen: Die Vertrautheit der Charaktere und Geschichten kann entspannend wirken und die Laune heben.
- Tagsüber ein gemütliches „Bett“ auf der Wohnzimmer-Couch einrichten: So fühlt sich Dein Kind nicht zu sehr vom Familienalltag isoliert.
- Kuscheln: Ob mit dem Lieblings-Plüschtier, der Schmusedecke oder den Eltern. Das Gefühl von Geborgenheit beruhigt das angespannte Nervenkostüm.
Kinder- und Jugendarzt Dr. Kameda empfiehlt: „Habt als Eltern das Vertrauen, dass Euer Kind mit ärztlicher Unterstützung und Eurer liebevollen Fürsorge bald wieder gesund ist und gebt Eurem Kind die Zuversicht, dass alles wieder gut wird.“
Wenn Du ein krankes Kind zuhause hast und deshalb von der Arbeit fernbleiben musst, hast Du unter bestimmten Voraussetzungen Anspruch auf Kinderkrankengeld.
Fazit: Kinderkrankheiten sind kein Kinderspiel
Auch wenn aus einer Kinderkrankheit rückblickend schnell eine beiläufige Anekdote wird, so ist es zwingend erforderlich, Masern, Röteln und Co. ernst zu nehmen. Für ungeborene Babys oder Kinder und Erwachsene mit geschwächtem Immunsystem können Kinderkrankheiten in äußerst seltenen Fällen allerdings lebensbedrohlich sein.
Gehe daher rechtzeitig zum Arzt, sobald Du den Verdacht hegst, dass Dein Kind sich angesteckt hat, und handle möglichst verantwortungsbewusst. Denn: Vorsicht ist besser als Nachsicht.
Dein glückskind-Team
