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Vorzeitige Wechseljahre

Vorzeitige Wechseljahre

© Martin Dimitrov, Getty Images

Vorzeitige Wechseljahre 

Die Wechseljahre oder auch die Menopause stehen am Ende der Fruchtbarkeitsphase einer Frau. In Deutschland sind Frauen im Schnitt 51 Jahre alt, wenn sie das letzte Mal ihre Periode bekommen. Das ist dann der Beginn der Menopause, also dem Teil des Lebens, in dem keine Periode mehr stattfindet. Die Phase davor ist die Peri-Menopause und beginnt schon mit Ende 30. Während der Peri-Menopause wird die Periode bereits unregelmäßiger. Die Veränderungen beginnen sehr langsam und die Schwangerschaftswahrscheinlichkeit ist zu diesem Zeitpunkt noch sehr variabel.

Umgangssprachlich und im Allgemeinwissen der meisten sind „die Wechseljahre“ und „die Menopause“ dasselbe. Genau genommen gibt es aber einen kleinen Unterschied: die Wechseljahre sind die Veränderungsphase im Leben von Frauen von ca. 37 bis 51 Jahren. Die Menopause hingegen, ist die Phase, in der die Veränderung zum großen Teil vollzogen ist. In sehr seltenen Fällen (etwa ein Prozent) sind Frauen unter 40 schon in der Menopause. Expertinnen und Experten sprechen dann von prämaturer Ovarialinsuffizienz (POI) oder Premature Ovarian Failure (POF), den umgangssprachlichen vorzeitigen oder verfrühten Wechseljahren. Bei Frauen mit vorzeitigen Wechseljahren reifen schon sehr früh nur wenige, oder sogar gar keine Eizellen mehr heran.

Kann eine Frau merken, wenn sie zu früh in die Wechseljahre kommt? Wie wird festgestellt, ob man verfrüht in den Wechseljahren ist? Und was bedeutet das für den Kinderwunsch? Auf all diese Fragen gehen wir in diesem Artikel ein. 

Symptome der vorzeitigen Wechseljahren 

In den Wechseljahren produziert der Körper weniger weibliche Sexualhormone (Östrogen). Diese Östrogene werden bei Frauen hauptsächlich von den Zellen der Eibläschen (Follikel) gebildet. Je älter eine Frau wird, desto weniger Eibläschen reifen heran und irgendwann dann stoppt das Heranreifen komplett. Deswegen werden in den Wechseljahren weniger Östrogene produziert.

Der Mangel an Östrogenen in den Wechseljahren kann sich sehr unterschiedlich äußern. Typische Symptome sind Gelenkbeschwerden, Hitzewallungen, Schlafstörungen, oder Schwindel und Migräne. Manche Frauen erleben auch Gereiztheit oder Nervosität und die Periode wird unregelmäßig und schwächer. Aber keine Panik! Falls Du eines oder mehrere dieser Symptome bei Dir bemerkst, heißt das nicht automatisch, dass Du in den vorzeitigen Wechseljahren bist. 

Dennoch haben Frauen, die sehr früh (zum Beispiel mit 32) in die Wechseljahre kommen, oftmals mit genau diesen typischen Beschwerden zu kämpfen, vor allem wenn die Wechseljahre schon weit fortgeschritten sind. Andere Frauen mit POI haben keine Symptome, weil sie in jüngeren Jahren mit der Pille verhütet haben. Verhütungspillen enthalten auch Östrogene und können die Symptome einer POI überdecken, da der Östrogenmangel durch die Östrogene in der Verhütungspille ausgeglichen wird.

Aber vorsichtig, deshalb ist es nicht direkt eine gute Idee, Deine hormonelle Verhütung kurzzeitig zu pausieren um „mal zu schauen“ wie der natürliche Zyklus läuft und dann wieder anzufangen. Wenn Du Deine hormonelle Verhütung beenden willst, um Deinen natürlichen Zyklus zu beobachten, sprich mit Deiner Frauenärztin oder Deinem Frauenarzt, wie Du stattdessen verhüten kannst und wie Du beim Absetzen am besten vorgehst. NFP kann beispielsweise eine gute, natürliche Methode sein. Allerdings ist NFP recht aufwändig und Du solltest Dich vorher damit beschäftigen. Vielleicht hilft Dir Deine Pille auch bei Symptomen von Endometriose oder anderen Beschwerden und auch dann ist es wichtig, mit Deiner Frauenärztin zu sprechen, ob das Absetzen hilfreich ist oder eher ein Risiko sein kann.  

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Ursachen vorzeitiger Wechseljahre 

Lässt die Eierstockfunktion frühzeitig nach, kann dies verschiedene Ursachen haben. Der genaue Zeitpunkt, wann eine Frau die letzte „natürliche“ Periode hat, ist stark genetisch festgelegt. Alle Eizellen einer Frau entwickeln sich bereits, wenn sie selbst noch ein Embryo im Mutterleib ihrer Mutter ist. Danach werden keine neuen mehr gebildet (anders als bei Männern: Sie bilden laufend neue Spermien). Wenn vorzeitige Wechseljahre genetisch bedingt sind, dann kam das meist in der Familiengeschichte schon häufiger vor, also bei der Mutter oder Oma. Allerdings haben Frauen in früheren Generationen durchschnittlich früher Kinder bekommen, weshalb es schwer sein kann, konkrete Rückschlüsse aus den Daten Deiner Verwandten zu ziehen.

Auch „äußere Einflüsse“ können sich auf den Zeitpunkt der Wechseljahre auswirken. Damit sind Rauchen oder Operationen gemeint, bei denen Frauen Eingriffe um die Eierstöcke oder die Gebärmutter herum haben. Diese äußeren Einflüsse beeinflussen das Eintreten der Wechseljahre allerdings nur um ein bis zwei Jahre

Leider kann auch eine Chemo- oder Strahlenbehandlung bei einer Krebstherapie die Eierstöcke so schädigen, dass sie danach nur teilweise oder auch gar nicht mehr funktionieren. Das wirkt sich dann auch auf den Zeitpunkt aus, wann die Wechseljahre beginnen. Im Normalfall wird der Arzt das aber vor der Therapie ansprechen und wenn möglich Optionen vorschlagen, um eine Schwangerschaft in der Zukunft zu ermöglichen.

Das könnte zum Beispiel das Einfrieren von Eizellen vor der Chemotherapie sein. Falls Du eine Krebserkrankung hattest und das bei Dir nicht gemacht wurde, sprich mit Deiner Frauenärztin oder mit einer Spezialistin in einem FertiProtekt-Zentrum.

In seltenen Fällen können auch Autoimmunerkrankungen, Virusinfektionen wie Mumps oder genetische Störungen (z. B. das Turner-Syndrom) die Ursache von vorzeitigen Wechseljahren sein (Mehr Infos dazu findest Du bei der Deutschen Menopause Gesellschaft e. V.). 

Tests und Behandlungsmöglichkeiten bei vorzeitigen Wechseljahren 

In den meisten Fällen werden die vorzeitigen Wechseljahre erst beim Kinderwunsch entdeckt. Da die betreffenden Frauen oftmals keine Periode haben, wird zuerst ein Schwangerschaftstest gemacht, um auszuschließen, dass hier die Ursache für die ausbleibende Periode liegt. Danach werden über einige Wochen hinweg regelmäßig der Östrogen- und FSH-Spiegel (FSH steht für follikelstimulierendes Hormon) im Blut gemessen. Meistens wird auch der AMH-Wert direkt mitgemessen. AMH steht für Anti-Müller-Hormon. Dieses Hormon zeigt an, wie es mit der Verfügbarkeit der Eizellen aussieht. Diese Verfügbarkeit sagt aus, ob noch eher viele, durchschnittlich viele oder wenig Eizellen heranreifen können. Der Wert wird im Vergleich zum Altersgruppendurchschnitt interpretiert. Wurde vorher mit der Pille verhütet, kann der AMH-Wert nach dem Absetzen noch einige Monate zu niedrig sein. Deshalb Vorsicht vor AMH-Tests aus dem Internet, denn das wird bei diesen Tests nicht berücksichtigt. Manchmal werden weitere Tests gemacht, die Hinweise auf eine Ursache liefern sollen, zum Beispiel Gentests oder auch die Schilddrüsenhormone.

Bei vorzeitigen Wechseljahren werden– sofern eine Frau keinen Kinderwunsch hat – „Verhütungspillen“ oder „-pflaster“ verschrieben. In diesem Fall aber nicht zur Verhütung, sondern wegen der Östrogene, die in diesen Medikamenten enthalten sind und die das fehlende Östrogen ausgleichen. Um die Symptome und Beschwerden zu lindern, kann auch die gleiche  Hormonersatztherapie gemacht werden, die bei Frauen im „normalen“ Wechseljahresalter angewendet wird. Diese Behandlung dauert normalerweise bis zum typischen Alter, in dem die Wechseljahre natürlicherweise einsetzen (also etwa bis 51). Danach kann eine Behandlung fortgesetzt werden, das hängt aber sehr von der individuellen Situation der Frau ab. Diese Behandlung mit „künstlichen“ Hormonen ist wichtig, damit sich beispielsweise die Knochenbustanz nicht schon wie bei einer 60- oder 70-jährigen Frau abbaut, obwohl die Frau noch viel jünger ist. Deshalb ist der Gang zum Arzt, auch wenn kein Kinderwunsch (mehr) vorliegt, in diesem Fall nie verkehrt. 

Vorzeitige Wechseljahre und Kinderwunsch 

Wenn aufgrund des Kinderwunschs die vorzeitigen Wechseljahre entdeckt werden, ist das für die meisten Paare ein Schock. Es ist nicht ganz ausgeschlossen, dass eine Frau trotz vorzeitiger Wechseljahre  noch eigene Kinder bekommen kann. Dass es aber auf natürlichem Wege spontan zu einer Schwangerschafft kommt, ist allerdings unwahrscheinlich.Behandelnde Ärztinnen und Ärzte raten in aller Regel zu einer Kinderwunschbehandlung mit künstlicher Befruchtung.

Um die Erfolgsaussichten der Kinderwunschbehandlung zu beurteilen, kann wieder das Anti-Müller-Hormon gemessen werden. Dieses Hormon zeigt die Verfügbarkeit der Eizellreserve an. Es gibt einen Einblick, wie viele Eizellen noch heranreifen können. Dieser Wert ist aber keine absolute Zahl, sondern zeigt, wie die Eizellverfügbarkeit im Vergleich zu anderen Frauen einer Altersgruppe ist: durchschnittlich, hoch oder niedrig.

Auch mit einer Kinderwunschbehandlung gibt es keine Garantie, dass sich der Kinderwunsch einer Frau in den vorzeitigen Wechseljahren noch erfüllen lässt. Manche Frauen haben mit hormoneller Stimulation Erfolg, andere nicht. Das lässt sich leider nur durch Ausprobieren herausfinden. Diese Ungewissheit und die anstrengende Kinderwunschbehandlung können auf Dauer sehr belastend sein – für einen selbst, aber auch für eine Partnerschaft.

Wenn bei Dir ein niedriger AMH-Wert gemessen wurde, oder Du 3 Monate nach dem Absetzen der Verhütung noch immer keine Periode hast, ist es von Vorteil nicht allzu viel Zeit verstreichen zu lassen um eine Beratung in einer Kinderwunschklinik bei einer Expertin oder einem Experten auszumachen.

Gefühle wie Wut, Angst, Traurigkeit oder Hilflosigkeit sind in dieser Situation normal – an manchen Tagen mehr, an anderen weniger. Es wird bestimmt einige Tage geben, an denen sich die Situation aussichtslos anfühlt. In solchen schwierigen Situationen können Freundinnen und Freunde, Familie oder auch Fachpersonal wie zum Beispiel Lebensberatungsstellen oder psychologische Beratung hilfreich sein. 

Dein glückskind-Team ♥