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U6: Was Dein Baby nach einem Jahr alles kann 

Kleinkind bei der U6-Untersuchung

Bei der U6-Untersuchung steht der Entwicklungsstand des Kindes mit etwa einem Jahr im Fokus. © Microgen, Shutterstock

Aufregend, nicht wahr? Das erste Jahr mit Deinem Baby ist um und Du konntest eine beträchtliche Entwicklung verfolgen: In dieser kurzen Zeit ist Dein Kind vom Säugling zum Kleinkind herangewachsen, hat unzählige Dinge gelernt, ausprobiert und einiges vielleicht auch (erstmal) wieder verworfen.

Diese Entwicklung zu verfolgen, ist äußerst spannend und zugleich sehr wichtig. Zu diesem Zweck gibt es die U6-Untersuchung beim Kinderarzt, der mit kleinen spielerischen Tests prüft, was Dein Kind schon kann. Trotzdem: Auch wenn noch nicht alles wie am Schnürchen läuft, ist das nicht immer Anlass zur Sorge. Jeder Mensch und auch jedes Kleinkind ist individuell und es handelt sich bei den Übungen lediglich um Richtwerte – vor allem ist daher die U6 als Vorsorge zu betrachten.

Wir geben im Folgenden einen kleinen Überblick, was bei der U6 Vorsorgeuntersuchung auf Dich zukommt.

Wann, wie, warum? Genauere Erklärungen zur U6-Kinderuntersuchung 

Diese Art der Vorsorge wird auch als „Einjahresuntersuchung“ bezeichnet, was sich auf das Alter des Kindes bezieht: Die U6-Untersuchung findet zwischen dem 10. und 12. Lebensmonat statt.

Dein Baby wird zum Ende des ersten Lebensjahres immer eigenständiger. Der Arzt möchte nun gerne sehen, was Dein Nachwuchs alles gelernt hat und legt das Augenmerk auf die sprachliche und geistige Entwicklung, auf motorische Fähigkeiten sowie auf das Verhalten des Kindes. Schließlich kommt es genau in diesem Alter häufig zu bemerkenswerten Fortschritten und Auffälligkeiten werden besonders schnell deutlich.

Manche Krankenkassen übernehmen darüber hinaus die Kosten für ein Augenscreening mithilfe eines speziellen Gerätes. Es scannt beide Augen gleichzeitig im Abstand von einem Meter auf Anzeichen von Fehlsichtigkeit. 

U6-Untersuchung: Wie der Ablauf aussehen könnte 

Eltern sollten daran denken, das „gelbe Heft“ zur U6 mitzubringen, das sie nach der Geburt vom behandelnden Arzt oder von der Hebamme erhalten haben. Wie bei jeder der U-Untersuchung werden in diesem Heft nun wieder die Fortschritte des Babys gewissenhaft festgehalten. Auch für die Vorsorge durch die U6 gibt es Eckpunkte, die auf jeden Fall untersucht und dokumentiert werden.

Fähigkeiten, Größe und sprachlicher Fortschritt – U6 als Vorsorge

Grundsätzliches: Fähigkeiten, Krankengeschichte, Routinemessungen

Bevor der Kinderarzt das Kind bei der U6-Untersuchung einigen spielerischen Tests unterzieht, klärt er mit den Eltern zunächst grundsätzliche Fragen. Möglicherweise wird Dir ein Fragebogen ausgehändigt, der Dich dazu befragt, ob Dein Kind beispielsweise schon krabbeln, sich in den Stand hochziehen oder Gegenstände mit Daumen und Zeigefinger greifen kann. Dabei zählt natürlich auch Dein eigener Eindruck, schließlich kennst Du Deinen Nachwuchs am besten.

Daneben beobachtet und untersucht der Kinderarzt nicht nur die Beweglichkeit und das Verhalten, sondern bespricht die etwaige Krankengeschichte Deines Kindes mit Dir. Hast Du regelmäßigen Durchfall oder Verstopfung bemerkt? Schielt Dein Kind häufig? Gegebenenfalls taucht noch einmal die Frage nach der Krankengeschichte der Familie auf. In diesem Zuge sind auch Vorsorgeuntersuchungen an den Organen wichtig.

Gründlich Maß nehmen: Wie groß ist Ihr Kind?

„Das körperliche Wachstum des Kindes wird unter die Lupe genommen. Mithilfe der Perzentilübersichten vergleicht die Kinderärztin oder der Kinderarzt Größe und Gewicht des Kindes mit dem anderer Kinder gleichen Alters und Geschlechts. Die Perzentile ist eine Maßeinheit, die diesen Vergleich erlaubt. Größe und Gewicht werden im gelben Heft als Perzentile ausgegeben, wodurch dieser in Bezug zu Alters- und Geschlechtsgenossen gesetzt wird“, erklärt Priv.-Doz. Dr. med. Patrick Hundsdörfer, Chefarzt der Kinder- und Jugendmedizin im Helios Klinikum Berlin-Buch.

Insbesondere bei der „Einjahresuntersuchung“ U6 kann es zu Abweichungen kommen. Neigt sich das erste Lebensjahr dem Ende zu, gestaltet sich das Wachstum von Kindern immer individueller. Grund sind insbesondere die unterschiedlichen Erbanlagen.

Übrigens: Neben den individuellen Erbanlagen spielt auch das persönliche Wachstumsverhalten eine Rolle. Einige Kinder zeigen in den ersten Lebensjahren oder Lebensmonaten ein starkes Wachstum, andere Kinder wachsen eher langsam und es gibt zu einem späteren Zeitpunkt einen Schub. Bespreche Deine Fragen oder eventuelle Sorgen mit Deiner Kinderärztin oder Deinem Kinderarzt.

Untersuchung der motorischen Fähigkeiten

Schwerpunkt der U6-Untersuchung sind die spielerischen kleinen Übungen, die der Arzt mit Deinem Baby durchführt. Auf diese Weise animieren die Vorsorgeuntersuchungen Dein Kind zum Mitmachen, sodass es im Idealfall die ärztliche Untersuchung als solche gar nicht wahrnimmt. Beweglichkeit und Körperbeherrschung stehen hierbei im Vordergrund.

Zunächst wird die Grobmotorik beobachtet. Auch hier wichtig: Frage Dich vor der U6-Untersuchung nicht: „Was muss mein Kind können?“ Wenn Dein Kind alle Übungen mitmacht, ist das natürlich sehr gut, aber es ist kein Muss. Der Arzt weiß, dass es manchmal auch auf die Tagesform des Kleinen ankommt – wenn es müde ist oder einfach keine Lust hat, spricht er die Entwicklungsschritte mit den Eltern durch. Außerdem individualisiert sich das Tempo der Fortschritte zunehmend zum 12. Lebensmonat.

Folgende Übungen zeigen die grobmotorischen Fähigkeiten Deines Babys:

  • Kann es krabbeln, robben, vielleicht sogar schon frei stehen?
  • Dreht es sich eigenständig vom Bauch auf den Rücken und wieder zurück?
  • Kommt es allein in den geraden, aufrechten Sitz (mit ausgestreckten Beinen) und kann anschließend das Gleichgewicht halten?
  • Kann es sich allein in den Stand hochziehen?

Auch die Feinmotorik ist ein wichtiger Beobachtungspunkt, da sich diese seit der U5-Untersuchung vor etwa sechs Monaten stark entwickelt haben. Insbesondere drei Übungen rücken dafür in den Fokus:

  • Dein Kind sollte zwei Bausteine aneinander klopfen können. Dafür bekommt es die Bausteine, mit denen es spielerisch sein Können präsentieren kann.
  • Häufig ist mittlerweile auch der Pinzettengriff ausgebildet – das bedeutet, Dein Kind kann mit Daumen und Zeigefinger greifen, statt immer die ganze Hand zu nutzen.
  • Erkennt bzw. nimmt Dein Kind die gereichten Gegenstände als das wahr, was sie sind? Also untersucht es sie oder wirft es absichtlich Spielzeug weg?

Brabbeln, plappern, singen: Sprachliche Fortschritte

Die sprachliche Entwicklung ist ebenfalls ein wichtiger Punkt bei der U6-Untersuchung. Auch hier kommt es zum Ende des ersten Lebensjahres zu besonders großen Fortschritten. Schön ist es natürlich, wenn Dein kontaktfreudiges Kind auf Ansprache gleich mit dem Kinderarzt losplappert. Aber dieses Alter ist oftmals eine Phase des Fremdelns. Daher begnügt sich der Mediziner auch gern damit, die Interaktion zwischen Baby und Eltern zu beobachten. Die Untersuchungen beziehen sich auf Aspekte wie:

  • Singt / brabbelt Dein Kind, indem es zum Beispiel Doppelsilben wie „Mama“ oder „Dada“ bilden kann?
  • Ahmt das Kleinkind Laute nach?
  • Kann es vielleicht schon längere Silbenketten („Dadadada“) sagen?

Die sprachliche Entwicklung lässt teilweise noch etwas auf sich warten und erste Worte hören viele Eltern erst nach dem ersten Geburtstag von Ihren Kindern. Auch bezüglich der sprachlichen Entwicklung ist es wichtig, dass Du Dich mit dem Kinderarzt berätst.

Chefarzt der Kinder- und Jugendmedizin im Helios Klinikum Berlin-Buch.

Priv.-Doz. Dr. med. Hundsdörfer

Wie reagiert Dein Kind auf andere? 

Die kognitiven sowie die interaktiven Fähigkeiten sind ebenfalls Teil der Untersuchung bei der U6. Einige spielerische Übungen sollen das Verhalten genauer zeigen. Hier stützt sich der Arzt oftmals auf den Umgang mit der Bezugsperson, in der Regel also auf Dich.

  • Versteht Dein Kind einfache Verbote, Fragen und Aufforderungen? Reicht es Dir zum Beispiel ein Spielzeug, wenn Du darum bittest?
  • Folgt das Kind dem Zeigefinger in die gezeigte Richtung?
  • Schaut es sich gemeinsam mit Dir ein Kinderbuch an?

Die Beziehung zwischen Kind und Eltern ist ein wichtiger Aspekt bei der U6-Untersuchung. Der Arzt beobachtet, ob das Kind Blickkontakt zur Bezugsperson sucht.

Oftmals möchte der Mediziner etwas über den Umgang mit anderen wissen: So sollte das Kind nach ausreichender Zeit eine Bindung zu anderen aufbauen können, zum Beispiel zu Großeltern oder anderen nahestehenden Menschen. Die Frage nach dem Umgang mit Altersgenossen gehört ebenfalls dazu: Freut es sich, wenn es andere Kinder sieht?

U6-Untersuchung: Welche Impfung steht an? 

„Die sogenannte Sechsfachimpfung wird verabreicht, um eine Grundimmunisierung gegen Krankheiten wie Polio, Keuchhusten, Diphtherie, Tetanus, Hepatitis B und „Hib“ (Haemophilus influenzae Typ b) zu erreichen. Bei der U6 wird diese schließlich mit der dritten Teilimpfung abgeschlossen. Im Alter von 11 bis 14 Monaten steht außerdem die dritte Impfung gegen Pneumokokken an, weshalb auch diese in der Regel direkt im Rahmen der U6-Vorsorgeuntersuchung stattfindet“, so Dr. Hundsdörfer.

Hat Dein Kind das erste Lebensjahr vollendet, beginnt die Impfung gegen Krankheiten wie Masern, Röteln, Windpocken und Mumps. Bei der U6 kannst Du dafür neue Termine mit Deinem Kinderarzt vereinbaren.

Beratungen bei der Vorsorgeuntersuchung U6 

„Die Beratung bei der U6-Untersuchung hängt u. a. vom Alter des Babys und den Fragen der Eltern ab. Typische Themen sind in der Regel Unfallverhütung durch KindersicherheitSchlafverhalten, Ernährung und etwaige Allergien und Mundhygiene. Mit 10 bis 12 Monaten sind bereits die ersten Zähnchen durchgebrochen und die Pflege derselben rückt in den Fokus“, sagt Dr. Hundsdörfer. Der Kinderarzt berät Dich dementsprechend auch zur zahnschonenden Ernährung. Gibt es Beratungsbedarf dazu oder allgemein zum Zahnen, kann der Arzt Dir viele Tipps und Hinweise geben.

Vor allem, wenn es sich um die ersten eigenen Kinder handelt, haben Eltern häufig noch viele Fragen zum Thema Entwicklung und Gesundheit. Die U6-Untersuchung im Alter von etwa einem Jahr ist auch dafür da, dass Du Dich mit dem Arzt beraten und eventuelle Sorgen vorbringen kannst. Gerade weil die letzte Früherkennungsuntersuchung bereits ein halbes Jahr zurückliegt und sich Dein Kind in dieser Zeit sehr stark entwickelt hat, kommen häufig Fragen auf. Ideal vorbereitet bist Du, wenn Du diese vor dem Arztbesuch notierst und so auf jeden Fall alle Beobachtungen ansprechen kannst.

Auf keinen Fall solltest Du Dich von der U6-Untersuchung unter Druck gesetzt fühlen. Der Kinderarzt ist geschult darin, den Charakter das Kindes, seine Stimmung und andere Individualitäten zu berücksichtigen und dennoch eine fundierte Einschätzung vornehmen zu können. Du wiederum hast die Möglichkeit, Deine Erlebnisse nach dem ersten, ereignisreichen Jahr mit Deinem Kleinen Revue passieren zu lassen und mit dem Fachwissen des Arztes abzugleichen. Auf diese Weise lässt Du Deinem Kind bei Bedarf die bestmögliche Förderung zuteilwerden.

Übrigens: Die Kosten für eine solche Früherkennungsuntersuchung übernehmen die Krankenkassen (gesetzlich und privat). Diese Vorsorgeuntersuchungen gehören fest zum Leistungsspektrum des GKV (Spitzenverband Bund der Krankenkassen).

Dein glückskind-Team