Der Schleimpfropf als Schutzschild für Mutter und Kind
Ein Schleimpfropf verschließt den Gebärmutterhals schon zu Beginn der Schwangerschaft. © artursfoto, iStock
Die Zeit der Schwangerschaft ist eine aufregende und lehrreiche, insbesondere wenn es sich um das erste Kind handelt. Man lernt dabei nicht nur seinen Körper ganz neu kennen, sondern begegnet auch Begrifflichkeiten, mit denen man sich zuvor noch nie beschäftigt hat. Der „Schleimpfropf“ ist eine davon. Wozu ist der Schleimpfropf da? Wie entsteht er? Und was passiert, wenn er sich löst? Wir beantworten alle wichtigen Fragen rund um den Schleimpfropf in der Schwangerschaft.
Was ist der Schleimpfropf und wie entsteht er?
Bei jeder gebärfähigen, auch nichtschwangeren Frau bildet sich über Drüsen im Bereich des Gebärmutterhalses (Zervix) der sogenannte Zervixschleim. Dieses Sekret bildet den sogenannten „Kristellschen Schleimpfropf“ am Eingang des Gebärmutterhalskanals. Er wurde nach dem deutsch-jüdischen Gynäkologen Samuel Kristeller benannt und schützt die Gebärmutter auch ohne Schwangerschaft vor Krankheitserregern.
Dabei ist die Schleimbildung hormonell gesteuert und passt sich dem Zyklus an. Um den Eisprung herum wird das Sekret dünnflüssiger und durchlässiger für Spermien.
Sobald eine Eizelle befruchtet ist und sich eingenistet hat, wird der Schleim wiederum besonders zäh und verschließt den Muttermund am unteren Ende des Gebärmutterhalskanals. Schräg verlaufende Schleimhautfalten am Muttermund sorgen dafür, dass der Schleimpfropf fest sitzt.
Welchen Zweck erfüllt der Schleimpfropf in der Schwangerschaft?
Der Schleimpfropf hat die Funktion, die Gebärmutter gegen die Scheide abzudichten. So verhindert er das Vordringen von Bakterien und Keimen aus der Scheide in die Gebärmutter und schützt Mutter und Kind während der Schwangerschaft vor Infektionen. Durch seine Zähheit und Festigkeit wirkt der Schleimpfropf außerdem stabilisierend auf die Gebärmutter und kann die Gefahr einer Frühgeburt verringern.
Weibliche Geschlechtsorgane: Gebärmutter, Eierstock, Eileiter, Muttermund und Scheide
Wie und warum löst sich der Schleimpfropf vor der Geburt?
Sobald das Baby für die Geburt bereit ist, rutscht es normalerweise tiefer ins Becken und der mütterliche Körper produziert vermehrt Prostaglandine. Diese Hormone lassen das Gewebe des Gebärmutterhalses weicher werden, wodurch sich der vorher festsitzende Schleimpfropf in Vorbereitung auf die Geburt ablöst. In der Regel geschieht dies am Ende der Schwangerschaft zwischen der 38. und 42. Schwangerschaftswoche.
Wie genau das Ablösen des Schleimpfropfes erlebt wird, ist bei jeder Schwangeren so individuell wie die gesamte Schwangerschaft und das Geburtserlebnis. Oftmals wird er im Ganzen ausgeschieden, kann sich aber auch nach und nach in Stücken auflösen und ist beim Abgang eventuell vom normalen Scheidenausfluss während der Schwangerschaft gar nicht zu unterscheiden. Auch wenn er im Ganzen austritt, passiert das oft beim Toilettengang oder unter der Dusche, ohne dass es die werdende Mutter mitbekommt bzw. keine Chance hat, den Schleimpfropf genauer anzuschauen.
Wie sieht der Schleimpfropf aus?
Der abgelöste Schleimpfropf zeigt sich üblicherweise als weißes, hellrosafarbenes oder sogar rot-bräunliches Gemisch aus Schleim und Blut. Die Farbe unterscheidet sich genau wie die Konsistenz des Schleimpfropfes allerdings von Frau zu Frau. Zumeist berichten Schwangere von einem geleeartigen, dickflüssigen Schleimklumpen. Kleine Blutspuren darin sind ein Zeichen dafür, dass sich der Muttermund bereits langsam öffnet. Denn dann reißen Blutgefäße ein und führen zu einer Blutung, die sich dem Schleimpfropf beimischt. Diese sogenannte Zeichnungsblutung ist ganz normal und kein Grund zur Sorge.
Entdeckst Du allerdings eine starke Blutung mit einer größeren Menge von hellrotem, frischem Blut, deutet das nicht auf den Schleimpfropf-Abgang hin, sondern kann die Folge einer vorzeitigen Plazentaablösung sein. Suche in diesem Fall umgehend einen Arzt auf, um Gefahren für Dich und Dein Baby auszuschließen!
Sekretausscheidung während der Schwangerschaft: Hat sich der Schleimpfropf gelöst?
Auch wenn der Schleimpfropf während der Schwangerschaft den Muttermund verschließt, produzieren Frauen weiterhin schleimiges Sekret. Der vaginale Ausfluss ist in der Schwangerschaft aufgrund der Steigerung der weiblichen Geschlechtshormone Östrogen und Progesteron sogar vermehrt. Weiß-cremige Ausscheidungen sind bei schwangeren Frauen daher nichts Ungewöhnliches und kein Anzeichen für einen frühzeitigen Schleimpfropf-Abgang.
Schleimpfropf abgelöst: Wann geht die Geburt los?
Der Schleimpfropf-Abgang ist ein erstes Anzeichen für die bevorstehende Geburt. Er ist jedoch meist noch kein Grund, direkt ins Krankenhaus oder Geburtshaus zu fahren. Wann es tatsächlich los geht, hängt immer von den Wehen ab.
Folgen direkt nach dem Abgang des Schleimpfropfes starke Wehen in regelmäßigen Abständen, die den Muttermund öffnen, solltest Du die Kliniktasche ins Auto packen und Dich auf den Weg machen. Bei manchen Frauen können nach dem Ablösen des Pfropfes jedoch einige Tage oder sogar Wochen vergehen, bis die Wehen einsetzen. Wenn Du nach dem Schleimpfropf-Abgang keinerlei Schmerzen (das Ablösen an sich verursacht keine), kein Ziehen, keine beginnenden Wehen spüren, ist das zumeist ein Zeichen, dass die Geburt noch nicht unmittelbar bevorsteht.
Umgekehrt sind allerdings auch Wehen möglich, ohne dass sich der Schleimpfropf abgelöst hat. Bei einigen werdenden Müttern geht er erst während der Eröffnungsphase durch eine Wehe oder sogar erst im späteren Geburtsverlauf ab. Falls sich Dein Schleimpfropf gelöst hat und Du keine Wehen verspürst, solltest Du weiterhin Ruhe bewahren.
Natürlich ist das in den letzten Tagen einer Schwangerschaft nicht immer einfach. Denn gerade zum Ende hin steigt die Ungeduld, endlich das lang erwartete Baby in den Armen zu halten. Versuche, auf Deinen Körper zu hören und Dich zu entspannen, zum Beispiel durch leichte Bewegung, wie Spaziergänge. Wenn Du entspannt bist, überträgst Du dies auch auf Dein Ungeborenes. So bereitet ihr euch beide gut auf die nahende Geburt vor.
Wie hoch ist das Infektionsrisiko ohne Schleimpfropf?
Auch wenn das Ablösen des Schleimpfropfes vor der 38. SSW geschieht, musst Du Dir keine Sorgen machen. Deine Hormone sind in der Lage, den schützenden Schleim neu zu produzieren. Und selbst wenn sich dieser in der Spätphase der Schwangerschaft nicht wieder regeneriert, ist das Baby durch die Fruchtblase vor Erregern und Infektionen geschützt. Der Schleimpfropf ist demnach sogar ein doppelter Schutzschild für Dein Ungeborenes. Falls sich der Schleimpfropf frühzeitig gelöst hat und Du auf Nummer sicher gehen willst, solltest Du Geschlechtsverkehr vermeiden, um das Infektionsrisiko gering zu halten. Auch vom Schwimmen in Schwimmbädern und Badeseen ist dann abzuraten.
Auf einen Blick:
Das solltest Du über den Schleimpfropf wissen
- Auch bei nichtschwangeren Frauen bildet sich ein Schleimpfropf aus dem Sekret der Drüsen um den Gebärmutterhals.
- Er verhindert das Vordringen von Keimen und Bakterien in die Scheide.
- In der Schwangerschaft wird der Schleim zäher und dichtet den Gebärmutterhals ab.
- So schützt der Schleimpfropf Mutter und Kind vor Infektionen.
- Er löst sich meist zwischen der 38. und 42. Schwangerschaftswoche ab.
- Kein Schleimpfropf ist wie der andere, er weist von Frau zu Frau unterschiedliche Farben (weiß, hellrosa bis hin zu rot-braun) und Konsistenzen (geleeartig, dickflüssig, klumpig) auf.
- Der Abgang des Schleimpfropfes ist das erste Anzeichen für die nahende Geburt. Doch erst mit den Wehen beginnt der tatsächliche Geburtsvorgang.
- Auch wenn sich der Schleimpfropf vor der 38. SSW löst, ist das Baby im Mutterleib durch die Fruchtblase weiterhin vor Krankheitserregern geschützt.
Dein glückskind-Team ♥