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Samenspende

Samenspende

© Irina Shatilova, Getty Images

Der Wunsch nach einem eigenen Kind ist oft von tiefen Emotionen und Hoffnung geprägt. Für einige kann der Weg zur Elternschaft jedoch steinig und voller Herausforderungen sein.Früher oder später stellen sich diese Paare der Frage „Was sind unsere Möglichkeiten?“. Eine davon ist die Samenspende. Was nach einer exotischen Insellösung klingt, ist in Wirklichkeit aber gar nicht so selten: Mehr als 1.000 Kinder werden jährlich in Deutschland mit Hilfe von Samenspende geboren. Für wen kann eine Samenspende ein Thema sein und welche Möglichkeiten gibt es hier? Darum geht es in diesem Artikel. Außerdem befassen wir uns mit der zentralen Frage, ob ein Kind wissen sollte, dass es mit einer Samenspende entstanden ist. 

Samenspende – für wen kommt das infrage? 

Eine Samenspende ist nicht nur für alleinstehende Frauen und lesbische Paare eine Möglichkeit, ein Kind zu bekommen. Auch für heterosexuelle Paare kann eine Samenspende ein guter Weg sein, eine Familie zu gründen. Ärztinnen und Ärzte schlagen eine Samenspende dann vor, wenn das Spermiogramm eingeschränkt ist. Zum Beispiel, wenn nicht genügend Spermien im Ejakulat sind.

Welche Möglichkeiten gibt es bei der Samenspende? 

Für eine Samenspende gibt es zwei Möglichkeiten: privat oder im Rahmen einer medizinischen Behandlung. Der grundlegende Unterschied zwischen den beiden Möglichkeiten liegt darin, dass die Samenspende bei einer medizinischen Behandlung vertraglich geregelt ist. Alle Beteiligten sind abgesichert, der Samenspender hat kein Sorgerecht, aber auch keine Unterhaltspflicht gegenüber den Kindern, die durch seine Samenspende entstehen.

Genau das kann bei einer privaten Samenspende rechtlich nicht ausgeschlossen werden. Ein Bekannter oder Freund, der mit einer Frau ein Kind zeugt, hat Anspruch auf das hälftige Sorgerecht, ist aber im Gegenzug auch zu Unterhalt verpflichtet.Da kein vertraglicher Rahmen besteht liegt rechtlich gesehen hier dieselbe Situation vor, wie wenn ein Paar auf ganz normalem Wege ein Kind bekommt. Das Sorgerecht kann zwar voll auf ein Elternteil übertragen werden, es gibt aber für die private Samenspende in unseren Gesetzen keine Regelung, mit der eine Unterhaltspflicht rechtlich wirksam ausgeschlossen werden kann. Auch wenn der Gedanke vielleicht angenehmer ist, den biologischen Vater persönlich zu kennen, ist die private Samenspende aus diesen Gründen nicht zu empfehlen. 

Bei einer Samenspende im Rahmen einer medizinischen Behandlung sind diese Fragen rechtlich mit dem Samenspenderregistergesetz geregelt. Auch wenn ein Samenspender kein Sorgerecht und keine Unterhaltspflicht hat, ist eine Samenspende in Deutschland nicht anonym, das Kind hat nach dem 16. Lebensjahr ein Recht auf Auskunft über seine Abstammung. Die Identität des Samenspenders wird für 110 Jahre im Samenspenderregister gespeichert, das vom Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) geführt wird. Gibt es eine Anfrage eines Kindes über seine Abstammung, wird ein Prozess gestartet. Zuerst versucht das BfArM mit dem Namen des Spenders seine aktuelle Meldeadresse herauszufinden. Dann wird ihm ein Brief geschickt, den er eigenhändig entgegennehmen oder von der Post abholen muss. In diesem Brief steht, dass in vier Wochen seine Daten an ein Kind herausgegeben werden, das von ihm abstammt. Falls der Spender nach der Spende selbst eine Familie gegründet hat, hat er in diesen Wochen genug Zeit, ihnen die Situation schonend beizubringen und zu erklären. Vier Wochen nach Erhalt des Briefes, bekommt das Kind die Daten des Samenspenders und es kann zu einer Kontaktaufnahme kommen. Ein weiterer Vorteil einer Samenbank ist, dass die Samenbank routinemäßig bestimmte Kontrolluntersuchungen beim Samenspender macht Es können so, zum Beispiel sexuell übertragbare Krankheiten ausgeschlossen werden. Private Samenspenden beruhen in solchen Fragen meist auf einem Vertrauensverhältnis. Anonyme Samenspenden im Ausland sind keine gute Lösung. Warum – das liest Du im nächsten Abschnitt zur Aufklärung. 

Samenspende – soll ich mein Kind darüber aufklären? 

Diese Frage stellen sich viele, die sich mit einer Samenspende beschäftigen. Die Antwort ist eindeutig „Ja“. Aber Warum? Wie? Und Wann? Viele haben Bedenken, dass es der Eltern-Kind-Beziehung schaden könnte, wenn sie ihr Kind über seine Entstehung mit einer Samenspende aufklären. Früher wurde auch angenommen, dass Kinder Entwicklungsprobleme haben, wenn sie beispielsweise zwei Väter haben (einen sozialen und einen biologischen) oder in einer weniger häufigen Familienkonstellation wie mit nur einem Elternteil oder zwei Müttern aufwachsen. Heute wissen wir, dass genau das Gegenteil der Fall ist. Für die Entwicklung einer eigenen Identität ist es für Menschen wichtig zu wissen, von wem sie abstammen. Identität bedeutet nämlich nichts anderes als eine Antwort auf die Frage „Wer bin ich?“ zu haben. Und für diese Antwort ist es entscheiden zu wissen, wer die biologischen Eltern sind.

Deswegen werden die Daten von Samenspendern für eine so lange Zeit gespeichert. Kinder, die durch eine Samenspende entstanden sind, können ab dem 16. Lebensjahr einen Auskunftsantrag über die dort gespeicherten Daten stellen. Vor dem 16. Lebensjahr können das ihre Eltern für sie tun. Die dort gespeicherten Daten wie zum Beispiel die Adresse werden nicht gepflegt und sind vielleicht zum Zeitpunkt der Abfrage nicht mehr aktuell. Selbst wenn sie aktuell sind, kann der Samenspender einen Kontakt ablehnen. Doch trotzdem ist es gut durch Studien belegt, dass es für ein Kind hilfreich ist, den echten Namen des biologischen Vaters zu kennen.

Nachdem nun das „Ob“  und das „Warum“ der Aufklärung dem Kind gegenüber geklärt sind, bleibt noch das „Wie“ und „Wann“. Verständlicherweise fühlen sich hier sehr viele unsicher, denn es fehlt in der Regel die Erfahrung, so ein Gespräch ist ja nun wirklich nicht alltäglich. Mit dem Kind sollte auf jeden Fall altersgerecht gesprochen werden. Es ist eine gute Idee, Kinder generell hin und wieder zu fragen „Wo glaubst Du denn kommen Babys her?“ Die Antwort des Kindes zeigt dann, welches Verständnis schon da ist, ob das Kind an genau dem Tag Interesse an dem Thema hat. Das gibt eine gute Orientierung, wo das Gespräch dann ansetzen kann.

Wichtig in einem Gespräch mit Kindern ist, nicht zu viel vorwegzunehmen. Zu viele Informationen gleich zu Beginn eines Gesprächs überfordern (nicht nur Kinder). Gut zu wissen ist auch, dass Kinder in der Regel in dem Umfang nachfragen, wie sie es brauchen und was für sie grade wichtig ist, um mit dem Thema umzugehen. Es reicht in einem Gespräch völlig aus, diese Fragen zu beantworten. Nach dem Gespräch werden die neuen Informationen im Kind weiterarbeiten und es kann sein, dass es mit seinen weiteren Fragen zu einem anderen Zeitpunkt nochmal zu Dir kommt.

Es kann sich anfangs anstrengend anfühlen, offener mit der Samenspende umzugehen. Das Thema auf Dauer zu vermeiden oder ein Geheimnis daraus zu machen, ist aber auch emotional anstrengend und kann zu Schmerz und Enttäuschung führen, falls es dann doch irgendwie rauskommt. Offen darüber zu sprechen hat außerdem den Vorteil, dass das Kind dadurch lernt, über seine eigene Familiengeschichte zu sprechen. Das ist auch für die Identitätsentwicklung wichtig, denn so wird es für das Kind eine „normale“ Angelegenheit und es kann viel selbstbewusster darüber sprechen. Hilfestellungen findest Du hierzu auch in verschiedenen Kinderbüchern, die das Thema kind- und altersgerecht aufbereiten. 

Fazit 

Eine Samenspende kommt für heterosexuelle Paare, lesbische Paare oder alleinstehende Frauen in Betracht. Sie kann im Rahmen einer medizinischen Behandlung oder privat gemacht werden. Bei einer privaten Samenspende gibt es allerdings viele Aspekte, die rechtlich nicht so geregelt werden können, wie bei einer Samenbankspende im Rahmen einer Kinderwunschbehandlung.

Kinder, die mit einer Samenspende entstanden sind, sollten darüber aufgeklärt werden. Das geht ab dem Kindergartenalter gut. Neben dem Recht, seine Abstammung zu kennen, ist es für die Identitätsentwicklung des Kindes wichtig, mit ihm über seine Entstehung zu reden. 

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