Schwanger ohne Mann: Solo-Mama

© MStudioImages, Getty Images
Frauen, die ohne festen Partner schwanger werden möchten, können mithilfe einer Samenbankspende Solo-Mutter werden. Wie das geht und was dabei wichtig ist, erfährst Du in diesem Artikel. Auf andere Möglichkeiten wie Co-Elternschaft und private Absprachen über eine Samenspende gehen wir in diesem Artikel nicht näher ein, da sie rechtlich wie eine Familiengründung mit Partner zählen. Unterhaltspflichten und Sorgerecht des biologischen Vaters fallen nur bei der Samenbankspende weg. Bei einer Co-Elternschaft und einer privat abgesprochenen Samenspende ist das nicht der Fall und alle Rechte und Pflichten bestehen in vollem Umfang.
Kinderwunsch ohne Partner
Wer einen Kinderwunsch hat, braucht einen Partner oder eine Partnerin – dieses Bild ist noch in vielen Köpfen verankert. Eine Familiengründung war früher stark mit finanzieller Absicherung und Altersversorgung verbunden, da Frauen oft nicht mehr arbeiten gingen, wenn ein oder mehrere Kinder da waren.
Heute ist das anders. Frauen sind finanziell sowie gesellschaftlich unabhängiger und sind heute eher in der Lage, eigenverantwortlich ein Kind zu versorgen. Der wirtschaftliche Druck, nur zu zweit eine Familie gründen zu können, ist stark gesunken.
Während eine Samenspende früher nur für verheiratete Paare erlaubt war, können inzwischen auch alleinstehende Frauen ihren Kinderwunsch ohne Partner mit einer Samenspende erfüllen – vorausgesetzt, gesundheitlich ist alles in Ordnung und sie können es sich leisten. Leider ist die Solo-Mutterschaft immer eine Selbstzahlerbehandlung, unabhängig von der gesundheitlichen Situation der Wunsch-Solo-Mutter. Mittlerweile ist diese Form der Familiengründung bekannter geworden, und immer mehr Frauen trauen sich zu, auf diesem Weg auch ohne Partner Mutter zu werden. Aber wie funktioniert das eigentlich?
Schwanger werden ohne Mann mit einer Samenbankspende
Mit einer Samenbankspende kann eine Frau auch ohne Partner schwanger werden. Das geht nicht ganz im Alleingang – Du brauchst ein Kinderwunschzentrum für die Befruchtung. Wie läuft das ungefähr ab?
Manche Kinderwunschzentren verlangen vor Behandlungsbeginn einen Nachweis, dass eine Frau eine Beratung in Anspruch genommen hat (z. B. anwaltlich, notariell oder von einem Kinderwunschberater). Das ist allerdings nicht gesetzlich vorgeschrieben, sodass es Zentren gibt, die diesen Nachweis verlangen und andere, die auch ohne Nachweis behandeln. Das erfährst Du im Erstgespräch und in der Regel bekommst Du auch eine Liste von Anlaufstellen, bei denen Du diese Beratung erhalten kannst.
Kinderwunschzentren kooperieren mit einer oder mehreren Samenbanken. Wunsch-Solo-Mamas bekommen einen „Katalog“, aus dem sie den Samenspender auswählen. Mit dem Spendersamen wird dann eine künstliche Befruchtung durchgeführt.
Das kann eine Insemination (IUI), eine IVF oder eine ICSI sein. Die Kosten für eine Behandlung werden nicht von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen, allerdings werden in der Regel Teile der Diagnostik übernommen. Da geht es ja erstmal darum festzustellen, wie es um die Schwangerschaftswahrscheinlichkeit der Wunsch-Solo-Mutter mit ihren Eizellen und ihren körperlichen Gegebenheiten steht. Mehr dazu findest Du auch hier unter „Kinderwunschklinik: Kosten & Kassenleistung“.
Solo-Mamas nach einer Samenbankspende entscheiden alles, was das Kind betrifft, selbstständig und tragen auch alleine die Verantwortung. Der Samenspender ist „nur“ biologisch der Vater, hat aber kein Sorgerecht und auch keine Unterhaltspflicht. Natürlich können die Solo-Mamas andere Menschen in die Familie einbinden, die im Leben ihres Kindes eine Rolle spielen sollen, wie in Zwei-Eltern-Familien auch. Über die Ausstellung von Vollmachten können diese Bezugspersonen auch Arzttermine mit dem Kind wahrnehmen oder es aus der Kita abholen.
Schwanger ohne Mann und die Frage nach dem Vater
Ein ganz wichtiger Punkt für Solo-Mütter ist die Aufklärung des Kindes nach dem „Recht auf Kenntnis der eigenen Herkunft“ in Deutschland. Jeder Mensch hat ein Recht darauf, seine Abstammung (sprich seine biologischen Eltern) zu kennen. Mit „kennen“ ist dabei gemeint, zu erfahren, wie sie hießen und noch wenige weitere Angaben. Es ist nicht gemeint, dass immer eine Situation geschaffen wird, sich persönlich zu sehen.
Die Abstammung zu kennen ist wichtig für die Identitätsentwicklung. Deswegen sind in Deutschland Daten der Spender in einem Register gespeichert, das vom Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) verwaltet wird. Ab dem Alter von 16 Jahren kann jeder Mensch dort eine Anfrage stellen und fragen „Gibt es Spenderdaten zu mir?“. Vor dem 16. Lebensjahr können Eltern diese Anfrage für ihre Kinder stellen.
Das Gespräch mit dem Kind oder Fragen aus dem Umfeld nach dem Vater sind keine einfache Gesprächssituation. Eine Solo-Mama zu sein ist zwar inzwischen keine Seltenheit mehr, doch der Anteil der Solo-Mütter ist insgesamt gesehen trotzdem klein. Deswegen fehlt verständlicherweise die Übung, damit die Antwort auf die Frage nach dem Vater leichter fällt.
Damit sich eine Antwort stimmig und gut anfühlt, empfehlen wir, schon in der Schwangerschaft damit zu beginnen. Du kannst Deinen Freunden und Deiner Familie, aber natürlich auch dem Kind in Deinem Bauch, von der Samenspende erzählen. So hast Du genügend Zeit, um Deine „Geschichte“ zu entwickeln und einzuüben. Inspirationen und Hilfestellungen findest Du in vielen sehr tollen Büchern, die das Thema aufgreifen – natürlich kind- und altersgerecht!
Warum ist die Aufklärung so wichtig?
Früher wurde den Kindern (nicht nur den Samenspenderkindern, sondern auch Adoptivkindern) häufig verschwiegen, wer ihr biologischer Vater oder ihre Eltern sind. Es wurde vermutet, dass es für Kinder verwirrend und sogar nachteilig sein könnte, wenn sie mehr als zwei Elternteile haben. Inzwischen haben viele wissenschaftliche Studien aber das Gegenteil gezeigt: Kinder, die ihre Abstammung nicht kennen, haben viel häufiger Probleme ihre eigene Identität zu entwickeln.
Deswegen lautet inzwischen die klare Empfehlung, Kinder so früh wie möglich altersgerecht aufzuklären. Wenn sie mit einer stimmigen Geschichte über ihre Herkunft aufwachsen, ist dies Teil ihrer Normalität und sie können damit umgehen. Das gilt auch dann, wenn bei Solo-Müttern später ein Partner oder eine Partnerin die soziale Vaterrolle einnimmt.
Zum Schluss noch ein Tipp, wenn Du diesen Weg gehen willst:
Vernetze Dich mit anderen Solo-Müttern in Deiner Umgebung, zum Beispiel über Solomütter Deutschland e. V.. So kannst Du Dich austauschen und hören, wie andere mit bestimmten Themen oder Herausforderungen im Alltag umgehen. Im Internet findest Du entsprechende Angebote, die sich speziell an Solo-Mütter richten.
Dein glückskind-Team ♥

