Allergie

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8.12.2025

Ein Katzenhaar, ein Partikel Hausstaub, ein Löffel Soja – für die meisten Menschen völlig harmlos. Doch bei manchen schlägt das Immunsystem schon nach einem kurzen Kontakt mit der eigentlich bedenkenlosen Substanz Alarm: Die Nase läuft, die Haut juckt, die Augen tränen. Doch was genau bringt den Körper da in Aufruhr?
Was ist eine Allergie?
Eine Allergie ist eine Überreaktion des Immunsystems auf bestimmte Stoffe, die sogenannten Allergene. Diese können pflanzlicher, tierischer oder auch chemischer Natur sein. Typische Anzeichen einer allergischen Reaktion sind zum Beispiel Rötung der Haut, Juckreiz, Schwellungen und Quaddeln oder Atemprobleme.
Ursachen und Auslöser von Allergien
Hauptakteure bei einer allergischen Reaktion sind die für unsere Gesundheit eigentlich extrem wichtigen Mastzellen. Treffen diese spezialisierten Immunzellen auf Krankheitserreger, setzen sie in Sekundenbruchteilen eine Abwehrreaktion in Gang und schützen uns somit vor gefährlichen Folgen. Doch manchmal liegt das Abwehrsystem daneben: Es verwechselt harmlose Eiweiße wie Pollen, Tierhaare oder Lebensmittelbestandteile mit echten Gefahren.
Wie entstehen Allergien und warum werden sie immer häufiger?
Die Ursachen, die hinter Allergien stecken, sind komplex – wahrscheinlich ist es ein Mix aus verschiedenen Faktoren, der zum Entstehen von Allergien führt bzw. für deren zunehmendes Auftreten verantwortlich ist.
- Genetische Veranlagung: Allergien treten oft familiär gehäuft auf. Die genetische Veranlagung für allergische Überempfindlichkeit wird in der Fachsprache Atopie genannt.
- Hygiene-Hypothese: Früher war unser Immunsystem vermehrt Mikroorganismen wie Bakterien, Pilzen oder Würmern ausgesetzt. Aufgrund der heute deutlich verbesserten Hygienestandards fehlen ihm diese „Trainingseinheiten“, es reagiert überempfindlich.
- Umweltbelastungen: Luftschadstoffe (z.B. Feinstaub, Ozon), Tabakrauch oder Chemikalien können die Schleimhäute schädigen und so den Allergenen das Eindringen in den Körper erleichtern.
- Ernährung und Lebensstil: Weniger Ballaststoffe, mehr Fast Food – unsere Ernährung wirkt sich auf das Darmmikrobiom und das Immunsystem aus. Auch das kann Allergien begünstigen.
- Klimawandel: Höhere Temperaturen sorgen dafür, dass die Pollensaison früher beginnt und länger dauert. Zudem können die Pollen weiter und schneller fliegen. Das führt dazu, dass sich nicht-heimische Pflanzenarten ausbreiten.
Welche Allergien gibt es?
Hier ein Überblick über die häufigsten Allergien, ihre Auslöser und typischen Symptome:
Gräser- und Pollenallergie (Heuschnupfen)
- Auslöser: Blütenstaub von Gräsern, Bäumen oder Kräutern.
- Typische Symptome: Niesen, laufende oder verstopfte Nase, juckende und tränende Augen, Müdigkeit, Atemnot (allergisches Asthma) – vor allem im Frühjahr und Sommer.
Hausstaubmilbenallergie
- Auslöser: Kot von Hausstaubmilben – mikroskopisch kleinen Lebewesen, die sich u.a. von unseren abgestorbenen Körperzellen ernähren und bevorzugt in Matratzen, aber auch Teppichen und Polstermöbeln aufhalten.
- Typische Symptome: Niesen, Husten, verstopfte Nase, Asthmaanfälle, juckende oder gereizte Haut.
Tierhaarallergie
- Auslöser: Eiweiße in Hautschuppen, Speichel oder Urin von Katzen, Hunden oder anderen Tieren.
- Typische Symptome: Niesen, laufende Nase, juckende Augen, Hautreaktionen, Atembeschwerden.
Nahrungsmittelallergie
- Auslöser: Eiweiße in Lebensmitteln wie Nüsse, Milch, Ei, Soja, Fisch oder Weizen.
- Typische Symptome: Hautreaktionen (Rötung, Quaddeln), Magen-Darm-Beschwerden, Atemnot, in schweren Fällen anaphylaktischer Schock.
Kontaktallergie
- Auslöser: Hautkontakt mit Stoffen wie Nickel, Duftstoffe, Latex oder bestimmte Substanzen in manchen Kosmetikprodukten.
- Typische Symptome: Hautrötung, Juckreiz, Ekzeme, Bläschenbildung.
Insektengiftallergie
- Auslöser: Stich von Bienen, Wespen, Hornissen oder anderen stechenden Insekten.
- Typische Symptome: Schwellung, Rötung, Juckreiz, Atemnot, im schlimmsten Fall anaphylaktischer Schock.
Medikamentenallergie
- Auslöser: Antibiotika, Schmerzmittel oder andere Medikamente.
- Typische Symptome: Hautausschlag, Juckreiz, Schwellungen, Atembeschwerden, in seltenen Fällen anaphylaktischer Schock.
Sonnenallergie (Polymorphe Lichtdermatose)
- Auslöser: Sonnenlicht, insbesondere UV-Strahlen.
- Typische Symptome: Hautrötung, Juckreiz, Bläschen oder Quaddeln, häufig an Brust, Armen oder Gesicht.
Gut zu wissen: Die meisten allergische Reaktionen treten unmittelbar nach dem Kontakt mit dem Allergen auf, seltener (z.B. bei Kontaktallergien) auch erst nach einigen Stunden oder Tagen.
Allergischer Schock (Anaphylaxie)
Ein allergischer Schock ist die schwerste Form einer allergischen Reaktion und kann lebensbedrohlich sein. Dabei kommt es innerhalb von Minuten zu Hautreaktionen, Kreislaufproblemen, Schwellungen im Halsbereich und Atemnot. Wenn bei Dir oder Deinem Kind eine schwere allergische Reaktion möglich ist, solltest Du immer ein Notfallset griffbereit haben. Außerdem ist es wichtig, dass auch enge Bezugspersonen – etwa der Partner bzw. die Partnerin oder Betreuungspersonen wie Lehrkräfte – im Umgang mit dem Notfallset geschult sind.
Diagnoseverfahren
Um eine Allergie nachzuweisen, gibt es verschiedene Testverfahren:
- Prick-Test
Der Prick-Test wird vor allem bei Verdacht auf Allergien eingesetzt, die sofort nach Kontakt mit dem Allergen Beschwerden auslösen, z.B. bei Heuschnupfen. Er kann bereits ab dem zweiten Lebensjahr durchgeführt werden. Dafür werden winzige Mengen verdächtigter Allergene auf die Innenseite des Unterarms aufgetragen und die Haut leicht angeritzt. Anzeichen für eine wahrscheinlich allergische Reaktion: Rötung, Juckreiz und/oder Schwellung. - Epikutantest
Der Epikutantest eignet sich bei Verdacht auf Allergien, die sich erst verzögert – nach Stunden oder Tagen – zeigen, etwa bei Kontaktallergien. Dabei wird ein Pflaster mit dem verdächtigten Allergen für ein bis zwei Tage auf den Rücken geklebt und die Reaktion beobachtet. - Provokationstest
Der Provokationstest wird häufig eingesetzt, um eine Allergie zu bestätigen oder auszuschließen – insbesondere, wenn andere Verfahren kein klares Ergebnis liefern. Das vermutete Allergen wird dabei auf die Nasenschleimhaut oder die Atemwege aufgetragen oder in Form von Lebensmitteln verabreicht. Wichtig: Der Test findet ausschließlich unter ärztlicher Kontrolle statt. - Bluttest
In manchen Fällen wird auch ein Bluttest herangezogen. Dabei wird gemessen, ob spezielle Antikörper (IgE) im Blut vorhanden sind, die für bestimmte Allergene typisch sind. Das Verfahren ergänzt andere Tests, ersetzt sie aber in der Regel nicht.
Behandlungsmöglichkeiten
Allergien lassen sich zwar oft nicht vollständig heilen, aber ihre Symptome können gelindert und das Risiko schwerer Reaktionen reduziert werden. Die Behandlung richtet sich nach Art und Schwere der Allergie und umfasst sowohl Medikamente, spezifische Immuntherapien als auch praktische Maßnahmen, um den Kontakt mit Allergenen zu minimieren.
Allergene vermeiden
Die wirksamste Maßnahme bei Allergien ist, die auslösenden Allergene zu meiden oder zumindest die Belastung so gering wie möglich zu halten.
- Pollenallergie: Nutze einen Pollenkalender, halte die Fenster tagsüber geschlossen, wasche abends Deine Haare und verwende Pollenfilter im Auto. Eine regelmäßige Nasendusche kann zusätzlich entlasten.
- Hausstauballergie: Wische den Boden regelmäßig feucht, verwende milbendichte Matratzen- und Kissenbezüge („Encasings“), wasche Bettwäsche bei 60 °C und nutze einen Staubsauger mit HEPA-Filter.
- Nahrungsmittelallergien: Prüfe sorgfältig Zutatenlisten und frage im Restaurant gezielt nach. Die betroffenen Lebensmittel solltest Du konsequent meiden.
- Tierhaarallergie: So schwer es fällt – meide den direkten Kontakt zu Katzen und Hunden. Lässt sich das, etwa bei einem Besuch, nicht ganz vermeiden, wasche Dir anschließend gründlich die Hände und wechsle die Kleidung.
- Kontaktallergie (z. B. Nickel, Duftstoffe): Greife zu Alternativen wie nickelfreiem Schmuck, unparfümierter Kosmetik oder speziell gekennzeichneten Pflegeprodukten.
- Insektengiftallergie: Lasse keine süßen Getränke im Freien offen stehen, laufe nicht barfuß über Wiesen und trage helle Kleidung. Wichtig ist, dass Du für den Ernstfall immer ein Notfallset bei Dir trägst.
- Medikamentenallergie: Nimm keine Medikamente mehr ein, auf die Du schon einmal allergisch reagiert hast. Informiere unbedingt Deine behandelnden Ärztinnen und Ärzte. Ein Allergiepass kann helfen, Missverständnisse zu vermeiden.
Medikamente
Lässt sich der Kontakt mit dem Allergen nicht vermeiden, können bestimmte Medikamente, sogenannte Antiallergika, helfen, die Symptome zu lindern. Allergie-Medikamente sollten gezielt und nur nach Bedarf eingesetzt werden. Lass Dich am besten von Deinem Arzt oder Deiner Ärztin beraten, welches Medikament für Dich geeignet ist.
Am häufigsten werden Antihistaminika und Kortison-Präparate, sogenannte Glukokortikoide, eingesetzt:
Antihistaminika
Antihistaminika
Antihistaminika blockieren die Wirkung von Histamin – dem Botenstoff, der Juckreiz, Niesen und tränende Augen auslöst. Sie werden vor allem bei allergischem Schnupfen und allergischer Bindehautentzündung eingesetzt. Moderne Wirkstoffe wie Cetirizin oder Loratadin wirken schnell und machen in der Regel weniger müde als frühere Präparate. Erhältlich sind sie rezeptfrei als Tabletten, Nasensprays oder Augentropfen. Am zuverlässigsten wirken sie, wenn sie schon bei den ersten Symptomen der Allergie genommen werden.
Glukokortikoide
Glukokortikoide
Glukokortikoide sind Abkömmlinge des körpereigenen Hormons Kortison. Sie hemmen die Freisetzung von Entzündungsbotenstoffen, lassen die Schleimhäute abschwellen und können so Beschwerden bei starkem Heuschnupfen oder allergischem Asthma lindern. Sie kommen als Nasensprays, Cremes/Salben oder – bei schweren Fällen – in Tablettenform zum Einsatz. Wichtig: Glukokortikoide sollten nur kurzfristig und nach ärztlicher Anweisung angewendet werden.
Notfallmedikation
Notfallmedikation
Bei schweren Allergien (z. B. Insektengift- oder Nahrungsmittelallergien) ist ein Notfallset wichtig, das immer griffbereit sein sollte. Es enthält in der Regel:
- Adrenalin-Autoinjektor
- Antihistaminikum
- Kortisonpräparat
- bronchienerweiternde Medikamente (bei Asthma)
Hyposensibilisierung
Hyposensibilisierung, spezifische Immuntherapie (SIT), Allergen-Impfung oder Desensibilisierung – diese verschiedenen Begriffe bezeichnen alle eine Therapie, die bereits seit einigen Jahren eingesetzt wird, um das Immunsystem langsam an Allergene zu gewöhnen. Dabei wird der Körper regelmäßig mit kleinen Mengen des Allergens konfrontiert – entweder über Spritzen oder in Form von Tropfen bzw. Tabletten. Die Behandlung erfordert Geduld – sie dauert meist drei bis fünf Jahre. Doch die Erfolgsaussichten sind hoch: Bis zu 90 % der Patienten und Patientinnen spüren eine deutliche Verbesserung. Weiterer Vorteil: Die Wirkung hält oft bis zu zehn Jahren an, denn die Therapie lindert nicht nur die Symptome, sondern setzt direkt an der Ursache an.
Allergien vorbeugen – so kannst Du das Risiko Deines Kindes senken
Grundsätzlich kann jeder Mensch an einer oder mehreren Allergien erkranken – sowohl die Gene als auch die Umwelt beeinflussen ihr Auftreten. Somit lässt sich eine mögliche Allergie beim Nachwuchs nicht komplett verhindern. Doch mit bewussten Entscheidungen und gezielten Maßnahmen während der Schwangerschaft und in den ersten Lebensjahren Deines Kindes kannst Du die besten Voraussetzungen für ein starkes Immunsystem schaffen und das Risiko senken, dass sich eine Allergie entwickelt.
- Natürliche Geburt, wenn möglich
Bei seinem Weg durch den Geburtskanal nimmt das Baby eine Vielzahl nützlicher Bakterien der Mutter auf, die sein Immunsystem stärken. - Stillen
Die natürlichen Bakterien in der Muttermilch tragen zum Aufbau der Darmflora des Babys bei. - Rauchen vermeiden
Rauchen (auch Passivrauchen) solltest Du unbedingt vermeiden, da Zigarettenrauch die Atemwege reizt und das Risiko für Allergien bei Deinem Kind erhöht. - Gesundes Raumklima
Regelmäßiges Lüften und eine nicht zu hohe Luftfeuchtigkeit helfen, Schimmel zu vermeiden. - Gesunde Darmflora fördern
Eine ausgewogene, ballaststoffreiche Ernährung mit viel Gemüse, Vollkornprodukten und fermentierten Lebensmitteln unterstützt die Darmflora – das ist eine wichtige Voraussetzung für ein starkes Immunsystem.
Dieser Beitrag dient der Information und ersetzt keine professionelle medizinische Beratung, Diagnose oder Behandlung. Wenn Du Fragen hast oder unsicher bist, wende Dich bitte an eine Ärztin, einen Arzt oder eine andere qualifizierte Fachkraft. Entscheidungen, die Du aufgrund dieser Informationen triffst, erfolgen auf eigene Verantwortung.
Weitere Beiträge
Quellen
Internetquellen
Internetquellen
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Printquellen
Printquellen
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