ICSI: Intracytoplasmatische Spermieninjektion

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Die ICSI-Behandlung ist eine Methode der künstlichen Befruchtung. Sie hilft Eizelle und Spermien dabei, zueinanderfinden und gibt dabei mehr Starthilfe als die IVF. Zunächst läuft die ICSI nach demselben Prinzip ab wie die In-vitro-Fertilisation (IVF).
Bei der Frau werden Eizellen entnommen, der Mann gibt seinen Samen ab. Die Befruchtung passiert dann im Labor. Eizelle und Spermien werden in eine Kunststoffschale gegeben. Der entscheidende Unterschied zur IVF ist, dass bei der ICSI nicht gewartet wird, ob ein Spermium den Weg zur Eizelle findet und sie befruchtet.
Bei der ICSI wird eine einzelne Samenzelle ausgewählt und mithilfe einer Hohlnadel direkt in die Eizelle eingeschleust. Die Eizelle ist jetzt imprägniert und die Schale kommt anschließend in den Brutschrank, damit dort die eigentliche Befruchtung stattfinden kann.
Aus dem Podcast KINDERWUNSCH-SPRECHSTUNDE
Erfolgschancen einer ICSI
Auch wenn bei der ICSI im Gegensatz zur IVF die Vereinigung der Zellen sicher funktioniert, ist das keine Erfolgsgarantie. Es kann zum Beispiel passieren, dass sich die Eizelle(n) im Brutschrank nicht weiterentwickeln. Außerdem müssen auch die Embryonen aus der ICSI in die Gebärmutter eingesetzt werden. Es kann passieren, dass sich der Embryo nicht einnistet.
Es spielen auch noch viele weitere Faktoren eine Rolle, die individuell sind. Deswegen ist es schwierig abzusehen, wie hoch die persönlichen Erfolgschancen sind. Das können nur Deine behandelnden Ärzte abschätzen, die Deine medizinische Situation kennen. Grundsätzlich ist es aber so, dass das Alter der Frau eine wichtige Rolle spielt. Mit zunehmendem Alter sinken die Erfolgschancen und das Risiko für Fehlgeburten nimmt zu. Laut dem Gemeinsamen Bundesausschuss werden etwa 25 Prozent der Frauen durch eine ICSI schwanger.
Wann wird eine ICSI gemacht?
Eine ICSI ist teurer als eine IVF. Deswegen darf sie – zumindest in Deutschland – nur dann angewendet werden, wenn es einen „medizinischen Nutzen“ gibt. Das kann sein, wenn IVFs vorher nicht erfolgreich waren oder wenn die Fruchtbarkeit des Mannes sehr eingeschränkt ist (weil z. B. sehr wenige Spermien im Sperma sind oder sie nicht sehr beweglich sind).
Was kostet eine ICSI?
Eine Kinderwunschbehandlung zählt nicht zu den Behandlungen, deren Kosten eine Krankenkasse grundsätzlich übernehmen muss. Das heißt, es gibt höchstwahrscheinlich einen Eigenanteil, der bezahlt werden muss. Wie hoch der Eigenanteil ist, hängt nicht nur von der Art der Krankenversicherung ab (privat oder gesetzlich). Es gibt auch Unterschiede zwischen den einzelnen Krankenkassen, welchen Anteil der Kosten sie übernehmen und ob ihr zum Beispiel verheiratet seid oder nicht. Für gleichgeschlechtliche Paare gibt es auch in manchen Bundesländern finanzielle Zuschüsse zu Behandlungskosten.
Die Spannbreite der Kosten einer ICSI kann also sehr groß sein. Sie hängt zum Beispiel auch davon ab, ob eine TESE-OP gemacht wird. Eine grobe Orientierung ist z. B. das Förderprogramm des Landes Hessens. Hier werden bis zu 75 Prozent des Eigenanteils für den vierten Versuch übernommen, maximal jedoch bei einer ICSI-Behandlung 3.300 Euro bei verschiedengeschlechtlichen Paaren.
Hieraus lässt sich erkennen, dass der Eigenanteil der Kosten für eine ICSI auch über 3.300 Euro liegen kann. Wenn 3.300 Euro 75-Prozent sind, dann sind 100 Prozent der Kosten 4.400 Euro. Dass die Bezuschussung auf einen Maximalbetrag begrenzt ist, ist ein Hinweis darauf, dass die Kosten auch höher liegen können. Selbstzahler müssen in etwa mit dem Doppelten des Eigenanteils rechnen. Bei Privatversicherten hängen die Kosten von dem individuellen Vertrag ab.
Das sind hohe Kosten, die auf einen zukommen und das kann erschlagend wirken. Es gibt aber auch Möglichkeiten, die Kosten zu finanzieren, z. B. über Fördermöglichkeiten auf staatlicher und auch auf Bundeslandebene.
Konkrete Informationen für Deinen Wohnort findest Du zum Beispiel im Fördercheck des Informationsportal Kinderwunsch des Familienministeriums. Manche Kinderwunschzentren bieten auch Ratenzahlungen an.
Wie lange dauert eine ICSI?
Inklusive der Hormonbehandlung dauert die Behandlung ein bis zwei Wochen. Dann wir die befruchtete Eizelle eingesetzt und nach weiteren zwei Wochen kann man testen, ob sich die Eizelle eingenistet hat Du schwanger geworden bist.
Bei der Hormonbehandlung (oder auch „Stimulation“) vor der ICSI selbst nimmt die Frau Medikamente, die ihren Hormonhaushalt steuern und die Eizellreifung anregen. Man „stimuliert“ die Eierstöcke: Dadurch sollen in einem Zyklus mehrere Eizellen heranreifen (natürlicherweise reift nur eine Eizelle pro Zyklus).
Wie lange die Hormonbehandlung dauert, hängt davon ab, nach welchem „Protokoll“ die Ärzte die Eierstöcke stimulieren. Das Protokoll ist eine bestimmte Vorgehensweise, wann Du welche Medikamente einnimmst. Durch die Hormonstimulation steigen die Chancen, dass in einem Zyklus mehrere Eizellen gewonnen werden. Außerdem werden Zyklus und Eisprung sehr planbar und das erleichtert die Behandlung organisatorisch.
Weitere Methoden der künstlichen Befruchtung
Gesetzliche Regelungen in Deutschland bei einer ICSI
In Deutschland dürfen maximal drei Embryonen zurück in die Gebärmutter gesetzt werden. Die ärztlichen Leitlinien empfehlen allerdings sehr eindrücklich, nur einen einzelnen Embryo einzusetzen. Wenn Du Dir zwei oder sogar drei Embryonen einsetzen lässt, erhöht sich die Wahrscheinlichkeit dafür, dass Du Zwillinge oder sogar Drillinge bekommst, deutlich. So eine Mehrlingsschwangerschaft hat deutlich höhere Risiken für die Mutter und das Kind, die Du unbedingt vermeiden solltest.
Paare in Deutschland dürfen unter den Embryonen auch nicht auswählen; ihr könnt also auch bei der ICSI nicht über das Geschlecht des Kindes bestimmen. Eine Ausnahme wird bei Erbkrankheiten gemacht, die nur Jungen oder nur Mädchen bekommen können.
Falls in einem Stimulationszyklus Eizellen „übrig" bleiben, können befruchtete oder unbefruchtete Eizellen auch eingefroren werden, um damit später eventuell einen weiteren Versuch zu starten (falls der Versuch nicht gelingt – oder für ein Geschwisterchen). Wie das Einfrieren abläuft, kannst Du hier lesen.
Wie läuft die ICSI ab?
Die ICSI hat mehrere Behandlungsschritte, die unterschiedlich anstrengend sind: Zuerst wird eine Hormonbehandlung gemacht, damit mehrere Eizellen in einem Zyklus reifen. Im Rahmen der Hormonbehandlung ist es dann auch möglich, den Eisprung ganz gezielt mit einem Medikament auszulösen – nämlich dann, wenn die Eizellen gut ausgereift sind. Das Auslösen wird gesteuert, indem Du ein bestimmtes Medikament einnimmst. Die Eizellen werden dann mit einer Follikelpunktion entnommen. Die befruchtete Eizelle wird wieder eingesetzt.
Hormonbehandlung/Hormonelle Stimulation
Hormonbehandlung/Hormonelle Stimulation
Du wirst Einstichstellen vom Spritzen haben und es ist unterschiedlich, wie viel Überwindung das Spritzen Dich kostet. Manche Frauen bekommen einen Blähbauch. und die Eierstöcke können anschwellen. Natürlich kann es auch noch andere Nebenwirkungen geben, die individuell unterschiedlich sein können. Menschen gehen mit Nebenwirkungen unterschiedlich um: Manche lesen den Beipackzettel der Medikamente und das gibt ihnen Sicherheit. Andere lesen ihn nicht, weil sie sich sonst stark auf die Nebenwirkungen fokussieren.
Follikelpunktion
Follikelpunktion
Die Eizellen reifen in einer Hülle heran, dem sogenannten Follikel. Bei der Follikelpunktion wird eine Ultraschallsonde zusammen mit einer feinen Hohlnadel durch die Scheide eingeführt. Die Hohlnadel wird durch das Zwischengewebe weiter zum Eierstock geführt. Dort sticht sie die Follikel an (der Fachbegriff hierfür lautet punktiert), um an die Eizellen in ihrem Inneren zu kommen. Deswegen heißt das auch Follikelpunktion. Die Eizellen schwimmen im Follikel in einer Flüssigkeit und im Ultraschall kann man nicht sehen, ob in einem Follikel auch eine Eizelle drin ist. Wenn der Follikel angestochen ist, wird die Eizelle durch die Hohlnadel herausgesaugt und kommt in ein Laborgefäß. Weil durch die Hormonstimulation meistens mehrere Eizellen herangereift sind, können bei einer Punktion gleich mehrere Eizellen entnommen werden.
Bei der Punktion wird die Scheidenwand durchstochen und es kann ein bisschen bluten. Am besten sprichst Du mit dem Arzt/der Ärztin, wie viel Blutfluss normal ist und wann Du Dich melden solltest. Die Follikelpunktion dauert etwa 20 Minuten und wird meistens unter einer kurzen Vollnarkose gemacht. Es gibt aber auch Frauen, die die Punktion ohne Narkose machen. Wenn alles okay ist, kannst Du nach etwa zwei Stunden wieder gehen.
Fazit
Die ICSI bietet eine höhere Erfolgsrate als die traditionelle In-vitro-Fertilisation (IVF), da sie eine direkte Befruchtung der Eizelle durch eine ausgewählte Samenzelle ermöglicht. Allerdings sind die Erfolgschancen von individuellen Faktoren wie dem Alter der Frau abhängig und eine erfolgreiche Schwangerschaft kann nicht garantiert werden. Die Kosten für eine ICSI-Behandlung können hoch sein, aber es gibt verschiedene Finanzierungsmöglichkeiten und staatliche Förderprogramme. Trotz der körperlichen und emotionalen Herausforderungen, die eine ICSI-Behandlung mit sich bringen kann, bietet sie eine wertvolle Option für Paare, die Schwierigkeiten haben, auf natürlichem Weg schwanger zu werden.
Dein glückskind-Team ♥





