Magen-Darm-Infekt

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2.12.2025

Plötzliche Übelkeit, Bauchkrämpfe und Durchfall – ein Magen-Darm-Infekt (medizinisch: Gastroenteritis) kommt oft wie aus „heiterem Himmel“. Was dann wichtig ist: ausruhen, viel trinken und auf gute Hygiene achten, damit die Erkrankung nicht weitergetragen wird.
Ursachen eines Magen-Darm-Infekts
Ein Magen-Darm-Infekt entsteht meist durch spezielle, oft hoch ansteckende Viren und Bakterien oder – seltener – durch Parasiten.
Viren
Viren gehören zu den häufigsten Auslösern von Magen-Darm-Infekten. Besonders gerne verbreiten sie sich in der kalten Jahreszeit und an Orten, wo viele Menschen eng zusammenkommen, etwa in Kindergärten, Schulen oder Pflegeheimen.
- Noroviren: Diese winzigen Erreger sind hoch ansteckend. Sie verbreiten sich vor allem über Schmierinfektionen, also über Hände, Türklinken, Lichtschalter oder andere gemeinsam genutzte Gegenstände. Noroviren können aber auch über eine Tröpfcheninfektion weitergereicht werden. Dabei gelangen winzige virushaltige Tröpfchen aus Erbrochenem in die Umgebung und werden im Anschluss von einem Gesunden eingeatmet. Seltener steckt auch belastetes Essen oder Wasser dahinter – z. B. roher Salat, Obst, Meeresfrüchte oder verunreinigtes Trinkwasser.
- Rotaviren: Rotaviren werden auf ähnliche Weise übertragen – vor allem durch engen Kontakt mit Erkrankten oder verunreinigte Oberflächen. Besonders häufig infizieren sich Kleinkinder.
Bakterien
Bakterielle Magen-Darm-Infekte sind in vielen Fällen lebensmittelbedingt, etwa durch unzureichend gekühlte, verunreinigte oder nicht vollständig durchgegarte Speisen.
- Campylobacter: Diese Bakterien sind in Deutschland die häufigste Ursache für bakteriellen Durchfall. Meist steckt rohes oder nicht ausreichend gegartes Geflügel dahinter. Auch Küchenutensilien wie Schneidebretter oder Messer können zur Keimquelle werden, wenn sie nicht gründlich gereinigt werden.
- Salmonellen: Sie finden sich oft in rohen Eiern, eihaltigen Speisen (z.B. Tiramisu, Mayonnaise) oder rohem Fleisch. Werden solche Lebensmittel nicht gekühlt, können sich die Keime stark vermehren.
- EHEC (enterohämorrhagische Escherichia coli): Diese Darmbakterien kommen natürlicherweise im Verdauungstrakt von Rindern, Schafen oder Ziegen vor. Sie werden über Rohmilch, nicht durchgegartes Hackfleisch oder ungewaschenes Gemüse, das mit belastetem Dünger in Kontakt kam, übertragen. Auch Tierkontakt, z. B. auf Bauernhöfen, kann zur Infektion führen.
Parasiten
In Europa sind parasitäre Erreger selten. Anders sieht das in vielen beliebten Reiseländern aus –darunter Teile von Südostasien, Afrika, Mittel- und Südamerika, Mexiko oder vom Nahen Osten.
Ein häufiger Erreger ist der Parasit Giardia lamblia, der die sogenannte Giardiasis (Lamblienruhr) auslösen kann. Die Ansteckung erfolgt meist über verunreinigtes Trinkwasser, Eiswürfel oder ungewaschene Lebensmittel. Auch beim Baden in Flüssen oder Seen kann man sich infizieren.
Was passiert bei einem Magen-Darm-Infekt?
Gelangen Krankheitserreger in den Magen-Darm-Trakt, bringen sie die natürlichen Abläufe der Verdauung aus dem Gleichgewicht. Der Körper reagiert auf die Erreger mit einer Entzündung, was die Aufnahme wichtiger Elektrolyte und Nährstoffe beeinträchtigt. Um die schädlichen Eindringlinge möglichst schnell wieder loszuwerden, gibt er zudem aktiv zusätzliche Flüssigkeit in den Darm ab. Das Ergebnis: wässriger, häufiger Stuhlgang – Durchfall. Hinzu kommen oft – je nachdem, welcher Erreger beteiligt ist – Symptome wie Übelkeit, Erbrechen, Bauchkrämpfe, Fieber oder ein allgemeines Krankheitsgefühl.
Wann solltest Du zum Arzt?
Wenn Du keine Ahnung hast, wo und wie Du Dir den Infekt eingefangen hast, oder wenn sich die Beschwerden verschlimmern, ist ein Arztbesuch sinnvoll. So lässt sich der Erreger bestimmen und klären, ob besondere Maßnahmen nötig sind. Manche Magen-Darm-Infektionen sind zudem meldepflichtig, da sie sich schnell ausbreiten können.
Achte auf Warnzeichen!
Bestimmte Symptome solltest Du auf keinen Fall ignorieren. Such bitte eine Ärztin oder einen Arzt auf, wenn Du eines der folgenden Anzeichen bemerkst:
- Blut oder Schleim im Stuhl
- starke Bauchschmerzen
- hohes Fieber
- Anzeichen von Dehydrierung, z.B. Schwindel, Kreislaufprobleme, Verwirrtheit, wenig Urin
Wichtig: Sind kleine Kinder, ältere Menschen oder Personen mit chronischen Erkrankungen betroffen, ist es wichtig, frühzeitig ärztlichen Rat einzuholen, da deren Körper häufig empfindlicher auf Flüssigkeitsverlust reagiert.
Meldepflicht bei Magen-Darm-Erkrankungen
Bestimmte Magen-Darm-Infektionen, zum Beispiel mit Noroviren, Rotaviren oder Salmonellen, sind meldepflichtig – das heißt, Deine Ärztin oder Dein Arzt muss das örtliche Gesundheitsamt benachrichtigen.
Bei Kindern, die eine Kita oder einen Kindergarten besuchen, ist eine Magen-Darm-Erkrankung generell meldepflichtig. Damit sich niemand ansteckt, gilt außerdem: Erst zwei Tage nach dem letzten Durchfall dürfen Kinder wieder in die Einrichtung gehen.
Diagnose und Behandlung
Meist reicht der Ärztin oder dem Arzt eine Anamnese – also eine genaue Beschreibung Deiner Beschwerden –, um die Erkrankung zu bestimmen. In manchen Fällen kann eine Stuhlprobe sinnvoll sein, um den genauen Erreger zu identifizieren.
Was hilft?
- Flüssigkeit & Elektrolyte: Bei Durchfall verliert der Körper nicht nur Wasser, sondern auch wichtige Mineralstoffe (Elektrolyte). Deshalb ist es besonders wichtig, regelmäßig kleine Mengen zu trinken – am besten leicht gesüßter Tee (z.B. schwarzer Tee), stilles Wasser oder Brühe. Elektrolytlösungen aus der Apotheke können helfen, den Mineralhaushalt zu stabilisieren.
- Leicht verdauliche Ernährung: Geriebener Apfel, Banane, Zwieback, Kartoffeln – Schonkost ist jetzt wichtig, um den Körper nicht zusätzlich zu belasten.
- Wärme: Eine Wärmflasche oder ein warmes Kirschkernkissen auf dem Bauch hilft der Muskulatur zu entspannen und lindert Bauchkrämpfe.
- Hausmittel: Manchen Menschen hilft die Einnahme von Kohletabletten oder Heilerde.
- Medikamente: Zur kurzfristigen Linderung von akutem Durchfall, zum Beispiel auf Reisen, bei langen Autofahrten oder auch wichtigen Geschäftsterminen können sogenannte Durchfallhemmer (z. B. mit den Wirkstoffen Loperamid oder Racecadotril) eingesetzt werden. Sie verlangsamen die Darmbewegung und beruhigen somit den Darm. Wichtig: Diese Mittel sollten nur für kurze Zeit (am besten nicht mehr als zwei Tage) verwendet werden – und nicht, wenn Fieber oder blutiger Stuhl dazukommen. Bei Kindern gilt: nur nach ärztlicher Rücksprache anwenden.
Bei bestimmten bakteriellen und parasitären Infekten kann auch eine Behandlung mit Antibiotika notwendig sein. Das entscheidet die Ärztin oder der Arzt, nachdem die Ursache abgeklärt wurde.
Cola und Salzstangen – Wahrheit oder Mythos?
Lange galten Cola und Salzstangen als Hausmittel bei Durchfall – heute weiß man: Wirklich hilfreich sind sie nicht. Cola enthält viel Zucker und Koffein, was den Darm eher zusätzlich reizen kann. Salzstangen liefern zwar etwas Natrium, aber kaum andere wichtige Elektrolyte wie Kalium. Besser geeignet sind spezielle Elektrolytlösungen.
Magen-Darm-Infekten vorbeugen
Mit ein paar einfachen Maßnahmen kannst Du Dein Risiko, an einer Magen-Darm-Infektion zu erkranken, senken:
- Wasche regelmäßig und gründlich Deine Hände – insbesondere vor dem Essen, nach dem Toilettengang und nach dem Kontakt mit möglicherweise verunreinigten Flächen.
- Gare rohes Fleisch, Fisch, Meeresfrüchte und Eier immer gut durch.
- Schwangere, Kleinkinder, ältere oder immungeschwächte Menschen sollten auf Rohmilchprodukte, rohes Fleisch (z. B. Mett), rohe Wurstsorten (z. B. Mettwurst) und rohen Fisch (z. B. Sushi) besser verzichten.
- Wasche Obst und Gemüse gründlich.
- Stelle kühlpflichtige Lebensmittel nach dem Einkauf sofort kalt.
- Im Krankheitsfall: Verwende eigene Handtücher, teile keine Kosmetik- oder Pflegeprodukte und – wenn möglich – nutze eine separate Toilette und einen eigenen Schlafbereich.
Reisedurchfall & Reiseapotheke
„Boil it, cook it, peel it – or forget it!“ – so lautet eine wichtige Faustregel für Reisende, besonders in Südostasien, Afrikas, Mittel- und Südamerika, Mexiko oder im Nahen Osten. Reisedurchfall ist dort leider keine Seltenheit und wird oft durch Keime in rohen Lebensmitteln oder kontaminiertem Wasser verursacht. So kannst Du das Risiko minimieren:
- Trinke nur abgepacktes oder abgekochtes Wasser.
- Verwende auch zum Zähneputzen und Mundspülen nur abgepacktes Wasser.
- Verzichte auf Eiswürfel.
- Verzehre rohe Speisen (z. B. Salate, Obst) nur, wenn Du sie selbst geschält beziehungsweise mit abgepacktem Wasser gründlich gewaschen hast.
- Wasche regelmäßig Deine Hände und verwende zum Abtrocknen keine benutzten Handtücher.
- Vermeide den Kontakt mit Tieren, die Bakterien oder Viren übertragen können.
- Stelle Dir eine Reiseapotheke zusammen, die auch für Durchfall gut ausgestattet ist. Elektrolytlösungen, Durchfallmedikamente und Desinfektionsgel sollten nicht fehlen.
Fazit
Eine Magen-Darm-Infektion ist unangenehm, aber meistens schnell wieder vorbei. Wenn Du gut auf Deinen Körper achtest, ihm Ruhe gönnst, ausreichend trinkst und Dich magenfreundlich ernährst, kommst Du in der Regel gut durch die unangenehme Zeit. Mit der richtigen Hygiene beugst Du künftigen Infekten effektiv vor.
Dieser Beitrag dient der Information und ersetzt keine professionelle medizinische Beratung, Diagnose oder Behandlung. Wenn Du Fragen hast oder unsicher bist, wende Dich bitte an eine Ärztin, einen Arzt oder eine andere qualifizierte Fachkraft. Entscheidungen, die Du aufgrund dieser Informationen triffst, erfolgen auf eigene Verantwortung.
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Quellen
Internetquellen
Internetquellen
- BIÖG (2018). Bürgerinformation: Campylobakter. https://www.infektionsschutz.de/erregersteckbriefe/campylobacter/
- Bundesinstitut für Öffentliche Gesundheit (BIÖG) (o.D.). Magen-Darm-Infektionen. Abgerufen am 30. Juli 2025 unter https://www.infektionsschutz.de/infektionskrankheiten/krankheitsbilder/magen-darm-infektionen/
- BIÖG (2018). Noroviren. https://www.infektionsschutz.de/erregersteckbriefe/noroviren/
- BIÖG (2018). Rotaviren. https://www.infektionsschutz.de/ro/erregersteckbriefe/rotaviren
- BIÖG (2018). Salmonellen. https://www.infektionsschutz.de/ro/erregersteckbriefe/salmonellen/
- BIÖG (2018). EHEC. https://www.infektionsschutz.de/ro/erregersteckbriefe/ehec/
- Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG). (2023). Reisedurchfall. https://www.gesundheitsinformation.de/reisedurchfall.html
Printquellen
Printquellen
- Ejemot-Nwadiaro, R. I., Ehiri, J. E., Arikpo, D., Meremikwu, M. M., & Critchley, J. A. (2021). Hand-washing promotion for preventing diarrhoea. Cochrane Database of Systematic Reviews, 2021(1), CD004265. https://doi.org/10.1002/14651858.CD004265.pub4
- Gesundheitsdienst des Auswärtigen Amtes. Merkblatt für Beschäftigte und Reisende: Durchfall (Diarrhoe). 2018.
- Gesundheitsdienst des Auswärtigen Amtes. (2023) Merkblatt für Beschäftigte und Reisende: Krankheitsprävention und Hygiene im Ausland (Kurzfassung).
- Gordon M., Akobeng, A.K. (2016). Racecadotril for acute diarrhoea in children: Systematic review and meta-analyses. Archives of Disease in Childhood, 101(3), 234–240. https://doi.org/10.1136/archdischild-2015-309186