Sex nach der Geburt

Zweisamkeit nach der Geburt. © VIKTOR SOLOMIN, Stocksy
Sex nach der Geburt ist für viele Paare wie ein zweites erstes Mal - häufig begleitet von einer Mischung aus Unsicherheit und Aufregung. Ab wann darf man überhaupt wieder Sex haben? Ist es normal, wenn man anfangs noch gar keine Lust verspürt und falls doch, gibt es dabei etwas zu beachten?
Wann ist Sex nach der Geburt erlaubt?
Gynäkologen empfehlen, nach der Geburt erstmal etwa vier bis sechs Wochen auf Sex zu verzichten. Diese Zeit braucht es, bis die Gebärmutter sich zurückgebildet hat, Geburtswunden oder eine Kaiserschnittnaht verheilt sind und der Wochenfluss versiegt.
Wenn Du und Dein Partner schon vor Ablauf der empfohlenen „Schonzeit“ wieder Lust empfinden, spricht grundsätzlich nichts gegen Sex. Allerdings sollte bis zum Versiegen des Wochenflusses ein Kondom benutzt und besonders auf Hygiene geachtet werden. Denn der Wochenfluss bedeutet, dass die durch die Plazentaablösung entstandene Wunde in der Gebärmutter noch nicht abgeheilt ist und dadurch ein erhöhtes Infektionsrisiko besteht.
Wann das erste Mal Sex nach der Geburt dann tatsächlich stattfindet, ist ganz unterschiedlich. Einige Paare können keinen Monat warten, während andere sich ein halbes Jahr oder noch länger Zeit lassen. Im Durchschnitt dauert es drei Monate bis Eltern nach der Geburt ihres Kindes wieder Geschlechtsverkehr haben.
Die Angst vor Schmerzen beim ersten Sex nach der Geburt
In den ersten Wochen nach der Geburt kann ein unangenehmes Gefühl beim Sex entstehen, wenn sich die Gebärmutter noch nicht vollständig zurückgebildet hat und der Penis beim Geschlechtsverkehr dagegen drückt. Empfehlenswert sind dann Stellungen, bei denen der Partner nicht so tief in die Vagina eindringt, wie beispielsweise bei der Löffelchen-Stellung.
Zudem sind viele Frauen nach der Geburt wund und druckempfindlich im Bereich der Scheide. Immerhin wurde gerade erst ein Baby durch den Geburtskanal gepresst. Auch noch nicht verheilte Kaiserschnitt- oder Dammnähte können beim Geschlechtsverkehr schmerzen. Daher ist es ratsam, zu warten, bis die Geburtsverletzungen vollständig abgeheilt sind und sich die Gebärmutter zurückgebildet hat. Danach steht Sex nichts mehr im Wege und es dürfte weder schmerzhaft sein, noch sich anders anfühlen als vor der Geburt.
Grundsätzlich gilt: Taste Dich langsam wieder an den Sex heran und schaue, ob es sich gut anfühlt oder doch noch weh tut.
Ist die Vagina nach einer natürlichen Geburt weiter?
Viele Frauen haben Sorge, dass ihre Scheide nach der Geburt eines Babys „ausgeleiert“ ist. Diese Befürchtung ist nachvollziehbar, glücklicherweise jedoch unbegründet. Denn die Vagina besitzt die Eigenschaft, sich unter der Geburt um ein Vielfaches auszudehnen und sich danach wieder zusammenzuziehen. Der Rückbildungsprozess braucht lediglich etwas Zeit. Nach etwa ein bis zwei Wochen hat sich die Scheide normalerweise wieder von der Geburtsbelastung erholt und zum Ausgangszustand zurückgebildet.
Unterstützend helfen Beckenbodentrainer und von Hebammen oder in Krankenhäusern angebotene Rückbildungsgymnastik. Gezielte Übungen sorgen dafür, dass der durch Schwangerschaft und Geburt gelockerte Beckenboden wieder gestrafft und die umliegende Muskulatur gestärkt wird.
Probleme beim Sex durch Scheidentrockenheit
Vor allem bei stillenden Frauen kann es nach der Geburt zu Scheidentrockenheit kommen. Durch das Stillen sinkt der Östrogenspiegel im Blut, was sich wiederum negativ auf die Bildung des Scheidensekrets in den Schleimdrüsen der Vagina auswirkt. Daher müssen viele Stillende beim Sex vorübergehend auf ein Gleitgel zurückgreifen. Aber keine Sorge: Nach dem Stillen pendelt sich der Östrogenspiegel wieder auf das normale Niveau ein und man benötigt meist auch kein Gleitgel mehr.
Keine Lust auf Sex nach der Geburt
Nach der Geburt eines Kindes verändert sich sowohl der Alltag, als auch die Paarbeziehung. Gerade in der ersten Zeit wird die gesamte Energie in die Fürsorge für das Baby investiert. Der Fokus liegt allein beim Baby und weniger bei einem selbst oder dem Partner. Zusätzlich ist die Libido im Wochenbett nur schwach ausgeprägt, da Müdigkeit und Erschöpfung die Oberhand gewinnen und die Mutter mit hormonellen Veränderungen, der Rückbildung oder eventuellen körperlichen Beschwerden zu kämpfen hat. Auch Väter haben nach der Geburt häufig erstmal Berührungsängste und wollen ihrer Partnerin nicht weh tun.
Sex und der Austausch von Zärtlichkeiten rücken daher zunächst einmal in den Hintergrund. Dies stellt viele Paare in der Anfangszeit vor eine neue Herausforderung in ihrer Beziehung. Körperliche Nähe, beieinanderliegen, sich küssen und streicheln: all das hilft, die sexuelle Lust wieder zu wecken. Hilfsmittel, wie beispielsweise Vibratoren, können ebenfalls wieder zu mehr Lust verhelfen. Dabei ist alles erlaubt, was Spaß macht.
Verhütung nach der Geburt: Ein wichtiger Aspekt des gemeinsamen Sexuallebens
Häufig wird angenommen, dass eine erneute Schwangerschaft während des Stillens nicht eintreten kann. Die Befruchtung einer Eizelle kann jedoch bereits kurz nach der Geburt erfolgen, selbst wenn die Regelblutung noch nicht wieder eingesetzt hat. Der Zeitpunkt des Wiedereinsetzens des Zyklus, und somit der Eisprung, ist nicht vorhersehbar. Daher besteht stets die Möglichkeit einer erneuten Schwangerschaft trotz Stillens.
Das Thema Verhütung sollte daher frühzeitig und offen miteinander und mit der behandelnden Gynäkologin oder dem behandelnden Gynäkologen besprochen werden.
Nach der Geburt stehen verschiedene Verhütungsmethoden zur Auswahl:
1. Kondome: Diese bieten einen zuverlässigen Schutz und schützen zusätzlich vor sexuell übertragbaren Krankheiten.
2. Hormonelle Verhütungsmittel: Hierzu zählen die Pille und der Vaginalring. Einige dieser Methoden können jedoch den Milchfluss beeinflussen, weshalb sie für stillende Mütter nicht immer die erste Wahl sind.
3. Gestagenbasierte Methoden: Dazu gehören die Minipille, das Hormonimplantat und die Hormonspirale. Diese beeinflussen den Milchfluss nicht und sind daher oft eine gute Wahl für stillende Mütter.
4. Hormonfreie Alternativen: Dazu zählen die Kupferspirale und das Kupferkettchen. Diese Methoden haben keine Auswirkungen auf den Hormonhaushalt und sind eine gute Option für diejenigen, die hormonelle Verhütungsmittel meiden möchten.
5. Natürliche Familienplanung (NFP): Methoden wie die Temperaturmessung und die Zervixschleimbeobachtung können, wenn korrekt angewendet, ebenfalls eine effektive Verhütungsmethode sein. Sie erfordern jedoch eine genaueste Beobachtung und Dokumentation.
Die Auswahl der passenden Verhütungsmethode nach der Geburt ist eine sehr persönliche Entscheidung und hängt von individuellen Bedürfnissen und der jeweiligen Lebenssituation ab. Es ist ratsam, sich von einem Facharzt beraten zu lassen, um die beste Methode für die eigene Situation zu finden.
Dein glückskind-Team ♥