Wochenbett: Die Zeit nach der Geburt


Das Wochenbett dient der Erholung der Mutter von der Geburt. Es ist eine wichtige Zeit der Regeneration, aber auch der Gewöhnung. Die Familie orientiert sich und beginnt einen neuen Lebensabschnitt.
Dein Neugeborenes & Du
Im Wochenbett lernen Mutter, Vater und Geschwister das Neugeborene kennen - und umgekehrt. Die Eltern eines Erstgeborenen üben die neuen Handgriffe, die für den Umgang und die Pflege eines Babys nötig sind. Mutter und Baby gewöhnen sich an das Stillen oder das Füttern mit dem Fläschchen. Am wichtigsten in der Zeit des Wochenbettes ist aber der Aufbau der Beziehungen zwischen Eltern und Kind - dies hat einen Einfluss auf das gesamte Leben des neuen Weltbürgers.
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Wie lange dauert das Wochenbett?
Das Wochenbett dauert in der Regel sechs bis acht Wochen, also etwa 40 Tage. So lange nimmt der Prozess der Regeneration des mütterlichen Körpers in Anspruch. Nach diesen 8 Wochen sind etwaige Geburtsverletzungen geheilt und die Umstellung des Hormonhaushaltes ist abgeschlossen. Muskeln und Organe, die sich durch die Schwangerschaft und die Geburt verändert haben, haben ihre normale Funktionsweise weitestgehend wieder aufgenommen.
Das Wochenbett - auch Kindbett oder Puerperium genannt - teilt sich in zwei Phasen auf. Das “Frühwochenbett” beginnt mit dem Entbindungstag und dauert 10 Tage. In dieser Zeit finden im Körper der Mutter die größten Veränderungen statt. Das “Spätwochenbett” beginnt nach diesen 10 Tagen und endet 6 bis 8 Wochen nach der Geburt. In diesem Zeitraum spielen sich im weiblichen Körper weitere Rückbildungs- und Anpassungsvorgänge ab.
Tipp: Wundere Dich nicht, wenn Du im Frühwochenbett immer noch aussiehst, als wärst Du im 6. Monat schwanger. Auch wenn durch die Geburt schon viele “Pfunde purzeln”, so dauert es doch noch, bis sich Deine Gebärmutter soweit zusammengezogen hat, dass sie im Bauchraum nicht mehr so viel Platz einnimmt. Frühestens nach 9 Monaten sehen Frauen wieder so aus wie vor der Geburt - bei vielen dauert es noch wesentlich länger.
- Durch die Geburt verliert die Frau etwa 6 Kilogramm Gewicht.
- Im frühen Wochenbett verlieren Frauen durchschnittlich zwischen 3 und 4 Kilogramm
Ein Schutzraum für Mutter und Kind: Die Wochen im Bett
Was Du in der Zeit des Wochenbettes keineswegs tun sollten ist: zu viel. Ruhe Dich aus und suche so viel wie möglich die Nähe Deines Kindes. Das tut nicht nur Dir psychisch und körperlich gut, sondern stärkt die Bindung, die Dein Baby zu Dir aufbaut. Ruhe und Erholung helfen Dir dabei, das Erlebnis der Geburt zu verarbeiten. Die Erholung benötigst Du nicht nur, weil eine anstrengende Geburt hinter Dir liegt. Sondern auch, weil Du in den kommenden Jahren durch die größer gewordene Familie noch genug Arbeit und Unruhe erleben wirst.
Tipps zum Wochenbett:
- Lasse den Haushalt sein. Vor allem vermeide unbedingt schwere Arbeiten und das Anheben schwerer Gegenstände.
- Lasse Dich, wenn möglich, bekochen oder koche bereits vor der Geburt und friere so viel wie möglich ein.
- Alleinerziehende und Frauen, die keine Hilfe erhalten, bekommen staatliche Unterstützung: Sie können eine Haushaltshilfe in Anspruch nehmen.
- Besorge Fingerfood. Am besten sind schmackhafte kleine Portionen, die Du mit einer Hand öffnen und einfach in den Mund schieben kannst.
- Begrenze “sozialen Stress”: Besuch im Wochenbett ist zwar schön, sollte aber nicht überhandnehmen. Schließlich stehst Du mit einem überreizten Säugling wieder alleine da, wenn der Besuch gegangen ist. Du brauchst Dich nicht genötigt fühlen, gleich in den ersten Tagen allen Menschen Fotos oder Danksagungen zu schicken. Jeder klar denkende Mensch weiß, dass Du Dich in einer Ausnahmesituation befindest und nicht auch noch die Bedürfnisse Deiner Mitmenschen erfüllen kannst.
- In der Zeit des Wochenbetts hast Du selbstverständlich Anspruch auf den Besuch einer Hebamme. Sie überprüft Deine Gesundheit sowie die Deines Kindes und überwacht seine Entwicklung. Sie gibt Dir viele gute Tipps für den Alltag.
Verbringe viel Zeit im Bett, um Dich zu erholen, aber fühle Dich nicht an das Bett gefesselt. Wenn Du Dich gut fühlst, kannst Du durchaus schon einen kleinen Spaziergang unternehmen.
Körperliche Nachwirkungen der Geburt
Körperliche Nachwirkungen der Geburt
Die meisten Menschen ohne Erfahrungen stellen sich die Zeit nach der Geburt großartig vor: Schließlich hat man die anstrengende und schmerzhafte Geburt überstanden und kann das Neugeborene euphorisch in die Arme schließen. Diese Vorstellung entspricht leider nicht der vollen Wahrheit. Selbstverständlich erleben viele frischgebackene Eltern intensive Glücksgefühle. Doch die Mütter haben mit diversen körperlichen Veränderungen zu kämpfen und sind obendrein mit vielen neuen Anforderungen und Herausforderungen konfrontiert. Für viele ergibt sich daraus eine wahre “Achterbahn der Gefühle”.
Die Entbindung und die hormonellen Veränderungen bewirken, dass sich die Gebärmutter zusammenzieht und Nachwehen auslöst. Bei der ersten Geburt empfinden dies viele Frauen als nicht besonders schmerzhaft: Es entspricht vielleicht schwachen bis mittelstarken Regelschmerzen. Bei jeder weiteren Geburt nehmen die Unterleibsschmerzen jedoch an Intensität deutlich zu. Der ziehende Schmerz im Unterleib tritt dabei vor allem beim Stillen auf: Das Hormon Oxytocyn wird beim Stillen ausgeschüttet. Das sogenannte “Kuschelhormon” stärkt zwar das zärtliche Gefühl dem Baby gegenüber. Es bewirkt jedoch auch das schmerzhafte Zusammenziehen der Gebärmutter und ist somit unangenehm. Versuche es positiv zu sehen: Je unangenehmer es ist, umso wirkungsvoller die Rückbildung.
Die Ablösung der Plazenta hinterlässt eine große Wunde in der Gebärmutterwand. Diese Wunde heilt innerhalb von 6 Wochen ab. Dadurch entsteht der “Wochenfluss”. Das ist ein Wundsekret, das auch “die Lochien” genannt wird und das 4 bis 6 Wochen abfließen muss. Die Lochien verändern im Laufe der Zeit ihre Farbe und Konsistenz. Benutze für den Wochenfluss spezielle Vorlagen. Die Vorlagen für Wöchnerinnen sind einerseits sehr saugstark, andererseits angenehm auf der Haut, die vielleicht Wunden oder Narben aufweist. Zudem sind sie atmungsaktiv, wodurch die Gefahr von eindringenden Keimen verringert wird.
Hygiene in den Wochen nach der Geburt und Linderung von Schmerzen
Hygiene in den Wochen nach der Geburt und Linderung von Schmerzen
Während des Wochenflusses solltest Du auf Vollbäder verzichten. Zu groß ist die Gefahr, dass Keime in die Gebärmutter gelangen. Das Duschen ist also im Wochenbett bei Weitem vorzuziehen. Um die Bindung zu Deinem Kind zu stärken, empfehlen viele Hebammen, in den ersten Wochen auf Parfüms und starke Deos zu verzichten. Für Dein Baby ist es wichtig, dass Du einfach nur nach Dir selbst riechst - das verstärkt seine Bindung an Dich.
Wenn Du Geburtsverletzungen erlitten hast, also etwa einen Dammriss und/oder einen Dammschnitt verkraften musst, kann es vorkommen, dass Du beim Wasserlassen ein Brennen verspürst. Du kannst Dir zur Linderung ein größeres Gefäß neben die Toilette stellen. Fülle es vor dem Toilettengang mit kaltem Wasser und lasse das Wasser parallel zum Urinieren über Deine Vulva laufen. Dies lindert den Schmerz und hilft bei der Wundheilung.
Falls Du starke Schmerzen hast oder wegen der Schmerzen nachts nicht schlafen kannst, erhaltest Du im Krankenhaus oder von Deiner Hebamme Schmerzmittel, die sich gut mit dem Stillen vertragen. Du kannst auch kühlen und manche Frauen besorgen sich einen Schwimmreifen zum Sitzen: Das lindert den Druck auf das empfindliche Gewebe.
Die Hormone im Wochenbett: Schwitzen, Haarausfall und Babyblues
Die Hormone im Wochenbett: Schwitzen, Haarausfall und Babyblues
Während der Schwangerschaft ist der Östrogen- und Progesteronspiegel der Frau stark erhöht. Nach der Geburt fällt der Spiegel dieser weiblichen Sexualhormone drastisch ab. Parallel zu diesen Vorgängen schüttet der Körper das Hormon Prolaktin aus, das die Milchbildung in der weiblichen Brust anregt. Es sorgt zudem für einen oberflächlicheren Schlaf, wodurch die Mutter darauf eingestimmt wird, ein weinendes Baby mitten in der Nacht zu hören und zu versorgen. Die Hormonumstellung verkraften Frauen unterschiedlich gut, doch für niemanden ist es angenehm. Die Folgen sind verstärktes Schwitzen, Haarausfall und der sogenannten “Babyblues”.
Der Babyblues - die “Heultage” - setzen nicht gleich am ersten Tag nach der Geburt ein, sondern etwas zeitverzögert. Die meisten Frauen haben in der Zeit ein äußerst schwaches Nervenkostüm und die kleinsten Ursachen lassen die Tränen fließen. Viele Frauen weinen auch verstärkt am Abend, vermutlich weil dann die Kraftreserven des Tages zu Neige gehen.
Doch es gibt einige Dinge, die Du Dir bewusst machen kannst und die Dich vielleicht trösten:
- Die Hormonumstellung ist nach etwa 4 Wochen verkraftet. Dann haben sich die Mütter an den veränderten Hormonspiegel und die neue Lebenssituation gewöhnt. Das Schwitzen und die Niedergeschlagenheit verschwinden.
- Der Haarausfall betrifft vor allem die Haare, die durch die Hormone in der Schwangerschaft eine verlängerte Lebensdauer erhalten haben: Der Haarausfall ist also bei den meisten ein “Nullsummenspiel”.
Das Wochenbett nach einem Kaiserschnitt
Das Wochenbett nach einem Kaiserschnitt
Wer durch einen Kaiserschnitt (“Sektio”) entbunden hat, muss etwas länger im Krankenhaus bleiben als Frauen, die vaginal entbunden haben (“spontane Entbindung”). Meistens kann die betroffene Wöchnerin nach 5 bis 7 Tagen mit ihrem Baby nach Hause gehen. Die Wunde, die der Kaiserschnitt verursacht hat, erfordert medizinische Behandlungen und Überwachungen. Die Frauen bekommen zunächst Medikamente über einen Tropf, später dann oral verabreicht. Zu den medizinischen Versorgungen zählen ein Blasenkatheter genauso wie Schmerzmittel und Mittel gegen Entzündungen. Im Krankenhaus erfahren die Frauen, wie sie selbst ihre Kaiserschnittnarbe versorgen müssen. Im Wochenbett sollten Frauen mit Kaiserschnitt noch sorgsamer auf sich achtgeben. So müssen sie, vor allem im Frühwochenbett, noch stärker körperliche Belastungen und Arbeiten vermeiden. Länger im Bett liegen müssen sie jedoch nicht: Aufstehen und leichte Bewegungen sind sogar von Vorteil. Teilweise benötigen Frauen mit Kaiserschnitt Hilfe beim Hochheben und Tragen des Säuglings.
Wochenbett und Sport: Nicht übertreiben!
Wochenbett und Sport: Nicht übertreiben!
Bereits kurz nach der Geburt, solltest Du Dich hin und wieder bewegen und Du kannst auch schon mit leichte Übungen beginnen, mit denen Du die Rückbildung förderst und Thrombosen vorbeugst. Für die klassische Rückbildung ist es jedoch noch zu früh! Diese beginnt direkt nach dem Wochenbett und dient dazu, die erschlafften Muskeln im Beckenboden, aber auch in Bauch und Rücken zu stärken und wieder neu aufzubauen.
Deine Hebammen zeigt Dir, welche leichten Übungen im Liegen Du bereits im Wochenbett absolvieren kannst und solltest.
Bonding – die Bindung zwischen Eltern und Kind: Lebenslange Wirkung
Bonding – die Bindung zwischen Eltern und Kind: Lebenslange Wirkung
Die emotionale Verbindung zwischen Eltern und Kind ist der Grundstein für das soziale Verhalten ihres Kindes in seinem gesamten Leben, aber auch Fundament für seine psychische Stabilität und ein gutes Selbstbewusstsein. Mit dem sogenannten “Bonding” intensivierst Du direkt nach der Geburt die emotionale Verbindung zwischen Dir und dem Baby. Bonding besteht vor allem aus Hautkontakt und Nähe. Aus diesem Grund werden Babys direkt nach der Geburt auf die nackte Brust von Mutter oder Vater gelegt. Viele Hebammen empfehlen, diesen intensiven Hautkontakt im gesamten Wochenbett regelmäßig zu pflegen. Frauen, die nicht stillen, sollten dies insbesondere beherzigen, weil sich sonst schnell ein weitgehend “künstlicher” Babyalltag zwischen Babyschaukel, Kinderwagen, Fläschchen und Schnuller einstellt, der den körperlichen Kontakt weiter einschränkt. Auch Väter können durch Bonding mit ihrem Kind eine bessere Vater-Kind-Bindung aufbauen. Zum “Bonding” zählt außerdem, dass Du stets unmittelbar und adäquat auf die Bedürfnisse Deines Babys reagierst. Lasse Dein Baby nicht schreien und lasse es auch in den Nächten nicht allein. Wenn Du dafür sorgst, dass sich Dein Kind bei Dir sicher und geborgen fühlt, entwickelt es ein stabiles Bindungsverhalten. Dies wird seine Bindungen zu anderen Menschen und einem späteren Partner prägen und stärken. Kinder, die ohne diese Sicherheit aufwachsen, neigen zudem eher dazu, Depressionen und Verhaltensstörungen zu entwickeln. Und selbstverständlich profitierst auch Du selbst von einer guten Bindung an Deines Baby: Du verkraftest die Erinnerung an eine schwierige Geburt besser. Und Du hast ein entspannteres Baby, das Dir weniger Stress verursacht.
Postpartale Depression: Herausforderung für das Bonding
Postpartale Depression: Herausforderung für das Bonding
Sollte der Babyblues bei Dir länger anhalten oder Dich sehr stark beim Umgang mit dem Baby beeinträchtigen, könnte es sein, dass Du unter einer Postpartalen Depression leiden. Während die Krankheit in früherer Zeit tabuisiert und kleingeredet wurde, weiß man heute, dass sehr viele Frauen in den ersten 2 Jahren nach der Geburt darunter leiden: bis zu 20 Prozent! Falls Du den Verdacht hast, Du selbst oder jemand anders (Väter können ebenfalls betroffen sein) könnte unter einer Postpartalen Depression leiden, nehme unbedingt Hilfe in Anspruch! Du musst Dich nicht mit der Erkrankung abfinden, sondern kannst aktiv etwas für Dich tun. Und für Dein Kind: Denn eine Depression stört das Bonding erheblich und kann dazu führen, dass Dein Baby ebenso leidet wie Du und Spätfolgen sein Leben belasten.
Termine und Organisatorisches: U-Untersuchungen und finanzielle Unterstützung
Termine und Organisatorisches: U-Untersuchungen und finanzielle Unterstützung
Die erste Vorsorgeuntersuchung – die U1 – findet am Tag der Geburt statt. Direkt nach der Geburt noch im Kreißsaal wird Dein Baby gewogen und gemessen und die Vitalfunktionen werden überprüft. Der APGAR-Wert (Atmung, Puls, Grundtonus, Aussehen, Reflexe) wird festgestellt und Behandlungen werden geplant, falls Dein Baby noch “Starthilfe” benötigt. Zwischen dem 3. und 10. Lebenstag des Kindes findet dann die zweite U-Untersuchung statt, die U2. Reflexe, Augen und das Nervensystem werden geprüft und das Baby erhält Vitamin K. Im Frühwochenbett wird außerdem das Hörscreening durchgeführt.
Erst im Wochenbett kannst Du Elterngeld beantragen. Dazu benötigst Du die Geburtsurkunde, die man sich oft gleich im Krankenhaus ausstellen lassen kann. Das ist besonders praktisch, wenn Du in der Klinik entbunden hast. Die Geburtsbescheinigung, die Du benötigst, erhält den Verwendungszweck “für Elterngeld”. Du benötigst zudem den Antrag selbst und Verdienstbescheinigungen. Diese Formulare sind in jedem Bundesland individuell. Du erhaltest sie bei der für Dich zuständigen Elterngeldstelle.
Dein Mutterschaftsgeld hast Du bereits einige Wochen vor dem Entbindungstermin bei Deiner Krankenkasse beantragt und 6 Wochen lang erhalten. Im Wochenbett kannst Du noch weitere 8 Wochen Mutterschaftsgeld beziehen. Das Mutterschaftsgeld wird später auf das Elterngeld angerechnet, also von diesem wieder abgezogen.
Fazit: Eine außergewöhnliche Zeit
Das Wochenbett ist eine ganz besondere Zeit, die vielen Frauen viel zu schnell vorüber geht und an die sich viele Frauen später sehr gerne erinnern. Du weißt: Auch wenn es keine leichte Zeit ist, so birgt sie doch viele wunderbare Momente. Das Wochenbett bietet eine einzigartige Zweisamkeit mit dem Baby, die in dieser Intensität mit nichts vergleichbar ist.







