Laktoseintoleranz bei Kindern
FĂŒr Kinder mit Laktoseintoleranz gibt es gute Alternativen. © Sam Edwards, iStock
Spontan zwei Kugeln Eis essen oder Schokolade naschen â das ist fĂŒr Kinder mit Laktoseintoleranz hĂ€ufig nicht möglich. Denn bei ihnen können milchhaltige Lebensmittel unangenehme Symptome wie Bauchschmerzen und Durchfall hervorrufen. Und auch beim Schulessen gilt: Kinder mit einer solchen MilchzuckerunvertrĂ€glichkeit mĂŒssen beim Essen mehr aufpassen als andere. Der Genuss muss dabei aber nicht zu kurz kommen.
Was ist eine Laktoseintoleranz?
In Milch und Milchprodukten wie zum Beispiel Joghurt oder Sahne steckt Milchzucker â besser bekannt als âLaktoseâ. Dabei handelt es sich um einen Zweifachzucker, fĂŒr dessen Verdauung das körpereigene Enzym Laktase notwendig ist. Sehr selten fehlt dieses Enzym von Geburt an und betroffene Babys können daher selbst Muttermilch nicht vertragen. HĂ€ufiger kommt es allerdings vor, dass die Enzymproduktion mit der Zeit nachlĂ€sst. Dagegen sind schĂ€tzungsweise 2-3 Prozent der Babys und Kleinkinder von einer MilcheiweiĂallergie betroffen.
Laktoseintoleranz tritt in einigen Teilen der Erde hĂ€ufiger auf als in anderen. Doch auch bei einigen EuropĂ€ern haben sich die Gene sich im Laufe der Evolution nicht auf den Milchkonsum eingestellt haben. Deshalb kommt es vor, dass fĂŒr sie Milch âunverdaulichâ ist.
Laktoseintoleranz bei Kindern: Symptome erkennen
Eine Laktoseintoleranz bei Kleinkindern bleibt anfangs hĂ€ufig unerkannt. Denn Kinder in jĂŒngeren Jahren können typische Anzeichen wie beispielsweise Bauchschmerzen noch nicht richtig verbalisieren. Wenn ein Kleinkind klagt oder Durchfall hat, sind darĂŒber hinaus unterschiedliche Krankheitsursachen möglich. Aus diesem Grund ist die Situation nicht immer eindeutig.
Die MilchzuckerunvertrÀglichkeit entwickelt sich oftmals erst im Laufe der Kindheit: WÀhrend betroffene Babys die in der Muttermilch enthaltene Laktose meist noch gut vertragen, können sich dann im Kleinkind- oder Schulalter die ersten Beschwerden zeigen. Bei anderen treten die Symptome hingegen erst im Jugendalter auf.
Bei Kindern mit Laktoseintoleranz sind Symptome wie diese möglich:
- Bauchschmerzen
- hĂ€ufiger, flĂŒssiger Stuhlgang
- BauchgerÀusche
- BlÀhbauch
- Ăbelkeit
- Verstopfung
â gluÌckskind-Tipp â Dein Kind hat hĂ€ufiger Bauchschmerzen? DafĂŒr gibt es viele Ursachen, manchmal auch psychosomatische. Treten die Beschwerden regelmĂ€Ăig auf, kann eine NahrungsmittelunvertrĂ€glichkeit dafĂŒr verantwortlich sein. Hilfreich ist es, fĂŒr eine Woche ein ErnĂ€hrungstagebuch zu fĂŒhren: Was hat Dein Kind gegessen? Wann treten Symptome wie Rumoren im Bauch, BlĂ€hungen, Schmerzen und Durchfall auf?
Wie Laktoseintoleranz bei Kindern testen?
Besteht der Verdacht auf eine Laktoseintoleranz bei Kindern, ist eine genaue Diagnose durch die KinderÀrztin oder den Kinderarzt notwendig. Mediziner können die NahrungsmittelunvertrÀglichkeit entweder bestÀtigen oder aber entkrÀften. Wie eine Laktoseintoleranz diagnostiziert wird, hÀngt vom Alter des Kindes ab:
- Bei Babys und Kleinkindern lassen sich die gĂ€ngigen Tests normalerweise nicht durchfĂŒhren, da Patienten fĂŒr die Untersuchung nĂŒchtern sein mĂŒssen. Andere Laboruntersuchungen wie ein Bluttest fĂŒhren zudem nicht immer zu eindeutigen Ergebnissen. Ein ErnĂ€hrungstagebuch kann Eltern und Ărzt:innen helfen, die Beschwerden bestimmten Lebensmitteln zuzuordnen. Um eine sichere Diagnose zu stellen, hilft auĂerdem die AuslassdiĂ€t. Dabei geht es darum, das Kind fĂŒr mindestens eine Woche auf eine laktosefreie ErnĂ€hrung umzustellen. Bessern sich die Symptome, ist eine Laktoseintoleranz wahrscheinlich. Nach der AuslassdiĂ€t erfolgt eine erneute âProvokationâ mit milchhaltigen Produkten.
- Bei Kindern ab ca. fĂŒnf Jahren bietet der Wasserstoff-Atemtest (H2-Atemtest) eine zuverlĂ€ssige Möglichkeit, um eine Laktoseintoleranz festzustellen. Fehlt das Enzym Laktase, bildet sich bei der Verdauung im Dickdarm gasförmiger Wasserstoff, der sich dann im Atem nachweisen lĂ€sst. Manchmal bringt der Atemtest aber keine Gewissheit.
â gluÌckskind-Tipp â Eine NahrungsmittelunvertrĂ€glichkeit bringt immer EinschrĂ€nkungen mit sich â das ist klar. Dennoch ist eine Laktoseintoleranz vergleichsweise leicht zu handhaben und an sich nicht gesundheitsschĂ€dlich. Bleibt eine Laktoseintoleranz bei Kindern unbehandelt, kann jedoch die LebensqualitĂ€t darunter leiden: Betroffene fĂŒhlen sich mitunter schlapp und mĂŒde, sind anfĂ€lliger fĂŒr Infekte oder bekommen hĂ€ufiger Kopfschmerzen.
Laktoseintoleranz: eine Frage der Menge
Die gute Nachricht lautet: Kinder mit Laktoseintoleranz mĂŒssen Milchzucker meist nicht vollstĂ€ndig meiden, sondern kommen mit kleinen Mengen davon gut zurecht. Das liegt daran, dass das Verdauungsenzym Laktase eingeschrĂ€nkt vorhanden ist. AuĂerdem lĂ€sst sich Laktase von auĂen in Form von Tabletten oder Pulver zufĂŒhren â nicht als tĂ€gliche âTherapieâ, aber als Mittel in Ausnahmesituationen. Gute GrĂŒnde gibt es also genug, um Deinem Kind eine positive Grundhaltung zu vermitteln. Eine offene und ehrliche, aber kindgerechte Kommunikation erleichtert Deinem Kind den Umgang mit der Laktoseintoleranz und schafft VerstĂ€ndnis. Laktoseintoleranz vertrĂ€gt, ist von Kind zu Kind unterschiedlich. Deshalb hilft nur: ausprobieren.
Eine anschauliche ErklĂ€rung dafĂŒr, was bei einer Laktoseintoleranz im Körper ablĂ€uft, und Tipps fĂŒr eine geeignete LebensÂmittelÂauswahl findest Du in diesem Video:
ErnĂ€hrungstipps fĂŒr Kinder mit Laktoseintoleranz
Nach der gesicherten Diagnose verordnet die Ărztin bzw. der Arzt meist eine etwa vierwöchige laktosefreie DiĂ€t, damit alle Beschwerden abklingen. Danach kannst Du mit Deinem Kind allmĂ€hlich und vorsichtig ausprobieren, wie viel Laktose es vertrĂ€gt. Wir haben die wichtigsten Tipps zusammengestellt, wie die ganze Familie mit einer Laktoseintoleranz bei Kindern besser zurechtkommt.
Tipp 1: Milchprodukte ohne Laktose
Tipp 1: Milchprodukte ohne Laktose
Es gibt inzwischen zahlreiche Milchprodukte, die in einem speziellen Herstellungsverfahren von Laktose befreit werden â und eindeutig gekennzeichnet sind. Besonderer Vorteil: Sie enthalten genauso viel Kalzium wie das regulĂ€re Milchprodukt. Zudem gibt es Milchprodukte, die Laktose gar nicht mehr oder nur in verschwindend geringen Mengen enthalten. Dazu gehören lang gereifte Schnitt- und HartkĂ€se wie Appenzeller, BergkĂ€se, Edamer, Gouda und Parmesan.
Gut zu wissen: Einige Kinder mit Laktoseintoleranz vertragen auch normale Sauermilchprodukte wie Joghurt oder Quark und einige KÀsesorten, obwohl diese Milchzucker enthalten, allerdings meist sehr viel weniger als Kuhmilch. Eine leckere und gesunde Alternative zu Milchprodukten können auch Produkte auf pflanzlicher Basis darstellen, beispielsweise Haferdrink oder vegane Joghurtalternativen.
Tipp 2: Kein einheitliches Label
Tipp 2: Kein einheitliches Label
Eine Laktoseintoleranz bei Kindern stellt Eltern beim Wocheneinkauf vor einige Herausforderungen: Denn es gibt weder ein einheitliches Label fĂŒr laktosefreie Produkte, noch sind die Grenzwerte gesetzlich geregelt. Ăblicherweise gilt ein Produkt als laktosefrei, wenn es weniger als 0,1 Gramm Milchzucker pro 100 Gramm enthĂ€lt. Manche Hersteller zeichnen Produkte als laktosefrei aus, die auch normalerweise keinen Milchzucker enthalten: beispielsweise Brot, manche KĂ€sesorten, MĂŒsli oder Saft. Vergleiche diese kritisch mit den nicht als laktosefrei ausgezeichneten Alternativen â manchmal macht allein der Hinweis âlaktosefreiâ das Produkt teurer.
Tipp 3: Zutatenliste studieren
Tipp 3: Zutatenliste studieren
Manchen Produkten fĂŒgen Hersteller Milchbestandteile hinzu, um sie beispielsweise sĂŒĂer oder sĂ€miger zu machen. Seit Ende 2014 mĂŒssen 14 hĂ€ufige Allergene in der Zutatenliste besonders herausgestellt werden. Dazu gehört auch Milch.
Allerdings: Eine Mengenangabe zur Laktose ist nicht vorgeschrieben. Ein Hinweis ist die Position, an der Milch in der Zutatenliste aufgefĂŒhrt wird â je weiter vorn, desto gröĂer ist ihr Anteil im Produkt. Ebenfalls gut zu wissen: Butter oder Butterreinfett sind praktisch laktosefrei. Sind sie die Milchquelle im Produkt, macht es den allermeisten Laktoseintoleranten keine Probleme. Genau gegenteilig verhĂ€lt es sich mit Milchpulver. Hier ist der Laktosegehalt im Vergleich zur Frischmilch erhöht. Milchpulver wird beispielsweise in SĂŒĂigkeiten und GebĂ€ck eingesetzt.
â
gluÌckskind-Tipp â
Vielleicht schmecken Deinem Kind bei Laktoseintoleranz auch Pflanzendrinks. Sie werden inzwischen nicht nur aus Soja und Reis, sondern auch aus Hafer oder Mandeln hergestellt. Nach Möglichkeit solltest Du Varianten wÀhlen, die mit Kalzium angereichert sind.
Tipp 4: Kalziumreiche ErnÀhrung
Tipp 4: Kalziumreiche ErnÀhrung
Eine Laktoseintoleranz bei Kindern bedeutet nicht, dass Dein Junior auf eine ausgewogene und gesunde ErnĂ€hrung verzichten muss. Milch ist eine sehr gute, aber lĂ€ngst nicht die einzige Quelle fĂŒr Kalzium. Wenn Du oft grĂŒnes GemĂŒse wie Brokkoli, Lauch oder GrĂŒnkohl auf den Tisch bringst und Deinem Kind NĂŒsse zum Knabbern gibst, wird es mit dem wichtigen Mineral versorgt. Du kannst auch beim Mineralwasser eines mit hohem Kalziumgehalt wĂ€hlen. Die laktosefreien HartkĂ€sesorten enthalten ebenfalls viel Kalzium.
Tipp 5: Familienmahlzeiten fĂŒr alle
Tipp 5: Familienmahlzeiten fĂŒr alle
Schon um zweifaches Kochen zu vermeiden, sollten Deine FamilienÂmahlzeiten weitgehend laktosefrei sein. Wenn Du Mahlzeiten aus frischen Lebensmitteln zubereitest, ist das auch nicht sehr schwierig, denn selbst fĂŒr Milchprodukte wie Sahne oder CrĂšme fraĂźche gibt es laktosefreie beziehungsweise pflanzliche Alternativen. Genau hinschauen solltest Du bei Fertigprodukten, in denen sich oft Laktose versteckt.
Tipp 6: Milchprodukte vorsorglich verbannen?
Tipp 6: Milchprodukte vorsorglich verbannen?
Das ist eigentlich nicht notwendig. Du kannst weiterhin Deinen Milchkaffee genieĂen, und ein nicht betroffenes Geschwisterkind kann auch seinen ânormalenâ FrischkĂ€se essen und Milch trinken. Wichtig ist nur, dass dem Kind mit der Laktoseintoleranz eine gute und als schmackhaft empfundene Auswahl an Lebensmitteln zur VerfĂŒgung steht. Bei SĂŒĂigkeiten kann es schwierig werden. Wenn Geschwister genussvoll Milchschokolade essen oder Vanilleeis schlecken, mĂŒssen Kinder, denen Milch Bauchweh bereitet, schon sehr stark sein. Leichter ist es, wenn die gesamte Familie auf laktosefreie Naschereien und GebĂ€ckstĂŒcke ausweicht. Viele Eisdielen bieten inzwischen auch laktosefreies Eis an.
Tipp 7: Kita- und Schulessen
Tipp 7: Kita- und Schulessen
Wenn Dein Kind regelmĂ€Ăig am Schulessen teilnimmt, solltest Du das in der Schule besprechen. Vielleicht ist ein laktosefreies Essen oder zumindest eine Kennzeichnung möglich. Falls nicht, bleibt nur, Dein Kind als LebensmittelÂdetektiv fit zu machen. Dann nimmt es sich nur die Komponenten, die keinen Milchzucker enthalten, und schiebt die Panade von Fleisch und Fisch auch selbstbewusst an den Tellerrand. Da NahrungsunvertrĂ€glichen wie Laktoseintoleranz bei Kindern heute keine Seltenheit mehr ist, haben sich viele Schulkantinen ohnehin auf die unterschiedlichen ErnĂ€hrungsbedĂŒrfnisse eingestellt.
Tipp 8: Laktase-Tabletten
Tipp 8: Laktase-Tabletten
Dein Kind besucht nach der Schule eine Freundin, geht auf einen Geburtstag oder auf Klassenfahrt: Vor jeder Situation laktosefreies Essen zu organisieren, ĂŒberfordert selbst die engagiertesten Eltern. FĂŒr âNot- und SĂŒndenfĂ€lleâ gibt es Laktase-Tabletten. Sie werden zusammen mit der Milchmahlzeit eingenommen und ermöglichen wie die natĂŒrlich produzierten Enzyme die Verdauung von Laktose. Wie viele Laktase-Tabletten Dein Kind pro Tag einnahmen kann, hĂ€ngt vom PrĂ€parat und Alter des Kindes ab. Deine KinderĂ€rztin bzw. Dein Kinderarzt gibt Dir dazu sichere Auskunft.
Dein glĂŒckskind-Team â„