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Alkohol in der Schwangerschaft

Frau wehrt mit der Hand ein Glas Wein ab

Jeder Schluck Alkohol in der Schwangerschaft kann die gesunde Entwicklung eines ungeborenen Kindes gefährden. Der Verein „Happy Baby International e.V.“ klärt über Alkoholkonsum in der Schwangerschaft und die mögliche Folge, das Fetale Alkoholsyndrom (FAS), auf. © anatoliy_gleb, iStock

Ist schon ein kleines Glas Sekt ein Problem für das Baby? Hier verraten wir Dir, wie gefährlich Alkohol in der Schwangerschaft für das Ungeborene wirklich ist. dm und glückskind unterstützen die Kampagne „Happy Baby No Alcohol“, die Schwangeren rät, vollständig auf alkoholische Getränke zu verzichten und auch während der Stillzeit nüchtern zu bleiben. Denn jeder Schluck Alkohol gefährdet die Entwicklung Deines Babys.

Alkohol in der Schwangerschaft: Wir klären auf

Es gibt einen traurigen Grund, warum glückskind über Alkohol in der Schwangerschaft informiert: Laut den Angaben der Bundesdrogenbeauftragten kommen allein in Deutschland pro Jahr rund 10.000 Babys mit alkoholbedingten Schäden auf die Welt. Und etwa 3.500 davon sind vom Vollbild des Fetalen Alkoholsyndroms (FAS) betroffen. Dann leiden die Kinder lebenslang unter körperlichen und geistigen Beeinträchtigungen aufgrund des Alkoholkonsums in der Schwangerschaft. FAS ist unheilbar, aber die angeborenen alkoholbedingten Fehlbildungen von Körper und Gehirn sind vermeidbar.

Wann ist Alkohol in der Schwangerschaft besonders gefährlich?

In welcher Entwicklungsphase Alkohol in der Schwangerschaft besonders schädliche Auswirkungen hat, kann niemand sagen.

Matthias Kleinschmidt, Leitender Oberarzt der Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe am Helios Klinikum Pirna erklärt: „In der Frühphase der Schwangerschaft treffen Samen und Eizelle aufeinander und sind erst mal nicht mit dem mütterlichen Organismus verbunden. Wer also zum Zeitpunkt der Zeugung getrunken hat, muss keine Alkoholschädigung befürchten. Und dann gibt es eine lange Phase in den ersten zwei Wochen der Schwangerschaft, in denen sich die Zellen teilen, bevor sich die Eizelle einnistet. Tritt dann eine Schädigung auf, kommt es nicht zur Einnistung oder der Körper bricht die Schwangerschaft sehr früh ab.“ Danach ist jeder Schluck Alkohol ein Risiko für das Ungeborene.

Matthias Kleinschmidt, Facharzt für Gynäkologie und Geburtshilfe

„Wurde in der Schwangerschaft Alkohol getrunken und ist die Schädigung des Kindes voll ausgeprägt, sehen wir das meist schon bei der Geburt. Die Kinder sind untergewichtig und klein – vor allem der kindliche Kopf ist sehr klein, weil das Gehirn ebenfalls kleiner als bei gesunden Neugeborenen ist.“

Warum Alkohol in der Schwangerschaft dem Baby schadet

Während für Erwachsene Alkohol in Maßen ein Genussmittel darstellen kann, ist es für Babys im Mutterleib ein schweres Zellgift. Das liegt daran, dass das Ungeborene über den mütterlichen Organismus „mittrinkt“, sobald sich die Eizelle in der Gebärmutter eingenistet hat. Allerdings fehlen dem Nachwuchs die Enzyme aus der Leber, mit der Erwachsene den Alkohol abbauen. Der Giftstoff stört die Zellteilung und die Entwicklung aller Organsysteme. Da das Gehirn sich während der gesamten Schwangerschaft entwickelt, wird es durch Alkohol besonders stark geschädigt.

Zu den typischen alkoholbedingten Entwicklungsstörungen gehören die folgenden:

  • Alkohol stört die Zellteilung und die Nervenentwicklung. Ganze Hirnareale betroffener Kinder arbeiten daher nur eingeschränkt, es kommt zu Verhaltensauffälligkeiten und seelischen Problemen. 
  • Die verlangsamte Zellteilung führt zu sogenannten Hemmungsfehlbildungen. „Alkoholbabys“ bleiben kleiner, das Herz wächst nicht ausreichend oder wichtige Entwicklungsschritte wie das Schließen der Herzscheidewand oder das Absteigen der Hoden (Hodenhochstand) bleiben aus.
  • Außerdem wächst durch Alkohol in der Schwangerschaft die Schädelmitte langsamer als normal. Das führt nicht nur zu Auffälligkeiten in den Gesichtsmerkmalen, die Enge provoziert auch Folgeprobleme wie ständige Entzündungen im Hals-Nasen-Ohren-Bereich.

Wie viel Alkohol ist sicher für mein Baby?

Diese Antwort ist einfach: Es gibt in der Schwangerschaft keine sichere Menge Alkohol. Matthias Kleinschmidt erläutert: „Wir können nicht sagen, ab wann beim ungeborenen Kind eine Schädigung auftritt. FAS kann ein Phänomen von Schwangeren sein, die Alkoholikerinnen sind, aber auch eines von „drei Tropfen zum falschen Zeitpunkt.“ Das ist ganz unterschiedlich.“

Wobei der Körper des Ungeborenen der Wirkung von Alkohol viel länger ausgesetzt ist als der der Mutter. Hat diese einen Blutalkoholspiegel von 0,8 Promille, benötigt der Körper etwa 10 Stunden für den vollständigen Abbau. Das Kind im Mutterleib steht dagegen drei Tage unter Alkoholeinfluss. Übrigens klingen 0,8 Promille viel, doch diese erreicht eine 170 cm große, 65 kg schwere 25-Jährige schon mit zwei Gläsern Prosecco.

glückskind-Tipp ★ Am besten verzichtest Du bereits auf Alkohol, wenn Du eine Schwangerschaft planst. Dann musst Du Dir keine Sorgen machen, wenn erste Schwangerschaftsanzeichen Dich dazu bringen, einen Test zu machen. 

Welche Folgen hat Alkohol in der Schwangerschaft für das Kind?

An den Folgen von Alkohol in der Schwangerschaft leidet ein Kind sein ganzes Leben. Die Schäden sind irreparabel und „wachsen sich nicht aus.“ 

Neurologische Schäden durch Alkohol in der Schwangerschaft

Kinder, die im Mutterleib regelmäßig oder unregelmäßig Alkohol ausgesetzt waren, leiden unter anderem an folgenden Beschwerden: 

  • massive Verhaltensstörungen 

  • verminderte Intelligenz 

  • erhebliche Konzentrationsschwierigkeiten 

  • Probleme bei der räumlichen Orientierung 

  • mangelndes Zeitgefühl 

  • Wahrnehmungsstörungen 

  • vermindertes logisches Denkvermögen 

  • fehlende Kompetenz zur Lösung komplexer Probleme 

Schulprobleme und damit auch Schwierigkeiten, ihren Platz im Leben zu finden, sind bei diesen Kindern vorprogrammiert. In schweren Fällen sind die Betroffenen lebenslang auf Hilfe und Betreuung angewiesen. Außerdem sind FAS-Kinder wie trockene Alkoholiker und besonders anfällig für Süchte aller Art (Alkohol, Nikotin, Drogen, Medikamente, Glücksspiel). 

glückskind-Tipp ★ Partner und Partnerinnen, Freunde und Familie sollten es Schwangeren und Stillenden leicht machen und in deren Umfeld selbstverständlich auf Alkohol verzichten. So fällt es viel leichter, das Kind zu schützen. 

Sind alkoholfreie Produkte eine Alternative?

Bei der gesunden Ernährung in der Schwangerschaft ist vieles zu beachten. Auch wenn Alkohol in Schwangerschaft und Stillzeit nicht empfehlenswert ist, stellen sich viele Schwangere und deren Angehörigen die Frage, ob alkoholfreie Produkte eine Alternative sein können. Die Antwort lautet: Alkoholfreie Varianten sind nicht empfehlenswert, richten in geringen Mengen aber in der Regel auch keinen Schaden an.  

  • Alkoholische Getränke in alkoholfreier Form enthalten immer noch einen Restalkoholgehalt von weniger als 0,05 %-Vol. Technisch ist es nicht möglich, den Alkohol komplett zu entfernen. 
  • Trotzdem erlaubt die Gesetzgeber die Kennzeichnung 0,00 %-Vol., wenn der Grenzwert eingehalten wird. Das gilt für alkoholfreie Varianten von Bier. Sekt, Wein und Spirituosen wie Martini. 
  • Auch Obst und Fruchtsäfte enthalten geringe Mengen Alkohol, etwa Bananen mit 0,06 %-Vol. Alkoholgehalt. In Maßen sind diese Lebensmittel unproblematisch.  

Experten empfehlen den kompletten Verzicht auf Alkohol in der Schwangerschaft. Möchtest Du zu einem besonderen Anlass unbedingt „mittrinken“, dann genieße alkoholfreie Varianten mit Vorsicht und konsumiere maximal ein Glas. Der Alkoholgehalt, wenn auch minimal, summiert sich nämlich mit der Menge. 

„Happy Baby No Alcohol“ : Werde selbst zum Botschafter!

Weil Alkohol in der Schwangerschaft ein echtes Problem für das Baby ist, ist es wichtig, die Botschaft „Kein Alkohol in der Schwangerschaft“ zu verbreiten. Alle sollen es wissen: 

  • (werdende) Eltern
  • Großeltern 
  • Geschwister
  • Freunde und Freundinnen 
  • Kolleginnen und Kollegen

Hilfe bei allen Fragen rund um Alkohol in der Schwangerschaft

Du bist schwanger und hast Fragen zum Thema Alkohol? Das musst Du nicht mit Dir allein ausmachen, es gibt keinen Grund zur Scham. Du kannst Dich vertrauensvoll an Deinen Frauenarzt oder Deine Frauenärztin sowie Deine Hebamme wenden.

Möchtest Du lieber anonym bleiben, hilft das Beratungsteam von happy-baby-no-alcohol.de online weiter. Auf kenn-dein-limit.de von der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung findest Du Beratungsstellen in Deiner Nähe. Außerdem bietet die Plattform IRIS der Universität Tübingen Hilfe, um in der Schwangerschaft mit Alkohol und Zigaretten Schluss zu machen. 

Dein glückskind-Team