Geburtsschmerzen lindern

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Eine gute Geburtsvorbereitung, eine liebevolle Begleitung bei der Entbindung und eine selbstbestimmte Geburt helfen Frauen, besser mit Geburtsschmerzen umzugehen.
Schwangere und ihre Partner haben oft klare Vorstellungen, wie eine natürliche Geburt ihres Kindes ablaufen sollte. Die werdenden Eltern kennen die Körperhaltungen, die die Entbindung erleichtern können. Und die Schwangeren wissen, dass die richtige Atmung, Bewegung und Einstellung zur Geburt sie unterstützen können. All das hilft, besser mit Geburtsschmerzen umzugehen.
„Im Idealfall erhalten werdende Eltern in einem guten Geburtsvorbereitungskurs das gesamte Handwerkszeug für die Geburt“, sagt Silke Eitel. Der Hebamme aus Köln zufolge sind für Frauen Selbstbestimmung und Bewegungsfreiheit bei der Geburt zwei wichtige Verbündete gegen den Geburtsschmerz. „Frauen kommen mit dem Geburtsschmerz besser zurecht, wenn sie sich während der Geburt weiter so bewegen, wie es ihnen behagt. Das nimmt den Druck und entlastet immer zur richtigen Zeit an der richtigen Stelle“, erklärt Silke Eitel. Hilfreich auch, wenn der werdende Vater seine Partnerin während der Geburt im Kreißsaal unterstützt. Wie diese Unterstützung aussehen kann, wird auch in einem Vorbereitungskurs vermittelt.
Woher kommen die Schmerzen bei der Geburt?
Die werdende Mutter erlebt bei der Entbindung im Kreißsaal, zu Hause oder im Geburtshaus den starken Druck nach unten, die Kontraktionen der Gebärmutter und die Eröffnung des Muttermundes natürlich als schmerzhaft. „Doch Schmerz während der Geburt ist ein positives Signal, das nicht gleichbedeutend mit Krankheit ist. Die Botschaft lautet: ‚Die Wehen haben einen Sinn. Der Muttermund öffnet sich, damit das Kind geboren werden kann. Keine Wehe ist umsonst!‘“, erläutert Silke Eitel. Der Körper schüttet während der Geburt das Hormon Oxytocin aus. Es ist für die Kontraktionen der Gebärmutter verantwortlich und kann auf die gebärenden Frauen beruhigend und euphorisierend wirken.
Was hilft Frauen bei Geburtsschmerzen?
Silke Eitel rät gebärenden Frauen, den Fokus stärker auf die Wehenpausen zu legen statt auf die schmerzhaften Wehen.
„Zwischen den Wehen kann man entspannen, Kraft sammeln für die nächste Wehe und sich ausruhen. Dafür hat man jeweils zwei oder mehr wundervolle Minuten Zeit“, so die Hebamme. „Normalerweise beginnt die Geburt mit längeren Wehenabständen, sodass man sich darauf einstimmen kann. Folgen die Wehen dann schneller aufeinander, hilft eine gute Atmung.“ Die Hebamme rät Frauen, während der Wehen durch die Nase einzuatmen und durch den geöffneten Mund langsam wieder auszuatmen. „Es ist ganz wichtig, sich voll auf die Atmung zu konzentrieren, immer nur eine Wehe nach der anderen. So lenkt man die Aufmerksamkeit auf die Atmung und nicht auf den Schmerz.“
Mit sanften Methoden den Geburtsschmerz lindern
Viele Frauen, die Angst vor dem Geburtsschmerz haben, entscheiden sich schon in der Schwangerschaft für eine sanfte, natürliche Unterstützung bei der Geburt. Denn sie sehen darin den Vorteil, dass diese Mittel den Geburtsverlauf nicht bremsen und das Baby in seiner Aktivität nicht beeinträchtigen, wie dies bei schulmedizinischen Schmerzmitteln der Fall ist – etwa bei einer PDA. Hier findest Du vier beliebte natürliche Helfer in alphabetischer Reihenfolge:
- Akupunktur ist für manche Schwangere genau das Richtige. Das gezielte Setzen von Nadeln reduziert das Schmerzempfinden der Frauen während der Geburt und trägt zur Entspannung bei. Das ist wissenschaftlich belegt. Viele Hebammen und Ärzte wenden Akupunktur an, um Frauen so die Geburt zu erleichtern.
- Die Aromatherapie steht bei einigen Frauen, die kurz vor der Geburt ihres Babys stehen, ebenfalls hoch im Kurs. Denn dem Duft von ätherischen Ölen wird eine wohltuende Wirkung bei der Geburt nachgesagt. Weihrauch soll schmerzlindernd wirken. Aber auch Lavendel, Jasmin und Bergamotte werden bei Wehenschmerzen empfohlen. Die Entbindende wählt das Öl für die Raumbeduftung des Kreißsaals aus, das ihr am besten gefällt.
- Die Bachblüten-Therapie lindert zwar nicht unmittelbar den Schmerz. Aber für eine Frau individuell zusammengestellte Bachblüten-Mischungen sollen der werdenden Mutter die Angst vor der Geburt und den Schmerzen nehmen. Weil weder Risiken noch Nebenwirkungen bekannt sind, hat die Therapie auch zur Unterstützung bei Geburtsschmerzen viele Anhängerinnen.
- Frauen, die mit Homöopathie bereits gute Erfahrungen gemacht haben, können die sogenannten Globuli oder Tabletten auch bei Geburtsschmerzen einsetzen. Die homöopathischen Arzneimittel bekämpfen den Schmerz zwar ebenfalls nicht unmittelbar, sollen den Frauen aber helfen, besser mit ihm umzugehen. Das Mittel der Wahl suchen der Arzt oder die Hebamme während der Geburt für die werdende Mutter aus. Es richtet sich nach dem jeweiligen Befinden der Frau.
„Ich hatte große Angst vor dem Geburtsschmerz und fragte meine Hebamme, ob es überhaupt ohne Schmerzmittel ginge. Sie sagte etwas für mich sehr Wichtiges: Vertraue auf Dich und Deinen Körper, nimm die Herausforderung an. Du kannst das!“
(Lydia Miller, 25 Jahre, werdende Mutter)
Schmerzlinderung durch den Arzt
Gebärende können im Kreißsaal auch auf schulmedizinische Methoden gegen Geburtsschmerzen zurückgreifen. Diese stellen jedoch einen weit größeren Eingriff in den Körper der Gebärenden und des Kindes und letztlich in den Geburtsverlauf insgesamt dar als natürliche Mittel. Daher sollten sie nicht zur Standardmedikation gegen Geburtsschmerzen gehören.
- Die Periduralanästhesie (kurz bekannt als PDA), die über eine Hohlnadel am Rücken gelegt wird, nimmt den Geburtsschmerz, kann dadurch aber entscheidend den Geburtsverlauf verändern. Der Pressdrang der Gebärenden wird durch die Betäubung nicht mehr wahrgenommen, sodass die Geburt in der Regel länger dauert und oft nicht ohne weiteren Einsatz von Wehenmitteln voranschreitet. Da nicht selten auch die Beine der Frau betäubt sind, ist sie in ihrer Bewegung eingeschränkt.
- Eine Spinalanästhesie ist wie die PDA ein rückenmarksnahes Betäubungsverfahren, das vor allem bei Kaiserschnitten angewendet wird. Die gesamte untere Körperhälfte der Frau wird dabei betäubt.
- Medikation: Manchmal kommen bei Frauen auch andere Schmerz- oder Beruhigungsmittel im Kreißsaal zum Einsatz. Sie dämpfen jedoch die Aktivität der Gebärenden und haben auch auf das Kind eine dämpfende Wirkung, sodass solche Mittel nur in der Anfangsphase der Geburt gegeben werden können.
Welche Schmerzen sind nach der Geburt häufig?
Nach der Geburt beginnt das Wochenbett, eine Ruhezeit, die sich die frischgebackene Mutter mit ihrem Baby unbedingt gönnen soll. Schließlich müssen sich Mutter und Kind erst richtig kennenlernen und das am besten viel kuschelnd und – im Idealfall – schlafend genießen. Jetzt sollen auch Geburtsverletzungen in Ruhe abheilen können, am besten im Liegen. Bei natürlichen Geburten steht der Damm im Vordergrund, der durch den starken Druck und die Dehnung entweder muskelkaterartig schmerzt, gerissen ist oder durch einen Dammschnitt im Kreißsaal erweitert wurde. Ganz abgeheilt ist eine solche Dammwunde in der Regel nach 28 Tagen. Die Hebamme betreut den Heilungsprozess. Ihre Aufgabe ist es unter anderem auch, im Rahmen der Nachsorge bei der Frau die Heilung einer Kaiserschnittwunde zu überwachen.
Schmerzlinderung bei Kaiserschnitt
Rund ein Drittel der Babys kommen in Deutschland per Kaiserschnitt zur Welt. Dabei macht der Gynäkologe bei der Frau einen kurzen Schnitt durch die Bauchdecke und die Gebärmutterwand und holt das Baby heraus. Diese Operation wird entweder unter Spinalanästhesie, PDA oder Vollnarkose durchgeführt. Für einen Kaiserschnitt gibt es viele verschiedene Gründe. Manchmal wird er bereits in der Schwangerschaft geplant. Manchmal fällt die Entscheidung aber auch erst unter der Geburt, weil etwa der Muttermund sich nicht öffnet oder das Kind sich nicht richtig ins mütterliche Becken eingestellt hat. Nach der Operation werden die durchtrennten Gewebeschichten mit selbstauflösenden Fäden wieder zugenäht; in der Regel wird auch die Hautnaht mit selbstauflösendem Faden genäht. Um nach der Geburt durch Kaiserschnitt schmerzfrei zu sein, erhältst Du in der Klinik Schmerzmittel. Nach dem Kaiserschnitt können Frauen nicht gleich wieder aufstehen. Das kann einen Tag dauern, und auch danach ist eine Frau häufig nicht so mobil wie nach einer vaginalen Geburt. Das Baby muss ihr gereicht werden, wenn es in einem Extrabettchen liegt. Und die Frau benötigt Hilfe beim Aufstehen und bei der Versorgung des Babys.
So bereitest Du Deinen Körper auf die Geburt vor
Als ein probates Mittel zur Vorbeugung von Geburtsverletzungen und zur Linderung von Geburtsschmerzen gilt die Damm-Massage, mit der Schwangere nach Rücksprache mit ihrer Hebamme oder ihrem Gynäkologen etwa ab der 34. Schwangerschaftswoche beginnen können. Dabei wird der Damm – das ist das Gewebe zwischen Scheide und After – massiert, um ihn für die Geburt dehnbarer zu machen. Ziel ist es, einen Dammriss unter der Geburt oder einen gezielten Dammschnitt unter einer assistierten Entbindung (mit Zange oder Saugglocke) möglichst zu vermeiden. Vielleicht hilft Frauen auch die Gewissheit, dass ihr Damm gut gewappnet ist, um weniger Angst vor Geburtsschmerzen zu haben und die Wehen weniger angstvoll anzunehmen.
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Dammmassage - so geht’s:
Für die Massage eignet sich ein spezielles Damm-Massageöl, Kakaobutter, Olivenöl, Vitamin-E-Öl oder reines Pflanzenöl. Massiert wird mit dem Daumen.
- Arbeite das Öl sanft und unter leichtem Druck etwa 3 bis 4 Minuten lang in das Gewebe zwischen Scheide und After ein.
- Führe dann den Daumen 3 bis 4 cm weit in die Vagina ein und drücke gleichzeitig nach unten und zur Seite. Dehne leicht, bis Du ein leichtes Kribbeln, Brennen oder Stechen spürst. Halte den Druck mit dem Daumen möglichst bis zu zwei Minuten lang aufrecht, bis das Kribbeln nachlässt.
- Die Massage ein bis bis zwei Mal täglich durchführen.
Nach etwa einer Woche solltest Du die verbesserte Elastizität bemerken.
Dein glückskind-Team ♥
