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Bonding mit Baby

Mama hält ihr Baby im Arm

Eine starke Eltern-Kind-Beziehung gehört zu den wichtigsten Grundsteinen für eine erfüllte Kindheit. Durch das Bonding – also den frühen Beziehungsaufbau – knüpfen Eltern eine emotionale Verbindung zu ihrem Baby und schaffen damit die besten Voraussetzungen für ein lebenslanges Liebesband. Doch nicht immer verläuft der Start ins Leben so wie geplant. Manche Mütter können anfangs wenig für ihre Babys empfinden. Nach einer Frühgeburt oder einem Kaiserschnitt beispielsweise ist nicht immer auf Anhieb eine enge Bindung da. Wie das Bonding gelingt – hier erfährst Du alles Wissenswerte über Hautkontakt nach der Geburt, gemeinsame Kuschelmomente und mehr.

Was ist Bonding?

Bonding steht für ein starkes Zusammengehörigkeitsgefühl und die innige Bindung, die sich zwischen Eltern und ihrem Baby entwickeln. Die ersten Stunden nach der Entbindung sind der ideale Zeitpunkt für das Knüpfen erster Bande zwischen Eltern und Baby: Das Neugeborene liegt auf der Brust der Mutter, dabei spüren sich Mama und Baby und nehmen gegenseitig ihren Geruch wahr. Das Kind sucht – meist instinktiv – die Brust der Mutter und beginnt, mithilfe des Saugreflexes, zum ersten Mal zu saugen. Dabei schüttet die Mutter das Hormon Oxytocin aus, das sich ebenfalls positiv auf die Beziehungsbildung zwischen Mutter und Kind auswirkt.

Wenn sich die Mutter nach dem ersten Stillen ausruht oder nach der Entbindung noch einmal ärztlich untersucht wird, liegt das Baby dann auf der nackten Brust des Vaters. So kann auch er von Anfang an eine hautnahe Beziehung zum Baby aufbauen. Speziell für Väter haben wir Tipps zusammengestellt, wie sie eine intensive Vater-Kind-Bindung zu ihrem Nachwuchs pflegen können.

Tipp: babyfreundliche Einrichtungen

Es gibt Kliniken, die besonders auf die größtmögliche Nähe zwischen Eltern und Baby und das erste Kennenlernen Wert legen. Dort wird auch die Unterstützung zum Stillen großgeschrieben. Eine gute Orientierung, welche Kliniken das sind, bietet das Qualitätssiegel „Babyfreundliches Krankenhaus“. Um das Zertifikat zu erhalten, muss ein Krankenhaus strenge Kriterien erfüllen, die einer regelmäßigen Kontrolle unterliegen. Welche Einrichtungen das Siegel haben und was es genau beinhaltet, erfährst Du auf der Website der Babyfreundlich-Initiative von WHO und UNICEF.

Warum ist Bonding so wichtig?

"Bonding aktiviert zum einen das Bindungssystem der Eltern", sagt Dr. Karl Heinz Brisch. Der Münchner Facharzt für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie ist Experte für die sichere Bindungsentwicklung zwischen Eltern und Kind. "Bonding stellt zum Beispiel sicher, dass Eltern mitten in der Nacht aus dem Bett springen, um sich ihrem schreienden Baby zuzuwenden", so Brisch. Zum anderen wird mit Bonding das Urvertrauen des Kindes gestärkt. "Indem die Eltern die Bedürfnisse ihres Babys nach Wärme, Nahrung, Körperkontakt und Schutz schnell und zuverlässig befriedigen, also sein Überleben sichern, baut sich im Gegenzug das kindliche Bindungssystem zu ihnen auf", erklärt der Experte.

Bonding ist die Basis dafür, dass das Kind später gesunde Beziehungen zu anderen Menschen eingehen kann. Baby-Bonding hat für das Kind und die Eltern daher viele nennenswerte Vorteile:

Wärme und Nähe

Neugeborene brauchen Wärme und Nähe. Durch intensiven Hautkontakt fühlt sich Dein Baby sicher und geborgen. Bonding trägt daher gerade in den ersten Lebensmonaten wesentlich zum Wohlbefinden bei und entspricht den natürlichen Bedürfnissen der Kleinen. Ein enger Haut-zu-Haut-Kontakt hat außerdem positive Effekte auf die Gesundheit von Babys. Bonding kann helfen, häufige Beschwerden wie 3-Monats-Koliken, Atemprobleme, Schlafstörungen und Schwierigkeiten beim Stillen vorzubeugen.

Wunderschöne Erfahrung

Eltern erleben das Bonding mit Baby ebenfalls häufig als eine wunderschöne Erfahrung. Beim Kuscheln kann sich Mama entspannen und Glückshormone lassen die Strapazen der Geburt vergessen. Durch den direkten Hautkontakt stimuliert das Hormon Oxytocin den Milchfluss, was das Stillen erleichtert. Für den frisch gebackenen Papa bietet Bonding erstmals die Gelegenheit, seinem Kind nahe zu sein und tiefe Vatergefühle zu entwickeln.

Bonding mit Baby: Anleitung & Tipps

Um das Bonding mit Deinem Baby zu intensivieren, gibt es verschiedene Möglichkeiten. Ob im Krankenhaus, daheim, nachts oder tagsüber – wir geben Dir Tipps und informieren: 

Bonding beim Baby im Familienalltag

Bonding findet nicht nur im Kreißsaal statt – vielmehr entwickelt die Bindung zwischen Eltern und ihrem Baby über Wochen und Monate stetig. Für die Zeit des Kennenlernens und Kuschelns haben wir Dir einige Tipps aufgelistet:

  • Tragen im Tragetuch oder einer Babytrage ermöglicht körperliche Nähe und direkten Blickkontakt. Obendrein hast Du dabei die Hände frei, um beispielsweise um etwas zu essen oder Dich um Geschwisterkinder zu kümmern.
  • Beim „Känguruhen“ Haut an Haut ist der Kuschelfaktor besonders groß. Dafür eignet sich ein spezielles Bonding-Top, dass das Gefühl der Umschlossenheit, ähnlich dem Gefühl im Mamabauch, intensiviert.
  • Stillen gehört sicherlich zu den innigsten Momenten zwischen einer Mutter und ihrem Kind. Versuche daher, Dich dabei völlig auf Dein Kind zu konzentrieren und die intime Zeit zu genießen.
  • Gemeinsames Baden mit Baby ist eine von Hebammen empfohlene Möglichkeit, um Bonding nach der Geburt nachzuholen. Hole Dir dabei aus Sicherheitsgründen immer die Hilfe einer zweiten Person und achte auf die richtige Wassertemperatur (37 Grad).
  • Babymassagen helfen, eine liebevolle Bindung aufzubauen. Eine Babymassage und Kuscheln auf dem nackten Oberkörper ist gerade fürs Bonding von Baby und Papa ein echter Tipp.

Wie baue ich eine starke Eltern-Kind-Bindung auf?

  • Aufmerksamkeit: Kommuniziere mit Deinem Kind. Halte Blickkontakt und erkläre ihm mit liebevollen Worten die Welt.
  • Liebe: Kuschel mit Deinem Kind, streichle es und zeige ihm durch regelmäßigen Hautkontakt, dass Ihr Euch nahe seid.
  • Geborgenheit: Zeige Deinem Baby, dass Du für es da bist, wenn es Dich braucht, und dass es sich auf Dich verlassen kann. Dies passiert zum Beispiel automatisch, wenn Du ihm die Windeln wechselst oder Du unverzüglich einfühlsam auf sein Weinen reagierst.
  • Stillen: Stille Dein Kind, wenn es Dir möglich ist. Muttermilch ist das Beste für Dein Baby und das Nuckeln an Mamas Brust fördert die Mutter-Kind-Bindung.
  • Freiheit: Lasse Dein Kind Dinge entdecken und ausprobieren – natürlich immer unter Deiner Aufsicht.
Baby wird über den Rücken gestrichen 459043365

Bonding nach Frühgeburt oder Kaiserschnitt?

Gleich nach der Geburt "bonden" – so sieht der Idealfall aus. Doch nicht alle Eltern können unmittelbar nach der Geburt mit ihrem Baby engen Kontakt haben. Manchmal kommt das Bonding beim Baby einfach zu kurz: Das kann zum Beispiel bei einem Kaiserschnitt der Fall sein oder wenn das Baby bei einer Frühgeburt sofort auf die Frühchenstation muss. Psychische Probleme der Mutter wie eine Wochenbettdepression erschweren das Bonding. Mütter machen sich in diesem Fall oft Vorwürfe und Sorgen. Doch es gibt Entwarnung: Das hat keine Auswirkungen auf die langfristige Eltern-Kind-Bindung.

★ glückskind-Tipp ★ Fürs Bonding gibt es keinen festgelegten Zeitpunkt. Die besondere Beziehung zwischen Eltern und Kind entwickelt sich langfristig. Daher lieber später als gar nicht: Beim Bonding mit Baby sind Nachteile für den Bindungsprozess nur dann zu erwarten, wenn Du Dich nicht darauf einlassen kannst – doch auch dafür gibt es Hilfe.

Bonding braucht Zeit

Es gibt Eltern, die bereits während der Schwangerschaft oder nach der Geburt eine enge Verbindung zu ihrem Baby spüren. Es ist aber auch völlig normal, wenn sich dieses Gefühl nicht gleich einstellt. Manche Mütter brauchen etwas Zeit, um sich an ihre neue Rolle und das neue Familienmitglied zu gewöhnen.

Wichtig ist, dass sich die Eltern nach der Geburt ausreichend Zeit nehmen, um den Familienzuwachs kennenzulernen und sich mit ihm vertraut zu machen. Denn mit jedem Tag, an dem Du Dein Baby umsorgst, mit ihm kommunizierst und interagierst, wird das unsichtbare Band namens Bindung gestärkt. Was nach der Geburt sonst noch wichtig ist, erfährst Du in unserem Beitrag.

Heilsamer Hautkontakt trotz Kaiserschnitt

Beim Sectio-Bonding genießen Mutter und Kind trotz Kaiserschnitt Hautkontakt. Denn das hat viele Vorteile: "Das Baby hat gute Blutzuckerwerte, reguliert seine Körpertemperatur besser und entwickelt ein gutes Stillverhalten, da es sofort an der Brust saugen kann", sagt Tatjana Nicin, pflegerische Bereichsleitung der Geburtshilfe der Geburtsstation des Klinikums Hanau.

Auch Dr. Babett Ramsauer, leitende Oberärztin des Vivantes Klinikums Neukölln, ist eine Befürworterin des Sectio-Bonding: "Natürlich müssen wir die Abläufe bei der Narkose und der OP umstellen und anpassen. Aber wir können die Atmung des Babys und den Blutdruck der Mutter problemlos überwachen, auch wenn das Baby auf der Brust der Mutter liegt."

Beruhigendes Bonding-Bad für Nachzügler

Den ersten Hautkontakt können Mutter und Kind auch beim Bonding-Bad nachholen. Dr. Regina Rasenack, Oberärztin der Geburtsstation der Universitätsklinik Freiburg, erklärt, wie das funktioniert: "Für ein Bonding-Bad braucht man Zeit, Ruhe und eine angenehme Atmosphäre. Das Baby wird in warmem Wasser gebadet. Danach wird es nass und nackt auf die nackte Brust der Mutter gelegt und warm zugedeckt. Dort bleibt es so lange liegen, wie es Mama und Kind gefällt." Dieses besondere Bonding mit Baby kannst Du beliebig oft wiederholen – auch zu Hause und auch noch Wochen nach der Geburt.

Hilfe bei Angst und psychischen Problemen

Ein Bonding mit Baby setzt voraus, dass sich das Kind, die Mutter und der Vater dabei wohlfühlen. Nur so kann sich eine emotionale Verbindung über den Hautkontakt hinaus einstellen. "Wenn Eltern aufgrund eigener Kindheitserfahrungen oder traumatischer Geburtserlebnisse sehr ängstlich und unsicher sind, kann es problematisch werden", erklärt der Münchner Facharzt Dr. Brisch. Unter Umständen kann dadurch keine sichere Bindung entstehen.

Wirkt das Baby fremd, empfindest Du Ablehnung oder Angst, wende Dich an einen Arzt oder eine Ärztin oder an eine Selbsthilfegruppe. "Auch wenn Du drei Monate nach der Geburt noch unter Albträumen, Schlafstörungen oder anhaltender Traurigkeit leidest, solltest Du professionelle Hilfe suchen", rät Karl Heinz Brisch. "Nur wenn es Dir gut geht, Du Dich sicher und geborgen fühlst, geht es auch Deinem Kind gut."

★ glückskind-Tipp ★ Der Verein Schatten & Licht bietet umfangreiche Hilfe bei psychischen Problemen rund um die Geburt an: von der ersten telefonischen Beratung über die Vermittlung von Fachärzten bis zu Selbsthilfegruppen und stationären Einrichtungen in Deutschland. Auf der Internetseite findest Du neben Info-Material einen Fragebogen zur Wochenbettdepression. Mit dem kannst Du feststellen, ob Du möglicherweise an einer Postpartalen Depression leidest.

Bonding bei Wochenbettdepression

Nach der Geburt ihrer ersten Tochter im Jahr 2003 litt Sabrina Schwarz an einer schweren Wochenbettdepression (Postpartale Depression). "Unmittelbar nach der Entbindung setzte ein starkes Angstgefühl ein. Ich konnte trotz Bonding und Stillen keine Beziehung zu dem Baby aufbauen – die Angst war einfach stärker." Sabrina Schwarz vertraute sich einem Arzt an und besuchte eine Selbsthilfegruppe des Vereins Schatten & Licht. „Das war wie eine Erlösung“, erzählt die 45-Jährige rückblickend. "Ich konnte mich mit Frauen austauschen, denen es genauso ging wie mir."

"Die Krankheit ist behandel- und vollständig heilbar", sagt Sabine Surholt. Geht es nach der Vorsitzenden des Vereins Schatten & Licht, brauchen Frauen, die an einer Postpartalen Depression leiden, eine intensive Begleitung und professionelle Unterstützung. Für Sabrina Schwarz war die Unterstützung ein Segen. "Als die Kleine mit etwa acht Monaten anfing zu krabbeln, konnte ich allmählich etwas mit ihr anfangen. Heute haben wir ein gutes Verhältnis", freut sich die Mutter von zwei Töchtern.

Dein glückskind-Team