Schwangerschaftsvergiftung

Nicht immer verläuft eine Schwangerschaft problemlos und ohne schwangerschaftsspezifische Erkrankungen. In den ersten Schwangerschaftswochen leiden viele Frauen unter Übelkeit und Erbrechen. Im weiteren Verlauf sind andere Schwangerschaftsstörungen möglich. Zu diesen gehört die Präeklampsie, auch Schwangerschaftsvergiftung genannt. Dabei leidet die werdende Mutter nicht an einer Vergiftung, sondern der Blutdruck steigt gefährlich hoch an. Dieser Schwangerschaftshochdruck wirkt schädigend auf die inneren Organe der Mutter und beeinflusst die Entwicklung des Babys negativ. Es kann sogar erforderlich sein, die Geburt einzuleiten. Die Präeklampsie ist Ursache für die meisten Frühgeburten in Deutschland.
Was ist eine Präeklampsie?
Auch wenn der Begriff Schwangerschaftsvergiftung heute noch oft genutzt wird, ist er veraltet. Eine Vergiftung spielt bei dieser Erkrankung keine Rolle. Daher ist es sinnvoller, von einer Präeklampsie zu sprechen, wie es die Fachleute tun. Die Präeklampsie ist eine typische Spätgestose. Gynäkologen und Hebammen bezeichnen krankhafte Störungen des Schwangerschaftsverlaufs als Gestose. Es wird unterschieden zwischen Frühgestosen wie Übelkeit und Erbrechen (Hyperemesis gravidarum), die bis zur 20. Schwangerschaftswoche (SSW) auftreten, und Spätgestosen. Diese betreffen werdende Mütter ab der 21. SSW.
Etwa 3 bis 5 % der werdenden Mütter leiden an einer Schwangerschaftsvergiftung. Besonders häufig trifft es Erstgebärende und Mehrlingsschwangerschaften. Die Beschwerden können von Hypertonie (Bluthochdruck) bis zur Eklampsie (generalisierten Krampfanfällen) reichen. Letzteres kann bei Komplikationen das Leben von Mutter und Kind bedrohen.
Schwangerschaftsvergiftung: Ursachen und Bedingungen
Schwangerschaftsvergiftung: Ursachen und Bedingungen
Die Ursachen für das Entstehen einer Präeklampsie sind bisher nicht eindeutig geklärt. Gründe für diese Erkrankung während der Schwangerschaft können im Stoffwechsel der Mutter oder in den Erbanlagen liegen. Statistisch zeigt sich eine Risikosteigerung, wenn weibliche Verwandte der werdenden Mutter oder des Kindsvaters während der Schwangerschaft an einer Präeklampsie gelitten haben. Außerdem spielen möglicherweise Vorerkrankungen eine Rolle. Dazu gehören Erkrankungen oder andere Bedingungen wie unter anderem:
chronischer Bluthochdruck bereits vor der Empfängnis
chronische Nierenerkrankungen
starkes Übergewicht vor der Schwangerschaft
Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus)
höheres Lebensalter der werdenden Mutter (über 40 Jahre)
Plazentainsuffizienz (verminderte Funktion des Mutterkuchens)
Vorderwandplazenta (Eine sehr kleine Studie legt nahe, dass das Risiko für Bluthochdruck erhöht ist, wenn die Plazenta zwischen Deiner Bauchwand und dem Baby liegt.)
★ glückskind-Tipp ★ Informiere Dich bei Deinen weiblichen Verwandten und erkundige Dich auch unbedingt bei denen des Kindsvaters, ob diese bereits an einer Schwangerschaftsvergiftung litten. Sollten hier Erkrankungen bekannt sein, teile dies Deinem Arzt oder Deiner Ärztin mit.
Schwangerschaftsvergiftung: Symptome und Ursache
Schwangerschaftsvergiftung: Symptome und Ursache
Die Anzeichen einer Schwangerschaftsvergiftung sind nicht leicht zu erkennen, weil viele Beschwerden typisch für werdende Mütter sind. Dabei sind viele Unpässlichkeiten zwar sehr unangenehm, aber sie haben keinen Krankheitswert. Allerdings werden Gynäkologen hellhörig, wenn Dein Blutdruck höher als 140/90 mm/Hg liegt. Das ist ein Bluthochdruck, dessen Ursache abgeklärt und der behandelt werden muss. Daher werden Dir Fragen nach eventuellen weiteren Beschwerden gestellt. Zu den Anzeichen einer Schwangerschaftsvergiftung gehören:
Proteinurie (Vermehrte Eiweißausscheidung über den Urin)
Ödeme (Wassereinlagerungen im Gewebe wie geschwollene Füße)
Kopfschmerzen
Übelkeit und Erbrechen
Gewichtszunahme von über einem Kilogramm pro Woche
Schmerzen (meist im rechten Oberbauch)
Lichtempfindlichkeit
Sehstörungen
Prof. Dr. med. Ralf Dechend, Oberarzt der Kardiologie im Helios-Klinikum Berlin-Buch, der zu 40 Prozent seiner Arbeitszeit am Experimental and Clinical Research Center, einer gemeinschaftlichen Einrichtung von Charité und Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin forscht und auf Präklampsie spezialisiert ist, führt aus: „Einige dieser Symptome können ebenso bei gesunden Schwangerschaften auftreten. Daher sollten werdende Mütter bei Beschwerden stets ihren Frauenarzt konsultieren, ggf. auch den Kreissaal oder eine Rettungsstelle. Für die frühzeitige Diagnose einer Präeklampsie sind bei der Schwangerschaftsvorsorgeuntersuchung Blutdruckmessung, Harnuntersuchung und Blutuntersuchungen und Gewichtsmessung vor."
HELLP-Syndrom als Sonderform der Schwangerschaftsvergiftung
HELLP-Syndrom als Sonderform der Schwangerschaftsvergiftung
Das sogenannte HELLP-Syndrom ist nicht nur eine schwere Verlaufsform der Präeklampsie, es kann auch ohne vorher bestehenden Bluthochdruck sehr plötzlich auftreten. Die Beschwerden treten meist sehr unvermittelt und heftig auf. Zu den Anzeichen dieser Schwangerschaftsvergiftung gehören:
starke und/oder ungewöhnliche Kopfschmerzen
Sehstörungen
Bauchschmerzen (meist im rechten Oberbauch)
Übelkeit und Erbrechen
★ glückskind-Tipp ★ Solltest Du während Deiner Schwangerschaft unter den oben genannten Beschwerden leiden, kontaktiere unverzüglich Deine Frauenarztpraxis oder Deine Hebamme. Sind diese zum Beispiel an Sonn- oder Feiertagen nicht erreichbar, lasse Dich in die nächste Klinik bringen.
Das HELLP-Syndrom zeigt sich in der Blutuntersuchung unter anderem an erhöhten Leberwerten. Ohne schnelle Diagnose kann es für Dich und Dein Baby lebensbedrohlich werden. Leider ist es meist erforderlich, das Kind schnell zu entbinden.
★ glückskind-Tipp ★ Das HELLP-Syndrom als Form der Schwangerschaftsvergiftung kann nach der Geburt auftreten. Spürst Du also in den Tagen nach der Entbindung diese Beschwerden, zögere nicht, ärztliche Hilfe in Anspruch zu nehmen.
Schwangerschaftsvergiftung: Behandlung
Tritt bei Dir in der Schwangerschaft eine Präeklampsie auf, kann sich die Behandlung je nach Stärke der Schwangerschaftsvergiftung unterscheiden.
„Entscheidend ist es den optimalen Zeitpunkt der Entbindung festzulegen, deshalb ist die Vorstellung beim Frauenarzt sehr wichtig. Eine gut funktionierende und engmaschige Zusammenarbeit zwischen ambulanter Betreuung und der Entbindungsklinik ist hier entscheidend. Gemeinsam wird man festlegen, ob eine stationäre Betreuung nötig ist oder ob eine engmaschige ambulante Vorstellung ausreichend ist. . Bei schwereren Verläufen erfolgt durch den behandelnden Arzt oft eine sofortige Überweisung ins Krankenhaus. Dort wird die Hypertonie behandelt, regelmäßige Untersuchungen vorgenommen und die Entwicklung des Babys beobachtet. Sollte der Bluthochdruck nicht durch Medikamente gesenkt werden können, wird als letztes Mittel die Entbindung des Kindes eingeleitet“, so Prof. Dechend.
Kann man einer Präeklampsie vorbeugen?
Wir können Dir leider kein Wundermittel oder eine bestimmte Therapie zur Vorbeugung einer Schwangerschaftsvergiftung empfehlen. Der Berufsverband der Frauenärzte e.V. und die Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe raten schwangeren Frauen, alle Schwangerenvorsorgeuntersuchungen wahrzunehmen. Du siehst in Deinem Mutterpass, wann der nächste Untersuchungstermin empfohlen wird. Durch die Vorsorgeuntersuchungen können erste Anzeichen für eine Schwangerschaftsvergiftung erkannt werden und die Behandlung kann sofort erfolgen. Es gibt ein Medikament, nämlich Acetylsalicylsäure 150 mg (Aspirin) was sehr erfolgreich eine frühe Präeklampsie vorbeugt. Es muss aber in der Frühphase der Schwangerschaft (vor der 16 SSW) genommen werden und der behandelnde Frauenarzt/*tin wird mit Dir besprechen, ob diese Therapie bei Dir indiziert ist. Eine Eigenmedikation sollte nicht erfolgen.
★ glückskind-Tipp ★ Versuche nicht, aus Angst vor einer Gewichtszunahme und Wassereinlagerungen auf kalorien- und salzarme Lebensmittel auszuweichen. Eine ausgewogene Ernährung in der Schwangerschaft ist proteinreich und mit ausreichend Kohlenhydraten und Salz zusammengestellt.
Schwangerschaftsvergiftung: Folgen für Mutter und Kind
Schwangerschaftsvergiftung: Folgen für Mutter und Kind
Ob die Schwangerschaftsvergiftung Spätfolgen hat, hängt stark vom Verlauf der Erkrankung ab. Häufig klingen die Symptome einer Präeklampsie oder eines HELLP-Syndroms innerhalb einiger Tage nach der Geburt ab. Dann sollte lediglich der Blutdruck der Mutter weiter kontrolliert werden. Denn bis dieser sich wieder normalisiert, vergehen oft vier bis sechs Wochen.
★ glückskind-Tipp ★ Hattest Du während Deiner Schwangerschaft eine Präeklampsie, können durch die Schwangerschaftsvergiftung als Spätfolge weiterhin Probleme mit dem Blutdruck auftreten. Außerdem ist das Risiko, wieder an einer Präeklampsie zu erkranken, bei jeder weiteren Schwangerschaft erhöht. Regelmäßige ärztliche Kontrollen sind daher sehr sinnvoll.
Umgang mit einer Schwangerschaftvergiftung
Umgang mit einer Schwangerschaftvergiftung
Wie bei allen Fragen rund um das Thema Schwangerschaft und Geburt, sind die Erfahrungen von Frauen mit einer Präeklampsie und der Umgang damit sehr unterschiedlich. Wenn Du Dir einen geschützten Raum zum Austausch mit anderen Frauen oder Angehörigen wünschst, besuche die Seiten der Arbeitsgemeinschaft Gestose-Betroffene e.V.
Nicht nur die Gesundheit der werdenden Mutter ist wichtig, selbstverständlich soll auch das Baby möglichst gesund und reif auf die Welt kommen. Bei einer Schwangerschaftsvergiftung kann es aufgrund der häufig nur eingeschränkt arbeitenden Plazenta zu einer verminderten Versorgung des Kindes kommen. Das kann zu einem niedrigeren Geburtsgewicht führen. Außerdem ist es möglich, dass die Geburt vorzeitig eingeleitet werden muss und das Baby deshalb ein Frühchen ist, das besonders versorgt werden muss. Ab der 37. SSW gelten Babys als bereit für die Geburt. Dann hat eine Schwangerschaftsvergiftung weniger Spätfolgen für das Kind.
Schwangerschaftsvergiftung: Wann wird das Kind geholt?
Schwangerschaftsvergiftung: Wann wird das Kind geholt?
Kommt es ab der 37. SSW zu einer Schwangerschaftsvergiftung, wird die Geburt in der Regel sofort eingeleitet. Das schnelle Vorgehen schützt die Gesundheit von Mutter und Kind, ohne dem Baby zu schaden. Vor der 34. SSW dagegen wird versucht, die Schwangerschaft fortzuführen, um eine frühe Frühgeburt zu vermeiden. In den Wochen dazwischen hängt die Entscheidung vom Einzelfall ab.
Dein glückskind-Team ♥





